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Ein König für die Königlichen: Zinedine Zidane als Trainer von Real Madrid

Jetzt soll es also Zizou bei Real richten. Der hat zwar kaum Erfahrung, dafür aber das fußballerische Genie und den Sympathieträger-Bonus.

Zinedine Zidane, dieser Name erfüllt jeden Fußballromantiker mit Ehrfurcht und ein wenig Nostalgie. Ein Junge, der den Fußball auf der Straße kennen und lieben lernte, einer, der im zarten Alter von 14 Jahren von Talentscouts entdeckt wurde, einer, der sich spätestens mit der WM 1998 in der Fußballwelt unsterblich machte. Zinedine Zidane ist ein Genie des Fußballs, und sobald er auf dem Platz stand—das konnte jeder noch so laienhafte Zuschauer bestätigen—, war er zu Hause. Er hatte die Begabung, ein Spiel mit einer einmaligen Ruhe und Energie zu führen und zu entscheiden, ohne seine Mitspieler dabei zu stören, ohne jemandem im Weg zu stehen. Ein Mann, der Souveränität, Ehrgeiz und Talent mitbrachte und damit einer der Größten seines Sports wurde.

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Objektiv betrachtet hat er also alles erreicht, wovon man als Fußballer träumen kann. Doch seit gestern steht fest: Das reicht ihm nicht, er kehrt zurück. Als neuer Cheftrainer von Real Madrid, der 14. Coach in 13 Jahren für die Königlichen.

Man kann ohne Übertreibung sagen, dass Real Madrid Zidanes Fußballfamilie ist. Von 2001 bis 2006 spielte er bei dem sagenumwobenen Traditionsverein und beendete dort auch seine glorreiche Karriere. In Madrid wird er allerorts erkannt, geschätzt und respektiert. Seine vier Söhne treten dort auch in seine Fußstapfen und spielen in der Nachwuchsmannschaft. Er selbst verschwand auch nie gänzlich von der Bildfläche und wurde vor eineinhalb Jahren Trainer von Reals Reserveteam.

Jetzt wird er Trainer einer Weltmannschaft, deren größte Schwäche die ständig wechselnden Trainer sind. Selbst erfahrene und mit unzähligen Titeln geschmückte Namen wie Ancelotti und Mourinho scheiterten am Ende an der kranken Erwartungshaltung von Präsident Pérez. Die Hoffnung wird nun in Zidane gesetzt. Und was passt besser zu den Königlichen als ein Spieler, der Weltmeister wurde und mit Real sogar schon die Champions League gewann (Stichwort: 2002 und Vizekusen)?

Warum bloß Bayer Leverkusen?

Durch seine ruhige Ausstrahlung, seine Zielstrebigkeit und den fantastischen Fußball, der mit seinem Namen unauslöschlich verbunden ist, besitzt er die richtigen Voraussetzungen, Real Madrid zurück an die Spitze zu führen. Im Gegensatz zu Vorgänger Benitez glänzt Zidane auch mit einem sehr guten Verhältnis zur Mannschaft. Er ist in Madrid eine echte Fußballikone, der sowohl als Mensch als auch für sein Fußballverständnis stark in der Gunst der Mannschaft steht. Sogar mit als schwierig geltenden Star-Charakteren wie Cristiano Ronaldo scheint er gut klarzukommen.

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Ein Kerl wie Zidane hat außerdem das Zeug dazu, Real Madrid ein völlig neues Gesicht zu verleihen. Das aalglatte, geföhnte Image des Clubs wird sich mit ihm als Trainer verändern. Die Funktion des Trainers als Sympathieträger spielt in Traditionsvereinen eine nicht zu unterschätzende Rolle, Trainer wie Jürgen Klopp oder Pep Guardiola machten es bereits vor: Ein Trainer, der es schafft, die Stimmung im Team und unter den Fans zu lenken und den ganzen Verein mitzureißen. Eine Art Leitwolf also, an den man als Fan genauso wie als Spieler glauben kann und will. Und wir sind überzeugt: Zizou kann auch als Trainer Leitwolf.

Doch genug der Lorbeeren! Denn sollte Zinedine Zidane als Trainerfigur scheitern, was zugegeben für einen so unerfahrenen Trainer keine Überraschung wäre, würde diese Niederlage einige Schatten auf seine sonst fast blütenweiße Karriere werfen. Aus dem „unantastbaren Fußballgott" würde ein geschasster Trainer werden, der es wie so viele vor ihm bei Real nicht gepackt hat.

Mit der Entscheidung, den Trainerposten anzunehmen, geht Zidane das Risiko ein, sein Denkmal als Fußballgott zum Wackeln zu bringen. Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Er hat die Fans, den Verein und die Mannschaft auf seiner Seite.

Unter diesen Voraussetzungen können wir uns also am Samstag voller Vorfreude mit Chips und Bier bepackt vor den Fernseher setzen und Zidanes Trainerdebüt gegen Deportivo begutachten. Und wenn er mit der Leistung seiner hombres nicht zufrieden war, gibt's einfach ein paar pädagogische Kopfstöße im nächsten Training.