FYI.

This story is over 5 years old.

trauer

Ein Angebot, das du nicht ablehnen darfst...

Kevin De Bruyne wechselt endgültig zu Manchester City und wird bis zu 20 Millionen im Jahr verdienen. Dabei wollte er immer in Wolfsburg bleiben. Geld regelt alles. Oder hätten wir uns doch mehr um den Ausnahmespieler bemühen müssen?
Foto: Imago

Endlich haben wir Klarheit. Kevin De Bruyne wechselt für 75 Millionen zu Manchester City. Dort soll er ein Jahresgehalt von bis zu 20 Millionen bekommen.

Objektiv gesehen ist der VfL Wolfsburg zu beglückwünschen. Für 25 Millionen wurde der Belgier von Chelsea geholt (Borussia Dortmund wollte ihn nicht), die Transfereinnahmen können jetzt reinvestiert werden, um den Kader noch breiter zu machen. Das Rennen um die Meisterschaft dürfte für die Wolfsburger für diese Saison aber durch sein. Viel zu wichtig war der Spieler des Jahres für sein Team.

Anzeige

Und wir werden ihn vermissen. Denn Kevin De Bruyne weiß, wo das Tor steht. Er ist ein Spieler, der immer den richtigen Weg zum Abschluss sucht, seine Mitspieler hat er dadurch so viel besser gemacht und Bas Dost sogar fast die Torjägerkanone beschert. Wenn man De Bruyne spielen sieht, dann erlebt man einen Jungen, der den Fußball liebt. Im kuscheligen Wolfsburger Umfeld konnte er alles aus seinen Möglichkeiten rausholen, auch weil ihm die Schlüssel in die Hand gegeben wurden.

Es ist kein Geheimnis, dass De Bruyne in Wolfsburg bleiben wollte. Der sensible 23-Jährige betonte immer wieder, wie wichtig ihm ein familiäres Umfeld in der Mannschaft sei. Wolfsburg schien wie gemalt für ihn. Wahrscheinlich wird er nirgends anders noch besser spielen können. Zumal er nicht der Schnellste und dazu noch recht unflexibel ist. Es wäre eine große Überraschung, wenn De Bruyne bei City gleich einschlagen würde. Vor allem die Hypothek von 190 Millionen Euro, die City bis 2020 in ihn investiert haben will, werden schwer auf seinen Schultern wiegen.

Bleibt die Frage, warum er gewechselt ist. Zum einen konnte Klaus Allofs das verfügbare Geld wegen der „Financial Fair Play"-Regel nicht wirklich nutzen. Für die neue Saison in der Champions League hatte De Bruyne neue Stars gefordert. Gekommen ist Max Kruse. Unglücklicherweise hatte die Uefa die Strafen wegen Missachtens des FFP gegen Man City wieder aufgehoben. Die dürfen die Millionen wieder mit beiden Händen aus dem Fenster werfen.

Anzeige

Es steht außer Frage, dass Allofs, City und der Berater sich nur noch einigen mussten und rumeierten, um den Preis so weit wie möglich nach oben zu treiben. Die Scheichs von der Insel wissen schlicht und einfach nicht wohin mit ihrem Geld und wollten sich gerade wohl die heißesten Spieler abgreifen. Sterling war der erste, De Bruyne ist der zweite und bestimmt nicht der letzte.

De Bruyne hat immer gesagt, wie wohl er sich in Wolfsburg fühlt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er jetzt lieber in Manchester spielt, ein paar Straßen weiter von Bastian Schweinsteiger, auf den sich die Medien komplett eingeschossen haben.

Bei uns allerdings war es nicht anders. Bisher hatte man kaum einen Scheiß auf Wolfsburg gegeben und jetzt, wo sich natürlich Interessenten gemeldet haben, wurde er jeden Tag mit der Frage konfrontiert, ob er bleibt.

Die hirnrissige Aktion bei der Sport-Bild-Gala hat ihr Übriges getan. Ich hätte erwartet, dass man als Sportjournalist weiß, dass Fußballer nicht unbedingt die spontansten Kreaturen im medialen Umgang sind.

In den letzten Wochen wurde ein so fetter Scheinwerfer mitten auf sein Gesicht gehalten und da wundern wir uns noch, dass der Junge zwei schlechte Spiele gemacht hat?

Am Ende ist es aber ganz einfach. Du bekommst ein Angebot, dass du nicht ablehnen kannst oder sollst oder darfst. Das sagt dein Berater, und wenn die Summe stimmt, sagt das auch dein aktueller Verein. Vielleicht sagt das auch dein Umfeld.

Leider werden wir De Bruyne erst mal wohl nicht in der Bundesliga wiedersehen. Auch wenn er es wieder nicht in England schaffen sollte, wird er wohl kaum nochmal zurück nach Deutschland wechseln. Und wie viele Topstars werden kommen, die sich komplett in den Dienst der Mannschaft stellen können?

Warum haben wir uns also nicht mehr um ihn bemüht, ihm gesagt: „Scheiß auf das Geld, in zwei Jahren kannst du mit deinem Team Meister und Champions-League-Sieger werden und kannst die Bayern vom Thron jagen, dafür würde dich fast ganz Deutschland lieben!"

Ich schätze, jetzt ist es zu spät.