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Musik

Musikreviews

Lange weiße Bärte, Musik für Opa und Oma und Krautsalat von der Tanke. Unsere Reviews.

THE YOUNG
Dub Egg
Matador

Junge Leute, die versuchen, wie die Bands ihrer Großeltern zu klingen. An sich gut und schön, aber ist das eigentlich deren Vorstellung vom Generationenpakt? Leute, ihr sollt arbeiten gehen und die Rente für die Alten ranschaffen! Für kulturelle Almosen dieser Art sind die meisten doch schon viel zu schwerhörig. Auch in den eigenen Peer Groups dürfte dieses Album nicht viel reißen, denn wenn – wie jetzt gerade – sich so vieles soundlich in die Sechziger und Siebziger zurückwünscht, dann ist Dub Egg für die besondere Kenntnisnahme einfach nicht geil genug.

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NORBERT BLÜM

BROTHER ALI
Mourning in America and Dreaming in Color
Rhymesayers Entertainment/Groove Attack

Brother Ali hat sich einen langen, weißen Bart wachsen lassen. Das nimmt ihm etwas das Babyface, dafür sieht er jetzt aus wie das ultimative Böse in einem Horror-Streifen für Anti-Islamisten. Als hätte jemand auf der Albino-Farm den Salafisten-Superstar Pierre Vogel mit Eminem und Bubba Sparxxx gekreuzt - dieser Ali ist weißer als der Weiße Riese. Mourning in America and Dreaming in Color ist sein viertes Album und auch wenn ihm ein paar Skills nicht abzusprechen sind, bleibt die Empfehlung: Mach ein Buch draus. Daran ändern auch die schönen Beats von Jake One nichts, die Stimme bleibt strittig.

BART BRÜDERLE

EAT LIGHTS BECOME LIGHTS
Heavy Electrics
Rocket Girl/Rough Trade

Statt im Presseinfo ausgelutschte Referenzen wie Kraftwerk oder Neu! anzuführen und irgendwas von wegen „Soundtrack zu einem imaginären Film von Ridley Scott“ zu schwafeln, könnte man auch einfach gleich einen Warnaufkleber auf die CD kleistern: „Achtung, vorhersehbarer Beta-Krautrock!“ Was Kreativität, Leidenschaft und Innovation angeht, ist dieser Sound tatsächlich eher mit der Art von Krautsalat vergleichbar, die man im Bistro einer Autobahnraststätte als Beilage zu einem knorpeligen Fleischlappen gereicht bekommt.

BLADE GUNNER

WILL STRATTON
Post Empire
Talitres

Will Stratton hat neulich in seinem Blog einen Rant veröffentlicht, in dem er sich ausgiebig über den „überheblichen“  Charakter heutiger Musikjournalisten aufregte. Uns kann er damit nicht gemeint haben, sind unsere Reviews doch seit Jahren dafür bekannt, sich behutsam an das Oeuvre der Künstler anzuschmiegen wie eine Schmusekatze an das Bein ihres gnädigen Herrchens. Und ja, auch wir rümpfen regelmäßig die Nase angesichts der Arroganz und Rücksichtslosigkeit, mit der unsere überheblichen Kollegen von anderen Musikzeitschriften eine Platte nach der anderen in der Luft zerreißen. Ich bin sicher, das hat Strattons neues Album nicht verdient. Genau kann ich es nicht sagen, da ich die CD versehentlich mit einem Stapel alter MAD-Hefte ins Altpapier geworfen habe, aber ich schwöre, das war ein Versehen und wird nie wieder vorkommen.

FRIEDHELM FURUNKEL