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Extremismus

In einer Linzer Schule wurde ein Vortrag abgebrochen, weil die FPÖ nicht glücklich damit war

Ein Nationalratsabgeordneter intervenierte wegen eines Aufklärungsvortrags zum Thema Extremismus am BORG Honauerstraße. Für den Lehrer ist das "Anschauungsunterricht".

Foto von Susann Scheftner

Ein Vortrag am BORG Honauerstraße in Linz zum Thema "extremistische Herausforderungen in Österreich" wurde am Mittwoch vom Direktor der Schule abgebrochen. Der Vortrag handelte unter anderem von Salafisten, Staatsverweigerern, den Grauen Wölfen, Burschenschaften – und der FPÖ. Letztere fühlte sich in diesem Kontext offenbar falsch repräsentiert und weniger gut aufgehoben.

Die FPÖ erfuhr durch einen Schüler des BORG von dem Vortrag; der hatte seinem Vater Fotos von den Folien des Vortrags geschickt. Laut dem Schüler würde der Rechtsextremismus-Experte Rammerstorfer darin linke Ideologien verbreiten (Rammerstorfer selbst ist Finanzreferent der Grünen in Wels) und soll auch gegen die FPÖ und Burschenschaften gehetzt haben, wie der Vater des Jungen gegenüber den Oberösterreichischen Nachrichten erklärte.

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Sowohl der Schüler als auch sein Vater sind selbst Mitglieder einer Burschenschaft. Der Vater ist Roman Haider, Nationalratsabgeordneter der FPÖ. Haider rief daraufhin den Landesschulratspräsidenten an, der die Beschwerde an den Direktor der Schule weiterleitete.

Kurz darauf wurde der Vortrag schließlich von BORG-Direktor Wolfgang Oberndorfer beendet. Haider soll daraufhin einen der Lehrer direkt kontaktiert haben, die für die Organisation des Vortrags verantwortlich waren. Die Schülerin Susann Scheftner saß im Vortrag. Laut ihr soll dem Lehrer sogar gedroht worden sein.

Der Vortrag sei laut Direktor zur Sicherheit des Lehrers abgebrochen worden. Gegenüber VICE erklärt Direktor Wolfgang Oberndorfer: "Der Vortrag wurde nicht aus politischen Gründen unterbrochen, sondern dem Lehrenden Rammerstorfer mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen gedroht wurde. Über den Vorfall wird aktuell sowohl mit Lehrern als auch Schülern gesprochen."

Gegenüber den Oberösterreichischen Nachrichten verteidigte der Landesschulratspräsident die Intervention. Es sei nicht zulässig, eine demokratisch legitimierte demokratische Partei mit Extremismus in Verbindung zu bringen. In der politischen Bildung sei auf Ausgewogenheit zu achten.

Seit Mittwoch hätten sich mehrere Schülerinnen und Schüler bei ihm gemeldet, schreibt Rammerstorfer auf Facebook. Sie entschuldigten sich für ihren Mitschüler und die Reaktion der Schule, bedankten sich für den Vortrag und betonten ihr Unverständnis gegenüber der Entscheidung, allen Schülerinnen und Schülern habe der Vortrag gefallen – bis auf eine Ausnahme. Eine Schülerin schreibt, der Vortrag habe ausschließlich Fakten beinhaltet und keine politische Partei oder ihre Wählerschaft sei positiv oder negativ dargestellt worden.

Gegenüber den Oberösterreichischen Nachrichten verteidigt Rammerstorfer seinen Vortrag. Er habe die FPÖ geschichtlich korrekt dargestellt. Weitere Informationen gibt es von Rammerstorfer aktuell nicht – er bespricht den Vorfall derzeit mit den ebenfalls betroffenen Lehrern. Der Schüler habe gegenüber seiner Klasse erzählt, er wolle Anzeige gegen Rammerstorfer aufgeben, erzählt Susanne Scheftner. Ob das tatsächlich passieren wird, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch offen.

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