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Das „Hooligansgame" ist der feuchte Traum nostalgischer Tastatur-Choleriker

Die Regeln sind einfach: Mit Pyro oder Stange müssen Fans einer Mannschaft gemeinsam die anderen tot prügeln. Den Jungs aus Osteuropa macht auch hier niemand etwas vor.
Alle Fotos: facebook.com/hooligansgamecom

Kämpfe zwischen Hooligans sind hart, schmerzhaft und werden immer professioneller. So prügeln sich mittlerweile nicht mehr nur die betrunkenen Vollprolleten, sondern eher die durchtrainierten Amateur-Kickboxer und die todesmutigen Hobby-Pumper—was Vollprolleten aber natürlich keineswegs ausschließt. Für alle übrig gebliebenen Schreibtischtäter und Ultra-Nerds, die nur große Fresse machen wollen, gibt es das Hooligansgame. Es ist das schlechte Pixelerlebnis, das dich in eine Windows-2000-Zeit katapultiert und als dreckiger Bastard in einer durchzechten Nacht von Fußballmanager und Fight-Club entstanden ist.

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Für das kostenlose Browserspiel braucht man keine bis wenig Game-Kenntnisse und es lässt sich in diversen Modi spielen. In dem MMO-Game meldet man sich ganz einfach mit der Vorliebe des eigenen Herzensvereins und seiner Nationalmannschaft an. Anschließend kann man sich zwischen so tollen Charakteren wie dem Antifa-Kämpfer oder dem Alt-Hool einen Style verpassen. Dann geht es mit gleichgesinnten Schlägern in den eigenen Vereinsfarben schon gemeinsam auf den Acker. Die digitale Wald-und-Wiese-Fraktion muss eben nicht dorthin ausweichen, sondern kann sich mitten im Stadion, auf sandigen Bolzplätzen oder vor dem Brandenburger Tor die Köpfe einschlagen.

Die Grafik ist hierbei eine Mischung aus GTA 2 und FIFA 2006 mit gefühlten Unsterblichkeit von Tony Hawk 2. Bei den Maps haben sich Programmierer auch kein Bein herausgerissen und präsentieren 2000er-Straßenteppiche und lame Dauerschleifen-Fan-Wände. Aber dem Spieler geht es ja eigentlich auch um die Fiktion als zerstörerischer Hool seine Wut an allem und jedem auszulassen. Das funktioniert.

Im einfachen Fight-Modus landet der eigene Hooligan-Avatar irgendwo in einer Map und kann sich so lange durchschlagen, bis er stirbt. Zu gewinnen gibt es verschiedene Punkte und Geld für verschiedene Stärken und Waffen. Waffen… da war doch was: Im wilden Treiben einer Stadt-Map kämpft man gegen die Schläger von der AS Roma oder irgendwelche dahergelaufenen Manchester-Hools. Dabei kann man mit Pyro schmeißen, Stangen schlagen oder die guten alten Fäuste sprechen lassen. Bis einer stirbt. Für die GTA-Herumlaufen-Typen gibt es zudem genug Pubs oder Polizeiautos zu zerstören und auch der ein oder andere Beamte kann einem über den Weg laufen.

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Wem der sinnlos-brutale und unorganisierte Kampf zu harmlos und unwichtig ist, der kann bei der Königsdisziplin mitmachen: Die Länder- oder Vereinsmatches. Hier können Tatstatur-Choleriker sich in aller Seelenruhe mit dem Lokalrivalen messen oder Zaunpöbler sich mal den sportlichen Jungs aus Polen oder Serbien stellen. Das Spiel lebt vor allem von dieser patriotistisch-motivierten Aggression gegen alle anderen. Jeden Abend finden zu festen Anstoßzeiten die virtuellen Kämpfe statt. Der Spaß bleibt dabei eher ein wenig auf der Strecke, da die unübersichtlichen Horden im hektischen Command-and-Conquer-Style aufeinander dreschen.

Das Videogame ist nur für Mac und Windows konzipiert und ist eigentlich ein langweiliger Zeitvertreib mit Oldschool-Grafik, der nur von der Rivalität und Leidenschaft der Fankultur lebt. Bei all der glorifizierten Gewalt und dem Hass gegen die Polizei und andere Nationen fällt es schwer dieses Spiel irgendwie toll zu finden. Man kann dem Spiel aber den gut gemeinten Willen unterstellen, dass das Game und dessen Brutalität eine Alternative zu den realen Kämpfen und Aggressionen mancher Fans ist. Und wer hätte es anders gedacht? Die Jungs und Mädels aus Osteuropa sind auch im virtuellen Game ganz weit vorne. Vor ihnen stehen nur die sehr aktiven griechischen PC-Hools. Mögen sie mit Müslischüssel und Dosenbier dort weiterkämpfen.

Folgt Benedikt bei Twitter: @BeneNie