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The Fashion Issue 2012

Roadkill ist der letzte Schrei

Gerry Armsworthy, ist Experte für „Roadkill“; aus totgefahrenen Tieren fertigt er modische und praktische Winterkleidung an.

Gerry Armsworthy, 73, ist Experte für „Roadkill“; aus totgefahrenen Tieren fertigt er modische und praktische Winterkleidung an. In seinem Haus in Regina, Saskatchewan, das ihm gleichzeitig als Werkstatt dient, stehen sieben Nähmaschinen und eine riesige Gefriertruhe, in der er seine gesammelten Kadaver aufbewahrt. Jedes Jahr fertigt er über hundert Teile an und verkauft sie auf Handwerksmärkten oder über seinen Bestellservice. VICE: Wie sind Sie zu diesem doch recht einzigartigen Betätigungsfeld gekommen?
Gerry Armsworthy: Als ich noch gearbeitet habe und viel in der Gegend herumgekommen bin, sah ich immer all diese reizenden Tierchen tot am Straßenrand liegen. Sachen aus Leder zu nähen, war schon lange ein Hobby von mir, und ich brauchte eine Zierleiste für meine Pantoffeln. Also ging ich in die Bücherei und holte mir ein paar Bücher über das Häuten, Ausweiden und Gerben von Tierhäuten. Ist es schwer, an brauchbare Straßenkadaver zu kommen?
Nicht in Saskatchewan. Auf der Suche nach Nahrung sind auf den Highways jede Menge wilde Kojoten, Füchse, Dachse und Waschbären unterwegs. Die meisten werden nachts überfahren. Aber explodieren die Körper der Tiere durch den Aufprall mit dem Fahrzeug nicht förmlich?
Nein, unbrauchbar werden sie nur, wenn ein Sattelschlepper sie platt macht. Steigen Ihre Preise mit der Seltenheit der Felle?
Auf jeden Fall. Mein teuerstes Stück ist ein Hut aus Dachsfell. Der Dachs ist einer der bösartigsten Vertreter der Wieselfamilie und hat ein wunderschönes Fell, aber er hält Winterschlaf. Überfahren werden Dachse nur, wenn sie aufwachen, um zu fressen. Haben Sie je bei einer überfahrenen Katze gedacht: „Hey, das gäbe einen schönen Hut!“?
Oh, nein, das würde ich nie tun, aber ich hatte schon sehr merkwürdige Anfragen. Einmal wollte jemand, dass ich seinen Hund verarbeite. Ich habe ihm gesagt, er soll damit woanders hingehen. Dann hat mal ein Typ angerufen und gefragt, ob er die Schädel haben kann. Meine Frau und ich fanden das ziemlich seltsam. Es gibt alle möglichen Verrückten da draußen. Was würden Sie Leuten raten, die das auch machen wollen?
Die meisten denken nicht daran, aber das Erste, was passiert, wenn ein Tier totgefahren wird, ist, dass seine Eingeweide platzen. Das kann eine ziemlich stinkende Angelegenheit sein. Um das Blut herauszuwaschen und die Innereien zu säubern, sollte man nur Wasser nehmen, aber kein heißes, weil dann das Blut kocht und man es nicht mehr herausbekommt.

Illustration von Maia Ruth Lee