FYI.

This story is over 5 years old.

Mode

From the Endz

Der Streetstyle-Blog From the Endz scheißt auf die ganzen verwöhnten Gören, die aus der Tasche ihrer Eltern leben.
Jamie Clifton
London, GB

Der 20 Jahre alte Larry B. ist ein kleines Mysterium, er will uns seinen Namen nicht sagen und über seinen Blog bekommen wir auch nicht viel mehr raus. Aber eigentlich ist alles, was man wissen muss, dass er der Junge hinter dem Streetstyle-Blog From The Endz mit dem Untertitel "Streetstyle in its truest form" aus dem Süden Londons ist. Der Blog zeigt keine verwöhnten Gören, die mehr von dem Geld ihrer Eltern für eine Tasche ausgeben, als der durchschnittliche Inder in einem Jahr verdient, sondern auf die weniger wohlhabenden Typen. Larry hebt sich vom Rest ab, indem er bewusst auf die üblichen Klischees verzichtet—z.B. Streetwear, alles, was Vintage oder zu durchdacht aussieht—und sich statt dessen auf die Kids der Arbeiterklasse konzentriert, die seiner Meinung nach ein realistischeres und genaueres Bild der Londoner Jugend zeigen.

Anzeige

VICE: Ich mag den Untertitel deines Blogs 'Streetstyle in its truest form'. Ist dieses Statement gegen die ganzen Streetstyleblogs mit ihren gepflegten Looks und durchgestylten Outfits gerichtet?

Larry B.: Ja, absolut. Ich denke, dass die Leute, die aussehen, als ob es ihnen egal ist, tatsächlich am meisten auf ihre Kleidung achten. Und das ist OK, jeder macht sich seine Gedanken—jeder kuckt in den Spiegel, bevor er das Haus verlässt—aber ich mag es lieber etwas realistischer. Wie du schon sagst, es ist dieser gepflegte, hippe Stil mit Bildern von dünnen, italienischen Mädchen—das ist mir einfach zu langweilig geworden. Das ist doch alles Fake.

Also was hat dich dann dazu gebracht, rauszugehen und den echten Streetstyle zu dokumentieren?

Tatsächlich fing es mit einem Schulprojekt an, wir sollten uns einen Stil aussuchen und dann 20 Streetstyle-Fotos davon machen.

Das gab dir also den Rahmen für das alles?

Ja, aber ich habe auch ein paar Fotos in Paris und an einigen anderen Orten gemacht. Also wurde es eher eine Sammlung von jungen Leuten der Arbeiterklasse, die ihre Herkunft in jeder ihrer Entscheidung ausdrückten.

Gab es einen großen Unterschied zwischen den Jugendlichen der Arbeiterklasse in Paris und London?

Die Leute in Paris waren trendbewusster—alle hatten diesen Chris Brown-Look mit Grafiken auf den T-Shirts und vielen bunten Klamotten—während die Leute hier nicht so darauf stehen. In London tragen die Jungs normalerweise viel schwarz oder Jeans mit puffigen Jacken. Mädchen sind da variabler, glaube ich. Aber ich mag die Tomboys ganz gerne. Und Perlenketten—die liebe ich. Aber stimmt schon, in Paris habe ich weniger Fotos gemacht, die Leute sahen da einfach zu gestylt aus.

Anzeige

Das ist also ein Ausschlusskriterium, wenn du auf der Suche nach Leuten bist, die du fotografieren kannst?

Ja, absolut. Die Sache ist die, dass es normalerweise eine Art Interaktion mit den Leuten gibt, bevor ich ein Foto mache. Ich schaue nicht so sehr auf das Outfit, sondern eher nach dem Charakter. Ich laufe oft mit meiner Kamera durch South London, schaue mir die Leute gründlich an und so fängt das eben an. Ich spreche auch gerne etwas mit den Menschen, bevor ich ein Foto von ihnen mache, denn die Persönlichkeit eines Menschen definiert sich nicht nur über die Kleidung. Ich sehe das eher als Porträts in Streetstyle-Form.

Das ist cool. Haben die Leute schonmal komisch reagiert, wenn du sie nach einem Foto gefragt hast?

Nicht wirklich, nein. Die meisten lieben es. Sie sagen dann: "Ah, kannst du ein Foto von mir machen? Kannst du mir das auf Facebook schicken?" Also nein, sie lieben es.

Sehr gut. Wo macht man die besten Fotos?

Ich geh eigentlich nicht an besondere Orte, es geht eher darum, wo ich grade bin. Es läuft dann meist so ab, dass ich zufällig irgendwo bin und da Leute sind, die ich fotografieren kann. Ich gehe nie mit dem Vorsatz raus, Fotos zu machen und das will ich auch nicht, denn ich möchte, dass jede Person, nun ja, etwas Besonderes ist.

Also, wo ist der beste Ort in London für ungestylte Leute?

Elephant & Castle und Camberwell. Peckham und das Zentrum von Croydon sind auch ganz gut.

Anzeige

Wie kommt das?

Weil an diesen Orten eine Menge junger Leute abhängen. Ihr wisst schon, Schulen, Busbahnhöfe, solche Plätze halt. Dort sieht man viele junge Menschen, die rumlaufen, wie sie wollen. Und jedes Viertel hat seinen eigenen Look, denke ich. Ist doch klar, der Südosten ist anders als der Südwesten, der Osten anders als der Norden etc.

Ja, schon klar. Hast du beim Fotografieren irgendwelche speziellen Trends beobachtet, die typisch für ein Viertel sind?

Ich hab mal in der Walworth Road gewohnt und wirklich jedes Schulkind hat diese schwarzen Nike-Taschen mit dem Swoosh auf der Rückseite. Ja natürlich. Diese Taschen sind hier überall. Und Turnschuhe auch. Das ist die Uniform. Aber es gibt natürlich Unterschiede in jedem Viertel. Die Mädchen in Brixton und Peckham tragen alle geflochtene Haare, aber in Peckham sind die Zöpfe länger, weil der afrikanische Einfluss hier größer ist. Die Mädchen und ihre Mütter mögen das so. In Brixton hingegen sind die ganzen Jamaikanerinnen mit ihrem Mainstream-Kram von Kim Kardashian, also tragen sie auch ihre Haare so und stylen sich auch so.

Und was ist mit den Jungs?

Es gibt eigentlich keine großen Unterschiede zwischen den Jungs in Brixton und Peckham. Durchgehend schwarze Klamotten sind der größte Trend, den ich bei den Jungs in South London bemerkt habe. Wenn du das einen Trend nennen möchtest.