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Fußball

Jetzt singen auch hessische Polizisten "Timo Werner ist ein Hurensohn"

Der Hass-Song über den deutschen Nationalspieler schaffte es vom Ballermann bis in die Polizeikaserne. Gegen die Beamten wird nun ermittelt.
Foto: Screenshot aus dem YouTube-Video "Polizisten singen Timo Werner ist ein Hurensohn" von "Anti RB Leipzig Original"

Eine Polizeiunterkunft irgendwo in Hessen. Ein Polizist stapft mit gezückter Handykamera durch die Stube zu einem Kollegen. Dieser steht vor seinem Kleiderspind. Nach einem kurzen Frage-Antwort-Spiel holt einer der Polizisten ein Trikot von Bundesligist RB Leipzig hervor und beide Beamten singen und hüpfen. "Timo Werner ist ein Hurensohn", grölen sie. Anschließend spuckt einer der beiden auf das Trikot. Darauf prangt der Name des Nationalspielers. Das Video der beiden Polizisten ist nur der (bisherige) Höhepunkt des Timo-Werner-Bashings.

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Der Song hat mittlerweile einen ekligen Kultcharakter und schallt schon seit Dezember vergangenen Jahres über ganz Europa. Von Sprechchören bei der Darts-WM in London über die Stadien der Bundesliga bis hin zum Bierkönig auf Mallorca. Und besonders am Ballermann scheffelt man ordentlich Kohle auf dem Rücken des 21-jährigen Fußballprofis. Auf der Ferieninsel kann der gehässige Fußballfan nicht nur "Timo Werner ist ein Hurensohn"-Tanktops kaufen: Auch Schlager-Senkrechtstarter Ikke Hüftgold sprang auf den Zug auf und befeuerte mit seinem Song "Imo Erner (ist kein) Urensohn" den Hass gegen den deutschen Nationalspieler. Mehr als 1,3 Millionen YouTube-Hörer katapultierten den mallorquinischen Sommerhit vom Ballermann bis in die deutschen Volksfestzelte – und Polizeikasernen.

Hintergrund für den Hass auf Timo Werner waren eine unnötige Schwalbe und sein Arbeitgeber RB Leipzig. Der vom Brausehersteller Red Bull hochgekaufte Klub verkörpert für die viele Fans die Kommerzialisierung des Fußballs. Neben Boykotten, Protestbannern und inhaltlich wertvoller Kritik aus allen Fanszenen Deutschlands fielen einige Fans jedoch immer wieder mit hässlichen Aktionen auf. So wurden etwa in Dortmund einige RB-Anhänger gewaltsam angegangen, in Dresden flog ein abgetrennter Bullenkopf in den Innenraum des Stadions. Nach seiner unsportlichen Schwalbe im Dezember vergangenen Jahres gegen Schalke 04 wurde der 21-Jährige von einigen Fans zum Gesicht des Hassobjekts RB stilisiert. Werner selbst schweigt zum Thema.

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Nachdem nun sogar Polizisten in den Anti-Werner-Chor einstimmten, reagierte auch Werners Klub RB Leipzig auf den Fall. "Wir verurteilen das Verhalten. Hoffen wir mal, dass es nur Hobbypolizisten und nicht Beamte im Dienst waren", erklärte ein RB-Sprecher gegenüber Bild. Doch die vage Hoffnung, dass in dem Video keine echten Polizisten singen, zerplatzte schnell. "Wir wissen mittlerweile, dass es sich um eine Liegenschaft der hessischen Bereitschaftspolizei handelt", sagte ein Sprecher der Einheit gegenüber VICE. "Wir fischen im Moment noch im Trüben, aber wir unterziehen den Fall einer dienstaufsichtsrechtlichen Untersuchung und haben schon die Behördenleitung informiert."

Dass sich nun ausgerechnet zwei Beamte der hessischen Bereitschaftspolizei in die Liste der Werner-Sänger eingliedern, schließt einen Kreis. Die hessische Bereitschaftspolizei, die sich selbst als "Garant für die innere Sicherheit in unserem Land" beschreibt, sichert bundesweit Fußballspiele der ersten bis dritten Liga ab. Dort treffen sie sowohl auf "Timo Werner ist ein Hurensohn" singende Fußballfans als auch auf Anhänger von RB Leipzig.

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