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Epischer Untergang: Wie eine Band nach Missbrauchsvorwurf dem Erdboden gleich gemacht wird

Nachdem einem Bandmitglied der queeren Band PWR BTTM sexueller Missbrauch vorgeworfen wurde, reagieren Label und Co. so konsequent, wie wir es noch nie gesehen haben.

Foto von Facebook

2013 gründete sich am Bard College im Staat New York die queere Pop-Rock Band PWR BTTM. 2014 veröffentlichten sie ihr erstes Demo Cinderella Beauty Shop, 2015 folgte das Debütalbum Ugly Cherries. Ihre Musik und Live-Performances wurden von namhaften Magazinen wie The New York Times, NPR und Rolling Stone abgefeiert. Gespannt wurde das Release ihres zweiten Albums Pageant am 12. Mai 2017 erwartet. Dann tauchte einen Tag vorher ein Facebook-Post aus einer eigentlich geschlossenen Gruppe auf, der auf sämtlichen Social Media-Kanälen geteilt und verbreitet wurde und durch den sich für PWR BTTM alles änderte:

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Ben Hopkins, Mitglied des Queer-Rocker Duos, wird darin des sexuellen Missbrauchs beschuldigt, Annäherungsversuche bei Minderjährigen unternommen und Leute aus der Queer-Community tyrannisiert zu haben. Außerdem wird ein Foto von Hopkins am Strand mit einem in den Sand gezeichneten Hakenkreuz abgebildet. Das sieht alles in allem nicht gut aus, um es vorsichtig auszudrücken. Noch am selben Tag veröffentlichen Ben Hopkins und das andere Bandmitglied Liv Bruce ein Statement. Darin heißt es, sie seien geschockt und die Vorwürfe hätten sie überraschend getroffen. Außerdem gibt es eine Mail-Hotline, an die sich die Leute wenden können, um ihre Anschuldigungen loszuwerden. Denn der vorgebrachte Vorwurf blieb bei Weitem nicht der Einzige.

Ein mutmaßliches Opfer, das lieber anonym bleiben möchte, schildert in einem Interview mit Jezebel, wie Hopkins mehrfach gegen ihren Willen Sex mit ihr herbeiführte, sich weigerte, ein Kondom zu tragen und ihr danach weiterhin Nacktbilder schickte. Die Überraschung mit der PWR BTTM auf die Anschuldigungen reagierte, bezeichnet sie als komplette Lüge, da sie bereits Kontakt mit Liv Bruce hatte und dabei die ganze Geschichte erzählt hatte. Bruce riet ihr wohl, Kontakt mit Hopkins aufzunehmen, da Hopkins sicher gar nicht klar sei, wie sie die Sache empfinde.


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Die Release-Show in New York wurde gecancelt. Die Tourmusiker von PWR BTTM haben erklärt, dass sie nicht mehr die Bühne mit ihnen teilen würden. Das Label Polyvinyl hat den Vertrag aufgelöst und Käufern von PWR BTTM-Produkten eine Erstattung angeboten. Auch das europäische Label, Big Scary Monsters, und die deutsche PR-Firma, Fleet Union, haben sich von der Band abgewandt; genauso wie ihr Management und die Bands – T-Rextasy, Nnamdi Ogbonnaya, Tancred und iji –, die PWR BTTM auf der anstehenden Tour begleiten sollten. Inzwischen kann man ihre Musik auch nur noch bei Spotify streamen – iTunes und Apple Music haben die Band aus ihrem Sortiment verbannt; das neue Album gibt es auch bei Tidal, Google Play und Amazon nicht.

Die Tour wird angeblich komplett abgesagt. Polyvinyl hat eine Anfrage an Spotify gestellt, Pageant auch dort nicht mehr anzubieten – es ist unklar, ob und wie es für PWR BTTM weitergeht. Der Wikipedia-Eintrag besagt bereits, dass es die Band von 2013 bis 2017 gab.