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Bundesliga

6 Versprechen, die der dritte Spieltag nicht eingehalten hat

Borussia Mönchengladbach hatte nur einen Fehlstart und Stuttgarts Powerfußball wird sich auszahlen—auf keinen Fall. Wir haben die Prognosen des dritten Spieltags widerlegt.

Am Wochenende sorgte der dritte Spieltag der Bundesliga wieder für ganz viel Spielfreude und noch mehr Ernüchterung: BVB und Bayern marschieren, Gladbach und der VfB schockieren. Doch vor allem das jetzt endlich schließende Transferfenster lässt wohl beinahe alle Fans und Team-Manager vor Freude weinen. Trikots können endlich beflockt (zumindest bis zum 1. Januar ganz ohne Ärger) und Comunio-Aufstellungen perfektioniert werden. Aber wie schlagen sich der VfL Wolfsburg ohne De Bruyne und der HSV ohne Glück? Wir haben uns mal angeschaut, was alles am Bundesliga-Wochenende so passiert ist, obwohl niemand damit gerechnet hätte:

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Dortmund hat unter Tuchel Torschusstraining geübt

Borussia Dortmund steht nach dem 3:1-Sieg gegen Hertha BSC Berlin mit einer Bilanz von 11:1 Toren vor dem FC Bayern an der Tabellenspitze. Thomas Tuchel hat aus der oftmals naiven Pressing-Maschine ein abgezocktes Ballbesitz-Team gemacht und ist der erste BVB-Coach, der seine ersten drei Bundesliga-Spiele alle gewonnen hat. Der BVB spielt dabei attraktiv nach vorne und traf so oft wie keine andere Mannschaft. Die positive und frische Entwicklung ist eigentlich ein Grund zur Freude, doch: Die ersten acht Pflichtspiele zeigten, dass die Borussia wie zu Klopps Zeiten immer noch eine richtig miese Chancenverwertung hat. Gegen Hertha erspielte sich der BVB zahlreiche gute Gelegenheiten und das Spiel schien ab der 51. Spielminute schon gelaufen zu sein. Doch trotz 15:4-Torschüssen für den BVB gelang Hertha noch der Anschlusstreffer und Zuschauer und Spieler mussten noch etwas zittern. Wenn Dortmund auch am Ende der Saison wieder ganz oben stehen will, dann müssen das mit dem Tore schießen intensiver trainieren.

Douglas Costas 30 Mio-Ablöse war zu hoch

Kritische Stimmen wurden Anfang Juli laut, als der FC Bayern bekannt gab, für 30 Millionen Euro irgendeinen unbekannten Brasilianer von Schachtjor Donezk gekauft zu haben. Mal davon abgesehen, dass 30 Millionen Euro eine stolze Summe ist, die in der Bundesliga—und auch bei den Bayern—noch immer nicht für jeden dahergelaufenen Profi gezahlt wird, glaubte sportlich nicht mal Costas Ex-Trainer an den Brasilianer. „Ich denke, im Moment ist Douglas noch nicht stark genug für Bayern", gab ihm Mircea Lucescu mit auf dem Weg nach München. Nach dem dritten Spieltag der Bundesliga sind wir jedoch sicher: Costa ist nicht nur blitzschnell und dribbelstark, sondern hinterlässt schon jetzt seine besondere Duftmarke im Bayernspiel. Die klagenden Rufe für eine Ribery-Rückkehr ließ er verstummen. Als international erfahrener aber auch noch entwicklungsfähiger Spieler ist er in Zeiten, wo selbst hinkende Drittliga-Stürmer in Europas Topligen ein zweistelliges Millionenangebot bekommen, ein echtes Schnäppchen und Bayerns Königstransfer!

Wolfsburg geht ohne De Bruyne unter

Der VfL Wolfsburg hatte es nicht leicht in den letzten Tagen. Erst wurde ihnen Kevin De Bruyne mit einem Angebot aus England abgeluchst, dass nicht mal der VW-Konzern hätte zahlen wollen, und dann flüchtete auch der andere Flügelspieler Ivan Perisic nach Italien. Jetzt ist der Verein zwar um geschätzte 100 Millionen Euro reicher, doch ohne die zwei Stützen des Wolfsburger Offensiv-Spiels sollte gar nichts mehr gehen, geschweige denn Bas Dost treffen. Denkste. Vieirinha, Caligiuri, Kruse und Co sorgten gegen Schalke für einen klaren 3:0-Heimsieg! Dabei spielten die Niedersachsen lange nicht so souverän, wie das Ergebnis verraten lässt. Schalke schoss öfter aufs Tor, doch Wolfsburg machte die Buden. Auch Bas Dost traf, Vorlage Christian Träsch. Wer braucht Kevin De Bruyne?

Hamburgs Glückssträhne hält an

Der HSV ist in den letzten zwei Jahren zum allgemeinen Buhmann der Liga mutiert. Die mehr als schmeichelhaften Auftritte in den Relegationsspielen gegen Fürth und Karlsruhe, der ewige Dino-Hype und das systematische Verbrennen von Geld und talentierten Spielern, macht es einem aber wirklich schwer die Hamburger noch irgendwie sympathisch zu finden. Doch was sich schon im DFB-Pokal-Spiel gegen Jena erkennen ließ, hat sich nun endgültig im Spiel gegen den 1. FC Köln gezeigt: Das endlos geglaubte HSV-Glück ist wohl aufgebraucht. Erst gab's einen strittigen Elfmeter für die Kölner und eine rote Karte für Spahic, die nie und nimmer eine war. Anschließend wurde in der Nachspielzeit ein möglicher Ausgleich verwehrt, weil das Schiedsrichtergespann das Handspiel von Risse nicht sah. Der Arm des Kölners war zwar angelegt, doch ging aktiv zum Ball. Bei einem klassischen Hamburger Existenz-Spiel wäre alles für den HSV gelaufen. Diese Zeiten sind wohl erstmal vorbei—schön.

Gladbachs Auftakt war nur ein Fehlstart

Borussia Mönchengladbach verliert das dritte Spiel der Saison und liegt mit null Punkten auf dem letzten Tabellenplatz. Von einem Fehlstart kann spätestens jetzt gesprochen werden. Die Probleme sind aber wesentlich größer. Dabei hat die Champions League, in der den Gladbachern mit Juventus, Manchester City und dem FC Sevilla eine Todesgruppe zugelost wurde, noch nicht mal angefangen. In der Abwehr fehlt die Erfahrung, aber auch die Klasse des verletzten Martin Stranzl, im Mittelfeld die Laufleistung von Neu-Leverkusener Christoph Kramer und im Sturm der torfgefährliche Max Kruse. Für die Gladbacher Defensive wurden bewusst junge und noch entwicklungsfähige Spieler günstig geholt, die an den ersten Spieltagen etwas überfordert wirkten und in der Offensive hat 10 Millionen-Transfer Josip Drmic noch keinen Anschluss gefunden. Wenn Gladbachs Spiel weiterhin nicht funktioniert und noch ein wenig Verletzungspech dazu kommt, kann die Saison nicht nur in die Hose gehen, sondern noch schlimmer werden. Erinnerungen an den tiefen Fall von Favre bei der Hertha lassen Böses erahnen

Stuttgarts Powerfußball wird sich auszahlen

Der VfB Stuttgart startet wie gewohnt richtig schlecht in die Bundesliga-Saison. Doch eines ist anders: Der VfB macht Spaß. Die Flankenläufen der Außenspieler, Daniel Didavi, Mittelfeld-Boss Serey Dié oder Filip Kostic—Lichtblicke gibt es genug im Stuttgarter Spiel. Das Spiel nach vorne läuft und eine klare Handschrift des Trainers ist auch zu erkennen. Leider war es das auch. Stuttgarts Krisenkinder sind alle Spieler der Defensive samt neuem Torwart Przemyslaw Tyton. Sie spielten bisher mies bis unterirdisch. Der VfB wirkt wie eine 400-PS Bolide ohne Bremsen. Eine Besserung ist nach den schwachen Auftritten des Defensivverbunds erstmal nicht in Sicht. Noch ist es in Stuttgart trotz vorletztem Tabellenplatz und null Punkten verhältnismäßig ruhig, schlechte Saisonstarts ist man ja gewohnt. Doch wenn es auch im vierten Spiel eine Niederlage gibt, wird es wohl auch für Coach Zorniger immer ungemütlicher. Der elendige Abstiegskampf ist scheinbar schon jetzt ein weiteres Mal auch in Stuttgart angekommen.