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Chicharito in Leverkusen: Social-Media-Coup oder Stürmerstar?

Mit hohen Erwartungen kam Königstransfer Chicharito nach Leverkusen. Bisher traf er erst zwei Mal, doch der frühere Edeljoker von Manchester United und Real Madrid will in Leverkusen endlich explodieren.
Imago/Philipp Szyza

Beim heutigen Champions-League-Spiel zwischen Bayer Leverkusen und dem AS Rom könnte sich schon am dritten Spieltag der Barca-Verfolger in Gruppe E herauskristallisieren. Die Leverkusener wollen ihr positives Auftreten in der Königsklasse mit ihrem zweiten Dreier gegen den italienischen Vizemeister bestätigen. Nach zuletzt drei sieglosen Spielen soll der 12-Millionen-Euro-Neuzugang Javier Hernández, alias die kleine Erbse „Chicharito", den Unterschied ausmachen.

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Das Toreschießen liegt in der Familie von Javier Hernández. Sein Vater Javier Hernández Gutiérrez, wegen seiner kleinen Größe und den grünen Augen bekannt als die Erbse „Chícharo", war Nationalstürmer Mexikos. Sohn Chicharito wurde also auch ohne grüne Augen zur kleinen Erbse und zum Stürmerstar. Auch Chicharitos Großvater Tomás Balcázar war während der Wm 1954 mexikanischer Nationalspieler und schoss gegen Frankreich sogar ein Tor.

Mit dem eingeimpften Torinstinkt des Vaters traf Chicharito bei der WM 2010 erst wie der Opa gegen die Franzosen und wechselte anschließend für 7,50 Millionen Euro vom Club Deportivo Guadalajara zu Manchester United. In seiner ersten Saison für die Red Devils schien sein stetiger Erfolgsweg nach ganz oben weiterzugehen. Mit 20 Toren und dem Gewinn der englischen Meisterschaft in seiner Debüt-Saison scheiterte die kleine Erbse mit ManU erst im Champions League-Finale am FC Barcelona. Fortan durfte sich der gehypte Hernández allerdings nur Edeljoker nennen.

Trotz 49 Toren in vier Saisons für United und sieben Toren in 23 Ligaspielen in der letzten Saison für Real Madrid schaffte es der 1,75 Meter große Mexikaner nie wirklich unumstrittene Kraft bei den beiden europäischen Spitzenvereinen zu werden. Die millioneschweren Ronaldos, Bales und Rooneys wurden ihm vorgezogen.

Dabei ist die kleine Erbse der schillernde Fußballstar in Mexiko. Nach seinen Stationen bei den Weltklubs United und Real folgen dem 27-Jährigen in den sozialen Netzwerken über acht Millionen Menschen. Allein bei Twitter sind es 5,75 Millionen Follower—mehr als doppelt so viele wie der FC Bayern und fast 30 Mal so viele wie sein neuer Verein aus Leverkusen hat. Bei jedem Bundesligaspiel sind zahlreiche mexikanische TV-Teams da, um Chicharito zu beobachten. Sein Transfer brachte den Leverkusenern in den sozialen Netzwerken neue Like- und Retweet-Rekorde. Also ist er für Bayer eher Social-Media-Coup statt Stürmerstar?

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#Chicharito has a new number. Check out his #Bayer04 shirt: http://t.co/mbXYh2Fq65 https://t.co/BhpR4Ld36h
— Bayer 04 Leverkusen (@bayer04fussball) 3. September 2015

Aber auch in seiner Heimat ist Hernández trotz seiner Popularität und seiner Effektivität von 40 Toren in 74 Länderspielen für die mexikanische Nationalmannschaft nicht unumstritten. Bei der WM 2014 war der 27-Jährige in allen vier Spielen hinter dem CF America-Stürmer Oribe Peralta nur Ergänzungsspieler. Mit dem Wechsel nach Leverkusen Anfang September will Chicharito endlich seinem Status als Superstar gerecht werden.

Bei Bayer traf Chicharito wettbewerbsübergreifend in acht Spielen bisher erst zwei Mal, doch er kann eines der wichtigsten Mosaiksteinchen für den Verein werden. Der pfeilschnelle Mexikaner passt perfekt in den dynamischen Hauruck-Fußball von Trainer Roger Schmidt. Im Dreikampf mit Dauerlösung Stefan Kießling und Neuzugang Admir Mehmedi scheint er die Nase vorn zu haben und sich einen der begehrten Plätze im Sturm ergattert zu haben.

Vor allem aber seine Erfahrung soll die junge Leverkusener Mannschaft, die sich in den letzten Jahren immer als nicht abgebrüht genug in den entscheidenden K.o.-Spielen der Champions League präsentierte, auf ein neues Level hieven. Bei der ärgerlichen 1:2-Niederlage in Barcelona konnte Chicharito bei zwei 100-prozentigen Chancen noch nicht glänzen, doch in Zukunft soll er eben diese wichtigen Dinger machen—dafür wurde er geholt. Mit seinen Mitspielern wie Bellarabi oder Brandt scheint Chicharito schon zu harmonieren und auch Coach Schmidt hat mit dem Stürmer die Offensive qualitativ und quantitativ verstärkt.

Die Station in Leverkusen wirkt für ihn wie ein Rückschritt und für den Verein wie ein netter PR-Coup. Doch beide Seiten wollen den nächsten Schritt gehen und scheinen dabei perfekt miteinander zu harmonieren. Schon beim Anfang Oktober schoss Chicharito die mexikanische Nationalmannschaft mit einem Tor gegen die USA zum Gold Cup. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis die kleine Erbse explodiert und für Bayer in den entscheidenden Spielen den Unterschied macht. Ein Tor gegen die Roma wäre schon mal ein Anfang.

Folgt Benedikt bei Twitter: @BeneNie