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Die Solidaritätsbekundungen von Bild-Lesern mit einem Nazi-Fan nach Dummheit sortiert

Wismut Gera will einen Neonazi-Fan ausschließen, der öffentlich Nazi-Symbolik zur Schau stellte. Die Bild schrieb einen Artikel, es hagelte hunderte Kommentare, die die Bild und den Verein kritisierten. Wir haben die dümmsten für euch.

Dieser stattliche Deutsche ist Daniel S. Er ist Anhänger der BSG Wismut Gera und unterstützt seinen Verein auswärts beim Brandenburger SC Süd. Er ist nicht nur Anhänger des ostdeutschen Traditionsvereins, sondern offensichtlich auch Fan von Nazi-Symbolik. Seinen Bauch ziert ein fetter NSDAP-Reichsadler, darüber steht der Name der Neonazi-Gruppe „Combat 18". Auf der rechten Titte prangt der SS-Totenkopf und weiter südlich zu sehen ist der einzig wahre Adolf Hitler, neben Horst Wessel, SA-Märtyrer der ersten Stunde. Hier handelt es sich eindeutig um einen echten NS-Connaisseur. Noch vor einigen Wochen gegen den VfL Halle 96 hatte sich S. bereits seines Shirts entledigt, die sensiblen Stellen aber mit Gaffer-Tape verdeckt.

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Nachdem S. am Wochenende völlig blank gezogen hatte, kündigte der Verein in einem Facebook-Post an, dass man ein lebenslanges Stadionverbot prüfen wolle. Dieser Umstand sorgte dafür, dass mehrere überregionale Medien über den korpulenten Nazi-Fan berichteten. Unter anderem die Bild-Zeitung, die S. gleich zwei Artikel widmete. Was allerdings verstört, ist die Solidaritätswelle unter dem oben eingebetteten Post.

Offensichtlich stößt die Merkelisierung des Springer-Blatts immer mehr Stammlesern böse auf. Unter dem Post fanden sich hauptsächlich Kommentare, die sich darüber beschweren, dass man den Nazi-Fan an den Pranger stellt, und einwerfen, ob es nichts Wichtigeres zu berichten gäbe? Gegenfrage: Gibt es nichts Wichtigeres, über das man sich künstlich und plump aufregen kann?

Wir haben die dümmsten Reaktionen nach Dummheit sortiert:

1. Der Klassiker

Das klassische Argument: Wenn wir uns weniger um die Verfolgung ungefährlicher Nazis kümmern würden, dann könnten wir uns effektiver darauf konzentrieren, die wirklich bösen Jungs mit den langen Bärten von Anschlägen abzuhalten. Eine Frage: Lehrt uns die deutsche Nationalmannschaft nicht am besten, dass man all seine Problemstellen ausgewogen behandeln muss? Ich vertraue da auf den deutschen Lernprozess.

2. Thema verfehlt

Die Antifa hatte kein Pferd in diesem Rennen, trotzdem wird sie zum Thema gemacht. Kostenlose Promo nennt sich das. Mit dem letzten Satz meint er wohl, dass sich Antifas die Größe dieser Tattoos nicht leisten können. Bei dem Bauchumfang müssen wir ihm Recht geben.

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3. Nach 1945 ging es abwärts

Gegenfrage: Wann waren wir keine Weicheier und keine Korinthenkacker? Früher war es gefühlt noch schlimmer. Der letzte Satz ist auch so herrlich: Wer übernimmt uns? Wer? Und viel wichtiger: Soll uns etwa der Kollege da oben retten?

4. Äpfel und Birnen

Christoph, du bist ein Unternehmer. Du kannst bedienen, wen du willst. Fußballvereine sind mittlerweile auch Unternehmen, doch sie haben auch eine gesellschaftliche Vorbildfunktion. Dass die fehlt, darüber zerreißen wir uns auch gerne das Maul..

5. Politik aus dem Stadion

Noch mal zur Erklärung: Man kann als Nazi, Pädophiler, Nekrophiler oder katholischer Pfarrer ins Stadion gehen, solange man seine kranken Ansichten für sich behält. Wenn man offen für Nazi-Symbolik wirbt, dann gehört das nicht ins Stadion. Starke Männer in der Kurve haben eine Anziehung auf Jugendliche. Ob man will oder nicht.

6. Schützt jemand eigentlich noch unsere Mädchen?

Wir fragen uns hier, wer das größere Trauma hat.

Folgt Toni bei Twitter: @sopranovic