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„Korrupte Bastarde"—Frankfurter Ultras kamen trotz DFB-Strafe ins Stadion

Nur 6.300 Fans durften wegen einer DFB-Strafe das Pokalspiel zwischen Frankfurt und Ingolstadt sehen. Hunderte Ultras waren trotzdem da, protestierten und offenbaren die Sinnlosigkeit der DFB-Kollektivstrafen.
Foto: Imago (25971785 )

„Vielen Dank an 6.300 Zuschauer", prangte gestern in leuchtenden Buchstaben auf dem Videowürfel in der Frankfurter Commerzbank-Arena. Das DFB-Pokal-Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem FC Ingolstadt fand in dem über 50.000 Zuschauer fassenden Stadion vor einer mickrigen Minuskulisse statt. Grund war eine Strafe des DFB, weil einige SGE-Anhänger bei der Erstrundenpartie gegen den FC Magdeburg durch Ausschreitungen negativ aufgefallen waren. Doch ausgerechnet die Gruppierung, auf die es der DFB mit dem kollektiven Zuschauerteilausschluss abgesehen hatte, stand gestern trotzdem im Stadion.

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Was in Magdeburg passierte: Ich war dabei, als weinende Kinder aus dem Eintracht-Block geholt wurden

Auf der Gegengerade der Arena hing die Zaunfahne der „Ultras Frankfurt". Kurz vor Anpfiff waren mehrere Hundert Ultras der SGE gemeinsam auf die Tribüne gekommen. Mit Schwenkfahnen, Doppelhaltern und Megaphon standen sie friedlich inmitten von Sitzplatzdauerkarteninhabern. Wie sie an die Tickets gekommen sind, ist nicht ganz klar. Die Ultras dürften mit ihrer Anwesenheit vor allem beim DFB für verblüffte Blicke gesorgt haben. Es war eine Machtdemonstration. Und ihre Mitbringsel sagten aus: „Wir lassen uns nicht verbieten". Auf der Tribüne protestierten sie mit Geldscheinen und Doppelhaltern mit einem aufgedruckten Monopoly-Männchen sowie der Aufschrift „Korrupte Bastarde" gegen den DFB. Auch die mitgereisten Ingolstadt-Fans hatten ein Banner für den DFB vorbereitet: „Gegen Kollektivstrafen".

Mitgebrachte Geldscheine der SGE-Fans (Foto: Imago)

Eintracht-Coach Nico Kovac hatte noch vor dem Spiel eine solch „trostlose" Kulisse mit einem Besuch im „Theater" verglichen. Nach den Vorkommnissen in Magdeburg waren für die Begegnung gegen Ingolstadt nur maximal 15.000 Zuschauer vom DFB erlaubt worden. Davon waren nur Sitzplatz-Dauerkarteninhaber (die Eintracht verkaufte 6.127 Tickets) und Gäste-Fans (213 Tickets) zugelassen.

Die Stimmung der Ultras schien im Stadion scheinbar niemanden zu stören. Zum Wechselgesang stimmten fast alle Frankfurter Anhänger an, neben Ultras hüpften Normalo-Opis und auch Sandra aus der Buchhaltung. Nach dem Spiel klatschten die Spieler mit lächelnden und dankbaren Gesichtern bei den eigenen Anhängern ab. Doch die Anwesenheit der Ultras dürfte die ohnehin weitverbreitete Kritik an Kollektivstrafen weiter bekräftigen.

Das hilflose Armdrücken des DFB gegen einige wenige Störenfriede wurde wieder auf dem Rücken aller Fans ausgetragen. 120 Minuten inklusive Elfmeterschießen brauchte die Eintracht, um mit einem Sieg ins Achtelfinale zu ziehen. Diesen Fußball-Krimi konnte ein Großteil der Eintracht-Fans gar nicht live miterleben, da der DFB erneut auf eine Kollektivstrafe zurückgriff und alle SGE-Anhänger für die Taten einzelner Krawallmacher bestrafte. Die vom DFB gejagten Ultras waren trotzdem unter den 6000 Zuschauern und widersetzten sich gegen eine solche Strafe. Das Theater in Frankfurt hat also wenig gebracht—es hat lediglich erneut die Fronten verhärtet.

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