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Tsunami Ground Zero

Aika und Jesse Ortiz haben sich in den letzten Tagen große Mühe gegeben, die Hilfsarbeiten zu unterstützen. Sie sind hin und her gefahren um in den von der Katastrophe am meisten betroffenen Gebieten Güter zu verteilen, dort wo sie am meisten gebraucht...

Als ich damals etwas außerhalb von Japan lebte, hatte ich eine Freundin in Sendai, die nun von der überwältigenden Zerstörung durch das Erdbeben letzte Woche betroffen ist. Als sie mich kontaktierte, um mir zu sagen, dass sie sicher ist, erzählte sie mir von Aika und Jesse Ortiz.

Sie haben sich in den letzten Tagen große Mühe gegeben, die Hilfsarbeiten zu unterstützen. Sie sind hin und her gefahren um in den von der Katastrophe am meisten betroffenen Gebieten Güter zu verteilen, dort wo sie am meisten gebraucht werden. Ihre Bemühungen sind erstaunlich und dennoch mühselig, also solltest du schleunigst ihre Facebookseite besuchen und spenden.

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Ich hatte soeben eine Unterhaltung mit Aika und sie erzählte mir etwas über ihre Erlebnisse und gab mir diese unglaublichen Bilder, die das Leben nach dem Tsunami dokumentieren.

Jesse ist gerade von einem Trip nach Minamisanriku zurückgekommen, wo der Strand auf der einen Seite komplett weggespült worden ist und immer noch mehr als 10.000 Menschen als vermisst gelten. Viele von den Fotos zeigen genau diesen Ort. Ein Überlebender von dort fragte Jesse, ob er glaubt, dass sie die Stadt jemals wieder aufbauen werden. Jesse antwortete: „Ich hoffe es“. Und er antwortete: „Niemand wird hier jemals wieder bauen“.

Hier ist das japanische Militär beim Abwägen der Schäden und auf der Suche nach Überlebenden.

Aika arbeitete in einem Kindergarten in Ost Sendai, als sich das Erdbeben ereignete. „Als der Boden zu wackeln begann, sind wir alle unter die Tische gekrochen“, sagt sie, „aber es war so stark, dass ich dachte, das Gebäude wurde über uns zusammenbrechen. Also versuchte ich die Kinder darauf vorzubereiten, nach draußen zu rennen. Ich arbeite in einer Tagesbetreuungsstätte, also waren dort 20 schlafende Kinder und zwei Jahre alte Babys, die wir alle nach draußen bringen mussten. Sie hatten keine Socken an und nur dünne Pyjamas, also habe ich versucht sie warm zu halten, während wir auf dem Boden kauerten.

Nach dem Beben hatten wir Gas und Vorräte von Familien bekommen, die wir in Yamagata kannten. Also haben wir angefangen herumzulaufen und einzusammeln, was wir bekommen konnten um die Sachen dann weiter zu verteilen an die, die es am Dringendsten brauchten. Wir waren ununterbrochen unterwegs und haben vielleicht drei oder fünf Stunden zwischendurch geschlafen. Unser Team besteht aus mir, meinem Mann und seiner Familie.

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„Wenn du durch die Stadt fährst oder läufst, siehst du überall die Zerstörung. Zusammengefallene Häuser, kaputte Bürgersteige, zerschmetterte Fenster, man gewöhnt sich an den Anblick, wie an den Sonnenaufgang.“

Ich kann nachts nicht mehr schlafen. Mein Kopf ist voller Terrorbilder. Der einzige Schlaf, den wir bekommen, ist, wenn uns die Erschöpfung irgendwann einfach umhaut. Um 6 Uhr früh ist alles dunkel und still und das einzige was mir durch den Kopf geht ist, wie wir den Menschen helfenkönnen, die hungrig sind, denen kalt ist und die die Nacht nicht eimal in einem Bett verbracht haben.

Als Aika eine der Notunterkünfte besuchte, bot ihr ein Paar eine Zigarette an und unterhielt sich mit ihr. Sie erzählten, dass ihnen nur die Klamotten an ihren Körpern ihnen geblieben sind. Sie haben viele Freunde verloren, ihr Zuhause, ihre Autos. Trotzdem haben sie noch so viel Stärke, ihre Daumen für die Kamera hoch zu halten.

Tatsächlich ist eine positive Grundhaltung unter den Japanern weitverbreitet. Hier ist ein anderes Paar, das Jesse und Aika gefunden haben. Sie kamen gerade vom Flughafen in Sendai und waren auf dem Nachhauseweg. Sie waren bereits sechs Stunden unterwegs, bevor sie nachhause gefahren wurden. Sie waren im dritten Stock des Flughafens, als das Erdbeben kam und haben ein paar Tage damit verbracht, Leichen vom Dach zu tragen.

Es wird sehr, sehr lange dauern, bis Japan sich mit der Tragödie arrangiert hat, aber schon jetzt gibt es Leute, die ein Zeichen setzten, die Situation anzupacken. Als ich in Japan lebte, bin ich fast einmal im Monat auf ein Erdbeben-Vorbereitungs-Training gegangen. Damals dachte ich, es sei übertrieben, aber nun denke ich, dass sich die Übungen nun bezahlt gemacht  haben.

FOTOS: JESSE ORTIZ, AIKA ORTIZ and ERWIN ORTIZ