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Mit diesem Nachnamen ziehst du im Internet erstaunlich oft die Arschkarte

Datenbanken können erstaunlich intolerant sein, wenn sie falsch programmiert wurden.
Symbolbild: Shutterstock (Ausschnitt)

Jennifer war schon vor ihrer Hochzeit darauf vorbereitet, was ihr mit dem neuen Nachnamen so blüht. Ihr Ehemann warnte sie, dass man es im Internet als Null manchmal schwerer hat als andere User. Jennifer entschied sich trotzdem, den Namen anzunehmen.

Bereits kurz nach der Hochzeit und ihrer Umbenennung als Jennifer Null erfuhr sie, was für Probleme ihr Nachname mit sich bringt: Wenn sie versucht, online ein Flugticket zu buchen, passiere es ihr in regelmäßigen Abständen, dass sie auf den Websites von Airlines eine Fehlermeldung erhält: „Das Feld Nachname darf nicht leer sein, bitte den Buchungsprozess wiederholen", wie sie gegenüber BBC Future schilderte.

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Jennifer Nulls Schicksal: Ihr Nachname entspricht jener Zeichenfolge, die in Programmiersprachen und Datenbanken häufig eine eigene Bedeutung hat und dementsprechend als spezifische Zeichenkette „belegt" ist. Wie der Name vermuten lässt, bedeutet Null häufig, dass in einem Feld keinerlei Daten vorliegen.

So kann es passieren, dass Anwendungen wie zum Beispiel Buchungssysteme „Null" schlicht als fehlende Daten lesen—zumindest wenn vergessen wurde, das Programm für entsprechende Fälle zu wappnen. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Software-Programme die Zeichenkette „null" nutzen, um sicherzustellen, dass ein Datenfeld nicht leer bleibt, was dazu führt, dass „null" als gültige Eingabe in ein Webformular abgelehnt wird. Selbstverständlich gibt es technische Möglichkeiten, das Null-Dilemma in Datenbanken und Eingabeformularen zu vermeiden, doch je mehr Anwendungen miteinander kommunizieren oder je komplexer das System ist, umso komplizierter wird der Fehler, wenn er denn einmal auftritt, wie auch der Tech-Journalist mit dem schönen Namen Christopher Null in der Wired berichtet.

Jennifer Null kommt aufgrund ihres Nachnamens verhältnismäßig oft in den Genuss, mit einem überraschten Kundendienst zu telefonieren. Ihr exotisches Problem stößt dort zunächst stets auf Unverständnis, wie sie der BBC berichtet. „Das kann auf gar keinen Fall stimmen", erklären ihr die Airline-Mitarbeiter dann am Telefon.

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Auch Christopher Null beschert sein Nachname immer wieder eigenartige Erlebnisse: So schickt American Express ihm schon seit Jahren Wurfsendungen, die nur an einen „Mr." adressiert sind, da die Datenverarbeitung der Mailingliste seinen Nachnamen konstant zu ignorieren scheint. Mit der Bank of America lieferte er sich eine längere kafkaeske Unterhaltung, da die Eingabeformulare die Zeichenfolge null als Teil einer E-Mailadresse nicht akzeptierten. Zeitweise bekam er dabei keine Benachrichtigungen und verpasste unbemerkt eine Kreditkartenzahlung.

Nicht nur der Nachname Null wird von schlecht programmierten Datenbanken gelegentlich abgelehnt. Auch der Fall der Hawaiianerin Janice Keihanaikukauakahihulihe'ekahaunaele bereitet Computersysteme Probleme. Ihr 36 Buchstaben langer Nachname sorgte schließlich dafür, dass die staatlichen Systeme aktualisiert wurden, um auch diese Anzahl an Ziffern verarbeiten zu können.

Auch wenn das Null-Dilemma bei heutigen Websites und Datenbanken nur selten vorkommt, kann es Entwickler doch jedes Mal vor erstaunlich große Probleme stellen. So findet sich beispielsweise auf dem Entwicklerforum Stackoverflow eine lange Diskussion darüber, wie die Probleme des Nachnamens Null in einer Arbeitgeber-Software gelöst werden können. Auch ein Redditor berichtet davon, dass er bei der großen US-Bank Wells Fargo vor dem Problem stand, Zahlungen an einen Null-Kollegen digital abzuwickeln.

Christopher Null hat unterdessen längst einige Tricks entwickelt, um das Problem zu umgehen. So tauft er sich in Webformularen nun häufig „Null." oder verwendet zusätzlich Teile seines mittleren Namens im Eingabefeld für seinen Nachnamen—was allerdings nur funktioniert, wenn in dem Feld Leerschritte zugelassen sind. Im Fall der Bank of America half jedoch all das nichts und Null bliebt nichts anderes übrig als eine andere E-Mailadresse zu verwenden.

Letztlich lässt sich das Null-Dilemma mit sauberer Programmierarbeit vermeiden. In den unendlichen Weiten des Internets ist das aber noch immer absolut keine Selbstverständlichkeit.