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Diese Blutbrücke soll deine Pulsschlagader zur Quelle von 100% Öko-Strom machen

Die israelische Industriedesignerin Naomi Kizner hat Schmuck entwickelt, der unser Blut zur Energieerzeugung anzapfen kann.
Die Blood Bridge. Bild: Mit freundlicher Genehmigung Naomi Kizner

Wir leben auf der Erde, als hätten wir noch drei in Reserve. Schon bald werden natürliche Ressourcen erschöpft sein oder zur Neige gehen; die Frage ist nur, woher wir dann unsere Energie beziehen? Wenn es nach Naomi Kizner geht, liegt ein Teil der Lösung in uns selbst. Und zwar in unseren Adern. Die Industriedesignerin hat am Hadassah College in Jerusalem studiert und in ihrem Abschlussprojekt Konzepte für Körper-Add-Ons präsentiert, die die Ästhetik einer David Cronenberg-Dystopie mit angewandtem Produktdesign verbinden.

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Energy Addicts ist ein Konzept für eine Serie von drei Schmuckstücken, die nicht nur gut aussehen sollen, sondern auch direkt aus dem Körper des Trägers Energie abzapfen. 100 Prozent Öko-Strom, sozusagen. Denn wenn Abermillionen Mitochondrien die Kraftwerke unseres Körpers sind, was wäre, wenn unser ganzer Körper zum Kraftwerk würde?

Energie erzeugen durch den eigenen Blutdruck dank Blood Bridge. Alle folgenden Bilder: Mit freundlicher Genehmigung Naomi Kizner

Die Geräte der Konzeptserie werden durch Blutdruck und Nervenaktivität angetrieben. In der Mischform von Wearable Technology und Implantat dreht sich ein kleines Rad mit dem poetischen Namen „Blutbrücke."

Blood Bridge soll die Pulsschlagader anzapfen—die wichtigste Blutbahn des Menschen—und der vom Herzschlag erzeugte Blutdruck soll das Rad bewegen, um Elektrizität zu erzeugen.

Zapf dich an.

Der „e-Pulse Conductor" ist ein Anhänger ohne Kette, der direkt im Träger verankert wird. Er soll die Bioelektrizität vom menschlichen Nervensystem nutzen und ist durch einen Zangengriff ins Rückgrat eingestöpselt.

Der Blinker dagegen wird wie eine Brillenbrücke getragen und von den Muskelkontraktionen beim Blinzeln betrieben. So wird ohne zusätzlichen Aufwand parasitär Energie als Nebenprodukt durch die ins Fleisch gestochenen Energy-Addict-Geräte mitproduziert.

Der Blinker erzeugt Energie, während du blinzelst. Naomi erzählte mir, dass sie die Serie eher als Gerätestudie verstanden wissen will, denn als klassisches Schmuckdesign.

„Die Idee entstand aus meinem Interesse an Zukunftsszenarien. Ich habe darüber spekuliert, wie weit die Menschen gehen würden, um ihren Energiehunger zu stillen", schrieb Naomi Kizner mir in einer E-Mail. Mit ihrem Abschlussprojekt wollte sie als ersten Schritt erstmal eine Diskussion um menschliche Kraftwerke und unsere Energiezukunft befördern.

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Auf meine Nachfrage, wie die Stücke praktisch funktionieren sollen, erklärte Naomi: „Die Energie, die der Körper generiert, wird umgewandelt und in den Geräten gespeichert. Das funktioniert mit einem Chip oder Mikroenergiezelle wie zum Beispiel Thinergy. Längerfristig soll die Energie dann vom Schmuckstück per elektromagnetischen Ports zu irgendeinem elektronischen Gerät fließen, um es aufzuladen."

Der Materialaufbau des e-Pulse-Conductors. 

Im Posthumanismus gilt der Mensch als beliebige natürliche Ressource, so wie wir andere Spezies auf dem Planeten als Ressource ausbeuten. Selbst wenn wir die finsteren Theorien beiseite lassen, sind wir letztlich alle kleine Kraftwerke. Wir benötigen nicht nur Energie in Form von Kalorien, um unseren Organismus zu betreiben, sondern erzeugen während unserer Wachphasen auch 60 Watt Heizleistung am Tag.

Daher kann der menschliche Körper schon jetzt als Energiequelle für Implantate benutzt werden und winzige Kraftwerke befeuern, die vom eigenen Haushalt betrieben werden: An der University of Texas erreichte ein System, das über Elektronen Glukose abzapft und wieder in den Blutkreislauf fütterte, knapp zwei Mikrowatt, womit sich schon eine Knopfzelle betreiben ließe. Das reicht zwar noch nicht für den Herzschrittmacher, aber zum Beispiel schon für Pumpen oder Sensoren im Körper, die zum Beispiel den Blutzuckerspiegel überwachen.

Noch besser: Das 13-stöckige schwedische Bürohaus "Kungsbrohuset" wird mit der Körperwärme von 250.000 Pendlern im benachbarten Stockholmer Bahnhof beheizt. Und das ganz ohne Nadeln im Rückgrat.