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the it's actually quite weird issue

Die Scheiße auslöffeln

Wir könnten einen Krieg verhindern, wenn wir buchstäblich unsere eigene Pisse und Kacke trinken.

Anfang diesen Jahres veröffentlichten US-Geheimdienste einen Bericht, laut dem die Wahrscheinlichkeit zunimmt, dass die Nationen bald Krieg um die schwindenden Süßwasservorräte führen könnten. Eine Lösung für diese Krise wäre, buchstäblich unsere eigene Pisse und Kacke zu trinken. Seit den 1950ern wird an vielen Orten auf der ganzen Welt durch Wiederaufbereitung und Reinigung aus Abwasser Trinkwasser gewonnen. Die Resultate variieren dabei vom Auslösen von Ruhrepidemien bis zu kristallklarer erfrischender Flüssigkeit, von der man nie annehmen würde, dass sie einst jemandes Anus entsprang. Die australische Gemeinde Perth testet seit Neuestem diese zweifelhaften Wässerchen mit einem Pilotversuch in Sachen Grundwasseranreicherung. Geplant ist 1.500 Megaliter der einstmals braunen Brühe bis Ende des Jahres zu deponieren. Dann werden die Perthianer entscheiden müssen, ob ihr Durst groß genug ist, einen Schluck zu versuchen. Laut Nick Turner, dem Leiter der Abteilung Wassererschließungsplanung bei der Water Corporation, ist es keine große Sache ein Glas Scheiße zu schlürfen. „Es gibt kein neues Wasser auf der Welt; es ist alles seit Millionen von Jahren in Umlauf“, so Nick. „In dem Wasser, das ich gerade trinke, könnte ein Molekül von Leonardo da Vincis Pipi sein.“ Wir wechseln das Thema und bitten Nick, Schritt für Schritt zu umreißen, wie aus dem Fäkalieneintopf trinkbares, lebensspendendes H2O wird. VORREINIGUNG: Rohabwasser wird gesammelt und durch eine Reihe Schmutzsiebe geleitet, um den Dreck zu entfernen, der für gewöhnlich an Kacke klebt („Papier und Pariser“, wie Nick es nennt). PRIMÄRREINIGUNG: Die gesiebte Scheiße wird dann in einen Tank gepumpt, wo sie bleibt, bis die Schwerkraft alle verbleibenden Schmutzstoffe abtrennt und sie für sicher befunden wird, weitergeleitet zu werden. SEKUNDÄRREINIGUNG: Nachdem die festen Bestandteile entfernt wurden, wird die Flüssigkeit in ein Belüftungsbecken voller Mikroorganismen geleitet, deren Lieblingsspeisen Fäkalien, Medikamente und Hormone sind.

Illustration von Ben Montero
FORTGESCHRITTENE WASSERAUFBEREITUNG: Inzwischen haben wir etwas, das man garantiert nicht trinken würde, aber in dem man auf MDMA möglicherweise schwimmen würde. Der nächste Schritt besteht darin, die Sauerei durch eine Reihe von Membranfiltern zu quetschen, die alles aussortieren, was dicker als 1/300stel eines menschlichen Haars ist. Dann wird das Wasser mit ultravioletten Strahlen beschossen, laut Nick „nur, um auf Nummer sicher zu gehen“. EINSPRITZUNG: Die einst trübe stinkende Brühe ist nun klar und hat eigentlich Trinkwasserqualität (sie ist sogar etwas weniger salzig als Leitungswasser), aber wir sind noch nicht ganz fertig. Das Ergebnis wird 200 Meter tief unter die Erde in die Grundwasserleiter von Leederville eingeleitet, wo es mit 120.000 Gigalitern Grundwasser verdünnt wird. ÜBERWACHUNG: Am Ende wird das entstandene Wasser kontinuierlich von Leuten untersucht, die zwar sehr langweilige, aber wichtige Jobs haben. Im Laufe des Pilotversuchs wurden über 40.000 Wasserproben entnommen und alle sagen, es wäre tadellos. Prost!