
Sie legten mich in Handschellen und setzten mich in den Beifahrersitz des Streifenwagens. (Der arme Gordon wurde ebenfalls eingesperrt, in einem Tierheim.) Der Polizeibeamte neben mir war ein Rotschopf mit hellbraunen Sommersprossen und strahlte allgemeine Enttäuschung und Unzufriedenheit aus. Er hatte nur eine Hand am Steuer und griff mit der anderen hin und wieder an seine Dienstwaffe. Wir unterhielten uns auf der Fahrt zum Gefängnis, oder zumindest hielt er eine gutgemeinte Ansprache über die Gefahren von Drogen und so. Wer weiß, was er sich dachte. Vielleicht, das ich gerettet werden könnte—ein kleines Kruzifix schaute zwischen den Knöpfen seiner Uniform hervor. Oder vielleicht spielte er nur einen Menschen, der andere rettet.
„Was meinst du, was du da hast, Sohn?", fragte der Polizist auf dem Höhepunkt seiner kumpelhaften Anbiederei.
Die Frage war gar nicht so seltsam, wie sie vielleicht klingt. Ich hatte den Inhalt der Alufolie inspiziert und es hatte nichts mit dem LSD gemeinsam, das ich kannte. Anstelle kleiner Vierecke perforierten Papiers waren darin winzige Streifen einer bernsteinfarbenen, gel-artigen Substanz, wie fingernagelgroße Splitter Seife. In der Frage des Polizisten witterte ich meine Chance. Ich beschrieb meine Erfahrung mit dem Anhalter, doch anstatt den Drogenkauf zuzugeben, sagte ich, der Mann habe versucht, sie mir zu verkaufen, und ich hätte mich geweigert. Er habe das Zeug in einer Packung Zigaretten verschwinden lassen, die er dann im Auto vergessen habe.
„Er erzählte mir, es sei LSD", sagte ich, doch da ich das Zeug nicht probiert hätte, und es auch niemals vorgehabt hätte, könne ich das nicht mit Sicherheit sagen. (Das stimmte—ich hatte schlechte Erfahrungen mit Halluzinogenen und hatte vorgehabt, die Drogen zu verschenken.) „Könnten genauso gut auch Stücke von einem Bonbon sein."
Der Beamte lächelte sein Bullenlächeln. „Wir wissen doch beide, dass das nicht stimmt."
Ich zuckte mit den Schultern.
Nach einer schlaflosen Nacht im Gefängnis, in der ich dauernd die Schreie eines an Händen und Füßen gefesselten Gefangenen hörte, der für die Hauptzelle zu streitlustig gewesen war, durfte ich meine Mutter und meinen Stiefvater in Mississippi kontaktieren. Meine Mutter besorgte mir einen Anwalt und der gab meine Version der Geschichte an die Behörden weiter. Die texanische Polizei war natürlich intelligent genug, meine Anhaltergeschichte für eine äußerst einfallslose Ausrede zu halten.1 Doch ich war ein weißer Junge mit einem Anwalt, und es war einfacher für alle, zweifelhafte Umstände wie vorgeschrieben zu meinen Gunsten auszulegen. Mein Anwalt bekam mich (und Gordon) gegen eine Kaution von 25.000 Dollar frei und entließ uns in die Obhut meiner Eltern.
Eine Vereinbarung wurde getroffen: Ich würde den Sommer bei meiner Familie verbringen und in der Autowerkstatt meines Stiefvaters arbeiten. Am Ende des Sommers würde ich nach Texas zurückkehren und mich einem Lügendetektortest unterziehen. Wenn der Test meine Geschichte bestätigte, würde man die Anklage fallen lassen. Wenn nicht, würde ich möglicherweise bis zu zwei Jahre Gefängnis wegen Drogenbesitzes bekommen.
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1 Niemand, aber auch wirklich niemand, hat mir jemals geglaubt, dass der Anhalter tatsächlich existierte.

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2 Dieser Bekannte hatte dabei geholfen, mir meinen texanischen Anwalt zu sichern, und hatte mir fast genau ein Jahr zuvor schon den gleichen Dienst erwiesen, als ich in Kearney, Nebraska, zu schnell gefahren und für den Besitz von zwei Ecstasy-Pillen festgenommen worden war. Ich gab das Vergehen zu und musste eine kleine Strafe zahlen.
