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Musik

Musikreviews

Tomas Barfod möchte man sagen: „Schuster, bleib bei deinen Leisten!“ Die anderen Alben sind besser.

FUTURE OF THE LEFT
The Plot Against Common Sense
Xtra Mile/Soulfood

Gelegentlich triggert der britische Akzent von Andy Falkous noch traumatische Flashbacks in die mittelfrühen 2000er, als wir beinahe in einer Flut von schmerzhaft mittelmäßigen Indie-Rockbands ersoffen wären. Aber allein schon die Tatsache, dass FOTL noch unter uns sind, während die Mehrzahl ihrer damaligen Konkurrenten heute wahrscheinlich dilettantische Franz-Ferdinand-Cover in walisischen Fußgängerzonen aufführt, unterstreicht ihr besonderes Talent. Tatsächlich haben ihre Songs fast schon eine therapeutische Dimension: Man kann sich häppchenweise daran gewöhnen, mit neuer britischer Gitarrenmusik zu leben, bis es einem eines Tages nahezu „normal“ vorkommt.

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SIGMUND FEUCHT

TOMAS BARFOD
Salton Sea
Friends Of Friends

Wenn dir jemand sagt: „Schuster, bleib bei deinen Leisten!“, klingt das zwar sehr oft wie eine abgedroschene Binsenweisheit, beinhaltet aber leider meistens sehr viel mehr Wahrheit, als einem lieb sein könnte. Was Tomas Barfod mit WhoMadeWho fabriziert, geht ja größtenteils in Ordnung, der Versuch, sich mit seinem Soloprojekt einen Namen zu machen, dafür umso mehr in die Hose. Irgendwo zwischen Hot Butter-Ästhetik, zwangsemanzipierten Durchhalteparolen und ein bisschen zu viel Monotonie, als dass man darüber hinweg sehen könnte, baut sich Barfod mit seinen Gästen, die den Reigen verniedlichter und ironiefreier Tanzmusik komplettieren, ein Nest aus Banalitäten, in dem es sich bestimmt noch einige weitere Zeitgenossen bequem machen werden.

808 DER BAUMEISTER

THE NIGHTINGALES
No Love Lost
Cooking Vinyl/Indigo

Aus mysteriösen Gründen fiel die Wahl früher immer auf die ähnlich enervierenden und durchweg gespenstischeren The Fall. Aber ausgerechnet in der Reunion, auf dem vierten Album seit ihrer 20-jährigen Abstinenz, können sich The Nightinggales mit der Impertinenz von Teppichratten aufdrängen. Was für eine Hektik. Man versteht sofort, warum schon die blanke Existenz der Band für echte Fans Grund genug sein kann, im Chor heulendes Feedback zu imitieren, Kneipenschlägereien anzuzetteln und anschließend die Hütte abzubrennen. Im Zweifelsfalle auch nur im Geiste, denn bereits der Gedanke daran macht so schön nervös.

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REX UNRUH

JHEREK BISCHOFF
Composed 2012
Leaf/Indigo

Kraul mir doch den Bart mit dieser ganzen Mischpoke, die ihrem pomadigen Neo-Classic-Ambient mit dem Gesang von Komateusen “kinematographische” Qualitäten  unterstellen, und dabei womöglich etwas von Klanglandschaften/Soundscapes erzählen. Mit ihren Greatest Hits möchte noch nicht mal ein Porn-Dog seine Gif-Sammlung beschallen. Ganz anders die Musik von Jherek Bischoff aus Seattle, der als Multiinstrumentalist (Komponist, Filmmusiker, Produzent) so viel mehr als nur Geigen in den Himmel hängt. Dirty-Thirty in Lebensjahren aber Meister Yoda, was das Wissen um die Untiefen betrifft. Die Gäste wirken vergleichsweise jammerlappig …

JERRY CARNELIAN