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Popkultur

Wir haben John Waters interviewt und es war großartig!

John Waters erklärt uns, was er von Online-Dating hält und warum er Toiletten so sehr hasst.

John Waters könnte wirklich SCHEISSEGAL WAS machen und wir würden total durchdrehen. Unser gesamtes Büro hat kollektiv etwa 4231 Mal versucht ihn dazu zu bringen etwas für uns zu schreiben. Oder einfach unser Freund zu werden. Aber er war immer zu beschäftigt, uns die Art von Aufmerksamkeit zu geben, die wir brauchen und nach der wir lechzen. Zumindest bis jetzt. Und dann hatten wir ihn endlich an der Strippe. Sein Assistent gewährte uns 15 Minuten Telefoninterview mit dem König der Abscheulichkeiten. Doch es wurde ein 25-minütiger Live-Orgasmus daraus. Und das ist unser Ernst. VICE: Das Letzte, das wir von dir gehört haben, war, dass du von einer Band namens Here We Go Magic mitgenommen wurdest, als du getrampt bist?
John Waters: Na ja, darüber werde ich nicht reden, weil das alles in meinem nächsten Buch stehen wird. Ich arbeite gerade jeden Tag daran, also möchte ich wirklich nicht darauf eingehen. OK. Ohne jetzt zu sehr darauf eingehen zu wollen, interessiert uns trotzdem, ob es schwer war mitgenommen zu werden? Also ganz allgemein? Weil, gerade wenn die Leute dich nicht als John Waters erkennen, siehst du ja schon eher wie ein Perverser aus.
Ja, das war schon sehr schwierig. Einige wussten, wer ich bin, andere nicht. Manche bemerkten es, als ich ins Auto stieg. Es waren sehr verschiedene Erfahrungen. Klar dachte niemand, auch wenn er mich erkannte, dass ich da tatsächlich am Straßenrand stehe. Hast du irgendein spezielles Reiseoutfit?
Nun, ich trage keine abscheulichen Dinge wie einen Trainingsanzug oder kurze Hosen. Mich schockiert zutiefst, was Leute im Flughafen tragen. Doch was mich wirklich aufregt, ist, wenn jemand im Flugzeug neben mir seine Kaugummiblasen direkt neben meinem Ohr platzen lässt. Da sage ich etwas. Oder Leute, die furzen. Ich sitze immer neben so einem.
Aber wie kannst du denn in einem Flugzeug einen Furz überhaupt hören? Hören kannst du ihn nicht. Aber trotzdem bist du auf einmal mittendrin.
Ach so, du meinst leise aber tödlich. Nun, ich habe noch nicht allzu viele Probleme mit solchen Leuten gehabt. Aber ich habe auch so viel geraucht, dass mein Geruchssinn dauerhaft geschädigt ist. Mich wundert es, wenn Leute beinahe nackt ins Flugzeug steigen. Und es sind nie die Gutaussehenden. Ich versuche dann einfach strikt wegzusehen. Deshalb habe ich immer ein Buch mit. Ich will im Flugzeug nicht anfangen, mich über Mode zu streiten. Die Leute sind heute außerdem viel zu empfindlich. Sie streiten sich nicht mehr. Nicht einmal reden kannst du mit denen noch! Ich habe dir vor einiger Zeit einen ziemlichen kranken Brief geschrieben. An Atomic Books. Und ich bin mir sicher, du eine Menge dieser Art bekommst. Mir ist das heute so peinlich.
Habe ich geantwortet? Natürlich nicht.
Nun, es ist niemals zu spät. Vielleicht mache ich das noch. Ich behalte alle Briefe und lese sie auch alle. Aber ehrlich gesagt, beantworte ich etwa ein Prozent. Fred Armisen, den du vielleicht von Saturday Night Live kennst, schrieb mir als Kind einen Brief, in dem stand: „Wieso darfst du all die Sachen sagen, die du sagst und wirst damit berühmt, während sie mich zum Schulpsychologen schicken?“ Ich antwortete ihm: „Das schaffst du auch noch“. Und jetzt ist er sehr erfolgreich. Wenn du willst, dass dir jemand antwortet, solltest du einen frankierten Umschlag mitschicken. Das macht die Sache einfacher, verstehst du? Und schreib’ auch nicht zu viel und sende mir vor allem keine Drehbücher. Wenn ich ein Drehbuch erhalte, stecke ich das sofort zurück in den Umschlag. Außerdem rät mir mein Anwalt dazu: „Lies die nicht! Sonst verklagen sie dich und behaupten, du hättest ihre Ideen gestohlen.“ Was ist dir eigentlich an deinem Brief so peinlich? Na ja, ich habe halt geschrieben, dass, sobald du einen Assistenten brauchst, ich alles stehen und liegen lassen würde, um für immer für dich zu arbeiten.
Nun, das ist sehr großzügig! Aber das Problem ist, dass meine Assistenten alle in Baltimore leben. Als du anfingst, Filme zu machen, dachtest du dann, du würdest so weit kommen? Dass dir Leute solche Briefe schicken und so weiter?
Ich selbst schrieb Briefe an Russ Meyer und Herschell Gordon Lewis. Ganz ähnlich deinem Brief. Ich fühle mich geehrt, wenn mir Leute schreiben und ich nehme mir immer Zeit, wenn jemand ein Foto möchte oder ich etwas unterschreiben soll. Du bist wie ein Politiker, wenn du so in der Öffentlichkeit stehst. Es wäre schwachsinnig ins Showbusiness zu gehen, wenn du darauf keine Lust hast. Meine Freunde und ich sind letzte Weihnachten zu deiner Christmas Show gegangen. Wir haben uns halbtot gelacht. Deshalb will ich dich fragen, was du glaubst, was etwas komisch macht? Also, wenn du jemandem beibringen solltest komisch zu sein, wo würdest du anfangen?
Ich glaube, das kann nicht gelehrt werden. Vorbereitung ist das Wichtigste. Jedes Wort bei dieser Christmas Show wurde vorher geschrieben, geprobt und vorbereitet. Und ich lerne alles auswendig. Ich nehme keine Notizen mit auf die Bühne. Ich teste Witze auf ihre Wirkung. Ich lese viel. Timing ist sehr wichtig. Kürze auch. Und ich halte alles aktuell. Was macht irgendetwas komisch? Hm. Nun, ich sage keine bösen Dinge. So bin ich nicht. Auch wenn ich etwas Unverschämtes sage, wird niemand sauer, weil ich nicht gemein bin. Ich bringe die Leute einfach dazu, das Verhalten anderer zu bemerken, das mir etwas krank erscheint. Ich bin immer ernsthaft fasziniert von menschlichem Verhalten, das ich nicht verstehen kann. Aber ich hasse diese Leute nicht. Ich bewundere sie auf eine eigentümliche Art für ihre extremen Lebensweisen. Daher halte ich mich nicht für gemein. Ich glaube, das ist die Hauptsache. Ich bin vielleicht furchteinflößend und zeige dir eine Welt, die du vermutlich nie besuchen wolltest, ich entschuldige mich auch dafür, Leute in meinen Shows zu belehren, aber ich glaube einfach ich MUSS. Es ist meine Aufgabe. Meine Kollegen und ich haben den Ausdruck „vor-scheißen“ geprägt, was so viel bedeuten soll, wie, wenn du mit anderen isst oder ihnen beim Essen zuschaust, dann siehst du sie „vor-scheißen“. Also sitzt du da und scheißt mit Fremden vor.
Nun, das ist wahr. Sobald das Essen da ist, beginnt es. Ich hasse es scheißen zu müssen. Es macht mich wahnsinnig. Ich habe mir das nicht ausgedacht, warum sollte ich es also machen? Lebst du noch in Baltimore?
Ja. Geistig lebe ich dort die ganze Zeit. Körperlich nur manchmal, sexuell wiederum immer. Ich bin nicht ständig dort. Ich habe Appartements in San Francisco und New York, aber Baltimore wird immer meine Heimat sein. Wenn ich eine Heimat wählen müsste, wäre es Baltimore Ich bin letztes Silvester zum ersten Mal nach Baltimore gefahren. Ich habe im The Tremont übernachtet, weil ich online gelesen hatte, das du dieses Hotel empfiehlst.
Nun, es WAR tatsächlich einmal das beste Hotel. Jeder übernachtete dort, als wir Crybaby machten. Tatsächlich sind einige der besten Plätze in grauenhaften Vierteln. Das wollten wir eben sehen. Den ganzen Dreck und Schmutz, wie in Pecker.
Hampden ist gerade sehr angesagt. Dort sind die Hipster und so weiter, aber dort leben auch Rednecks. Es ist also eine beunruhigende Mischung. Hampden würde dir gefallen. Es ist ein bisschen wie Brooklyn trifft die Appalachen. Schlechter Übergang, aber was hältst du von Online-Dating?
Nun, ich habe das noch nie gemacht, weil ich es NICHT kann. Ich habe mir aber ein paar Profile angesehen, und sogar Sexanzeigen, deren ungefährer Wortlaut war: „Komm rüber und wir sehen uns ein paar John Waters Filme an“. Ich möchte dann immer antworten: „Ich habe sie alle! Ich bin gleich da!“.