Psychedelische Illustration mit Hanfblatt, Mushrooms und Pillen
Drogen

Das sind die dümmsten Drogen-Ereignisse der vergangenen 100 Jahre

Geheime CIA-Bordelle mit LSD-Drinks. Hippies, die das Pentagon schweben lassen wollen. Und angeblich cracksüchtige Eichhörnchen.
Max Daly
London, GB
PG
illustriert von Pamela Guest

Drogen und Dummheit sind alte Bekannte. Damit meine ich nicht, dass es per se dumm ist, Drogen zu nehmen. Zahlreiche Studien belegen, dass verantwortungsvoller Drogenkonsum durchaus helfen kann, Stress abzubauen. MDMA etwa hat sich in Studien wirksam zur Therapie von Posttraumatischen Belastungsstörungen erwiesen und steht kurz vor der Zulassung. Und außerdem: Die meisten Menschen wollen nicht high sein, um zu verdrängen oder ihren Horizont zu erweitern. Die meisten wollen einfach ein paar sorglose Stunden haben und, nun ja, kurz ein wenig dumm sein.

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Die allermeisten Dummheiten werden allerdings immer noch von Menschen verbrochen, die – abgesehen von Alkohol und Nikotin – wahrscheinlich überhaupt keine Drogen nehmen. Tatsächlich hat der Konsum bestimmter Pflanzen und Chemikalien im Laufe der Geschichte zu einigen richtig dämlichen Reaktionen von Menschen und ganzen Ländern geführt. Hier ist eine Auswahl der größten Dummheiten, die die Menschheit wegen oder auf Drogen begangen hat.


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1936 Reefer Madness

Dieser Propaganda-Film beginnt mit einem Arzt, der die Zuschauer vor den Gefahren des Kiffens warnt. Fünf Jugendliche aber gehorchen nicht. Am Ende hat Jimmy mit seinem Auto einen Fußgänger totgefahren, Jack hat Mary erschossen, Blanche sich umgebracht und Ralph hat Jack totgeprügelt. Das Alles wegen ein paar Joints. Der von einer kirchlichen Gruppe finanzierte Film wurde in den 70er Jahren zu einem Trash-Film-Klassiker.

1953 – Die CIA betreibt LSD-Bordelle

Unter dem Namen "Operation Midnight Climax" betrieb die CIA Etablissements in New York und San Francisco. Dort tröpfelten Prostituierte arglosen Freiern LSD in ihr Getränk. Durch Einwegspiegel beobachteten die Agenten, wie die Droge bei den Männern wirkte. 13 Jahre lief dieses ethisch zweifelhafte Projekt. Zahlreiche unbescholtene Bürger dürften in dieser Zeit unter Drogen gesetzt worden sein. 1963 stieß ein CIA-Inspektor auf "Operation Midnight Climax", 1966 wurde das Programm endlich beendet.

1966 – Scientology startet sein eigenes Anti-Drogenprogramm

Unter dem Namen Narconon betreibt die Church of Scientology bis heute weltweit Rehabilitationszentren und Drogenaufklärung in Schulen. Und es ist noch schlimmer, als du denkst. Eine Untersuchung der Methoden von Scientology und Narconon kam zu dem Ergebnis, dass sie komplett unwirksam sind. Andere bezeichnen sie als schlichtweg menschenverachtend. Es gab bereits mehrere Todesfälle im Zusammenhang mit Narconon.

1967 – Trippende Hippies versuchen, das Pentagon schweben zu lassen

Im Oktober 1967 marschierten rund 50.000 Menschen zum Pentagon, um gegen den Vietnamkrieg zu protestieren. Unter den Teilnehmenden: eine LSD-verballerte Gruppe aus dem damaligen Hippie-Viertel Haight-Ashbury in San Francisco, die das Pentagon spirituell reinigen und 100 Meter in die Luft schweben lassen wollte. Das Gebäude bewegte sich natürlich keinen Zentimeter, doch die Demonstration ging in die Geschichte der US-amerikanischen Gegenkultur ein.

1967 – Bananenschalen

Wusstest du, dass du die Substanz Bananadin bekommst, wenn du Bananenschalen im Ofen oder auf der Heizung trocknest? Geraucht kann Bananadin dich high machen. Was als Scherz in der kalifornischen Undergroundzeitung The Berkeley Barb begann, verbreitete sich schnell als Gerücht und beschäftigt bis heute abenteuerlustige Mittelstufenschüler auf der ganzen Welt. Sogar die US-amerikanische Lebensmittelbehörde FDA sah sich genötigt, "die möglichen halluzinogenen Effekte von Bananenschalen" zu untersuchen.

Illustration des
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1987 – Dein Gehirn auf Drogen

Es ist die wohl bescheuertste Drogenmetapher aller Zeiten: In einem US-amerikanischen Anti-Drogen-Spot hält ein Mann ein Ei hoch. "Das ist dein Gehirn", sagt er. Dann zeigt er auf eine Pfanne: "Das sind Drogen." Er schlägt das Ei in der heißen Pfanne auf und hält das brutzelnde Ei mitsamt Pfanne in die Kamera: "Das ist dein Gehirn auf Drogen. Noch Fragen?" Äh ja, einige!

1992 – "E's are good"

Weder die BBC noch irgendjemand über 30 dachte sich etwas dabei, als ein Song mit dem Titel "Ebeneezer Goode" die Spitze der britischen Charts erobert hatte – mitten in der Drug Awareness Week des britischen Senders. Tja, hätten die Damen und Herren mal besser hingehört. Der Song erschien zu einer Zeit, in der Ecstasy – oder E, wie es nicht nur in England bekannt ist – Großbritanniens erklärter Staatsfeind Nummer Eins war. "Ebeneezer Goode" war eine mittelsubtile Ode an die Partydroge. Übersetzt hört sich der Refrain an wie "E's sind gut, E's sind gut". Irgendwann verstanden das auch die Verantwortlichen und die BBC verbot den Song. Die Band The Shamen, die noch ordentlich verschallert mit dem Song bei Top of The Pops aufgetreten war, galten von da an als Schande für das Königreich.

1997 – Der Cake-Scam

Um den reflexartigen Medienaufschrei bloßzustellen, der jede neue Drogenmode begleitet, dachte sich die britische Satiresendung Brass Eye eine Kampagne gegen die fiktive Droge Cake aus. Sie überzeugten mehrere Promis und einen britischen Politiker, die erfundenen Antidrogen-Organisationen B.O.M.B.D. und F.U.K.D. zu unterstützen. Mit ernster Mine berichteten sie von einem Cake-User, "der sich das ganze Wasser aus seinem Körper ausweinte", und einer, "die ihren Hüftknochen erbrochen hat".

1998 – "Eine Welt ohne Drogen – Wir können es schaffen"

Das war das Ziel einer 1998 verabschiedeten Erklärung der Vereinten Nationen. Bis 2008 sollte die Welt drogenfrei sein. Heute, mehr als 20 Jahre später, sind Drogen weiterverbreitet und in mehr Ausführungen erhältlich als jemals zuvor.

2002 – Ups, die falsche Droge

Forschende der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore veröffentlichten in der Fachzeitschrift Science eine Studie, die herausgefunden hatte, dass MDMA Parkinson auslösen kann. Das Entsetzen war groß. Ein Jahr später stellte das Team allerdings fest, dass sie den Versuchsaffen nicht MDMA sondern Methamphetamin, aka Crystal Meth, verabreicht hatten. Die Richtigstellung folgte prompt, bevor die MDMA-Industrie klagen konnte.

2003 – Mein Sohn, ein Dealer?

Seit dem Film Reefer Madness hält sich das Gerücht, dass Dealer vor der Schule Drogen an unschuldige Kinder und Jugendliche verticken. Einer der wenigen vermeintlich nachgewiesenen Fälle stellte sich jedoch schnell als Finte heraus. In der britischen Boulevardzeitung The Sunday People veröffentlichte der Journalist Stewart Fowler einen Artikel über "Rev", einen Drogendealer, der "in zerrissenen Jeans und mit einer Lederjacke bekleidet jungen Leuten Pillen andrehte". Zum Beweis gab es auch Fotos von Rev. Als seine Mutter ihn auf den Bildern erkannte, beschwerte sie sich bei der Zeitung. Denn “Rev” war der Sohn des Hausfotografen der Zeitung und kein Dealer. Fowler und der Fotograf wurden gefeuert.

2005 – Eichhörnchen auf Crack

Spätestens seit den besoffenen Elefanten in Die lustige Welt der Tiere wissen wir: Druffe Tiere begeistern die Menschheit. Aber die Titelseite der bekannten Londoner Zeitung South London Press über eine Gruppe crack-abhängiger Eichhörnchen war leider erfunden. Angeblich sollten die Tiere sich an Vorräten von Dealern bedient haben und dann auf dem Stoff hängengeblieben sein. Die Geschichte stammte aus einem Witz in einem Internetforum. Warum die Zeitung die Story trotzdem brachte? "Ich bezweifelte, dass es drogenabhängige Eichhörnchen gab, aber unsere Zeitung hatte Morde auf den Seiten eins bis fünf. Also dachte ich, es wäre doch nett, wenn wir uns einen Spaß erlauben und die Leute zum Lachen bringen", sagte der damalige Chefredakteur Greg Truscott.

Illustration des 10-Guy-Memes
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2011 – Das "10-Guy"-Meme

Das Foto eines bekifft dreinschauenden jungen Mannes wurde zum viralen Meme mit dem Namen "10-Guy". Der Name des Memes kommt von der Reddit-Skala zum Intoxikationslevel von eins bis zehn, wobei zehn für rattendicht steht. Passend zum entrückten Gesichtsausdruck gibt es das Meme mit verpeilten Sprüchen wie "Marilize Legajuana".

2015 – Irland legalisiert aus Versehen Drogen

Im März 2015 legalisierte die irische Regierung versehentlich für 48 Stunden einen Haufen Drogen – darunter Ketamin, Ecstasy und Crystal Meth. Ein Gericht in Dublin hatte ein wichtiges Drogengesetz als verfassungswidrig erklärt. Das dadurch entstandene Zeitfenster wurde in Clubs im ganzen Land gefeiert.

2018 – Neuseelands Meth-Kündigungen

Über 1.000 Mieterinnen und Mieter wurden in Neuseeland vor die Tür gesetzt, nachdem die Regierung sie fälschlicherweise beschuldigt hatte, Meth zu kochen oder zu konsumieren. Der Fauxpas bei diesem ohnehin mehr als fragwürdigen Vorgehen, das Bewohner von Sozialwohnung ohne Habseligkeiten auf die Straße warf, unterlief den Behörden bei fehlerhaften Wohnungsuntersuchungen. Einige Menschen beförderte es in die Obdachlosigkeit. Ups.

Auch 2018 – Ein Tourist kokst auf Pablo Escobars Grabstein

Ein britischer Tourist hielt es für eine gute Idee, eine Line Kokain von Pablo Escobars Grabstein zu ziehen. War es aber nicht. Steven Semmens sagte, er habe es als "Zeichen des Respekts" getan. Als ein Clip der schlecht durchdachten Aktion viral ging, wurde er von den kolumbianischen Behörden des Landes verwiesen und erhielt Todesdrohungen über Facebook.

2019 – Hochsicherheits-Schutzanzüge zur Behandlung von Fentanyl-Überdosen

In den USA tragen Rettungskräfte Ganzkörperschutzanzüge, wenn sie Menschen mit mutmaßlichen Fentanyl-Überdosen behandeln. Auch wenn das synthetische Opioid hochpotent ist, bestehen Forschende darauf, dass es höchst unwahrscheinlich sei, dass man von Fentanyl allein durch Berührung high wird, geschweige denn sich überdosiert. Das gilt erst recht, wenn man einen Menschen behandelt, der Fentanyl genommen hat.

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