8 Lives by Windows 8 feat. Julie Brass

FYI.

This story is over 5 years old.

8 lives

8 Lives by Windows 8 feat. Julie Brass

Die Fotografin Julie Brass steht auf Metal, Einhörner und Terry Richardson. Außerdem glaubt sie, dass harte Arbeit und gute Taten zusammengehören. Wir haben sie mit einem Windows 8-Device beschenkt und einen Tag lang VOR die Kamera geholt.

Fotos: Marko Mestrovic

JULIE BRASS ist eine Fotografin, wie es sie in Wien (und vermutlich auch anderswo) nur selten gibt. Sie ist professionell und gleichzeitig freundlich, nimmt sich ein Beispiel an Terry Richardson, was die Intimität und Offenheit beim Shooting angeht und macht sowohl Fotostrecken für Lazy Oaf, als auch solche über Iron Maiden-Fans. Irgendwo zwischen diesen beiden Extremen—also auf halben Weg zwischen Mode und Metal—bewegt sie sich nicht nur künstlerisch, sondern auch als Mensch.

Anzeige

Genau wie die Frauen, die Julie im Rahmen ihrer Website portraitiert, beinhaltet auch ihre Persönlichkeit die gesamte Palette weiblicher Selbst- und Fotografen-Inszenierung. An dieser Vielseitigkeit und ihrem Selbstbewusstsein liegt es vermutlich auch, dass man an ihren Bildern als Frau ebenso viel zu schauen hat wie als Mann. Als Profi verliert Julie auch bei sinnlichen Motiven nie den Blick für das Subjekt, damit sowas wie Objekt-Begaffung gar nicht erst aufkommt.

Und weil sie genau wie Microsoft immer die Herausforderung und das Neue sucht, aus jedem Moment etwas Besonderes herausholt und sich und ihre Arbeit ständig weiterentwickeln will, ist Julie auch eine von 8 Künstlerinnen österreichweit, die wir im Rahmen des Microsoft-Projektes 8 Lives featuren. Zusammen mit Microsoft haben wir Julie einen Tag lang bei der Arbeit begleitet, ihr über die Fotoschulter geblickt und sie entgegen ihrem professionellen Naturell zur Abwechslung VOR die Kamera geholt.

Zusätzlich wurde Julie von Microsoft mit einem exklusiven Windows 8-Device ausgestattet, das sie bei ihrer zukünftigen Arbeit unterstützen soll: dem Tablett-PC Dell XPS 12. Auf diese Art sind Dinge wie das Moodboard-Erstellen oder Bilderauswählen genauso bequem vom Bett aus machbar wie die Workstation zum Recherchieren und Mails-Abtippen am Schreibtisch eingerichtet ist. Im Interview sprechen wir mit Julie darüber, warum sie vorrangig Vertreterinnen ihres eigenen Geschlechts ablichtet, was sie eigentlich an Einhörnern findet und warum sie trotz aller Liebe zu Kalifornien nicht dauerhaft in L.A. leben will.

Anzeige

Foto: Marko Mestrovic

VICE: Hi Julie. Was ist eigentlich das Wichtigste für dich beim Fotografieren?

Julie Brass: Wenn Leute dabei sind, gibt’s eigentlich nichts Wichtigeres als die Interaktion und darum, eine bestimmte Stimmung einzufangen.

Und was zählt für dich bei den fertigen Fotos?

Einerseits gibt es wie bei jeder Kunstform einige handwerkliche Dinge, auf die man achten sollte. Andererseits darf es auch nicht zu geschliffen oder perfekt werden. In jedem Fall muss ein Foto für mich etwas Besonderes haben – es muss eine Geschichte erzählen und eine Geschichte im Betrachter anregen. Und natürlich spielt auch meine persönliche Ästhetik eine Rolle.

Eines deiner großen ästhetischen Vorbilder ist ja Terry Richardson.

Ich würde sogar sagen, er ist das Vorbild schlechthin für mich—obwohl ich keineswegs dieselbe Art von Fotos machen oder seinen Stil kopieren möchte.

Hast du dein Vorbild Terry Richardson schon mal getroffen?

Ja, einmal kurz bei einer Ausstellung. Er hat gesagt, meine Jacke ist cool.

War das die mit der Portraitzeichnung von Terry Richardson hinten drauf?

Ja!

Bei ihm hat man oft das Gefühl, dass Fotografie mehr DIY als große Inszenierung ist. Stimmt das oder täuscht der Eindruck?

Die Bilder sind teilweise schon viel durchgeplanter und inszenierter als auf den ersten Blick erkennbar ist. Aber es gibt auch diese sehr persönlichen, ganz intimen Shots, die vermutlich sehr spontan entstehen. Für mich ist das Wichtigste an seinen Bildern aber nicht der Inszenierungsgrad, sondern seine Fähigkeit, Leute dazu zu bringen, sich ihm zu öffnen.

Anzeige

Wie arbeitest du eigentlich am liebsten—hältst du dich eher im Hintergrund und beobachtest oder sagst du deinen Models lieber ganz genau, was sie zu tun haben?

Ich hab gemerkt, dass den Leuten klare Anweisungen sehr entgegenkommen. Zum einen, weil oft jeder Fotograf etwas anderes will, und zum anderen weil man vor der Kamera schnell unsicher wird, wenn man nicht genau weiß was man tun soll.

Du gibst mit deinen Anweisungen also auch Sicherheit am Set?

Mir ist es wichtig, dass am Set insgesamt eine nette Stimmung herrscht und sich alle wohlfühlen. Das gehört für mich auch zum fotografieren dazu: Spaß haben, den Leuten ein gutes Gefühl geben und natürlich gemeinsam ein gutes Ergebnis erzielen. Ich habe mir gerade online ein Poster von Anthony Burrill bestellt, auf dem steht "Work hard and be nice to people". Das wird meine neue Studio-Regel.

Du hast mir mal erzählt, dass du erst vor drei Jahren zur Fotografie gekommen bist und davor Grafikdesign gelernt hast. Wie kam es zu dem Umschwung?

Zuerst habe ich lange dem Fotografen Fritz Hauswirth assistiert, danach kam dann Grafikdesign. Ich dachte mir damals einfach, dass Fotografie alleine im heutigen Arbeitsumfeld zu wenig ist und man so umfangreich und vielseitig wie möglich ausgebildet sein sollte. Ich wollte aber immer schon lieber Fotografieren als nur Grafik-Designer zu sein. In den letzten Jahren funktioniert das auch immer besser.

Anzeige

Das heißt, du wolltest einerseits Fotografie als künstlerisches und andererseits Grafik als technisches Handwerk beherrschen?

Ja. Je mehr man heute von Computerarbeit und Werbung zusätzlich zu den künstlerischen Aspekten von Fotografie versteht, umso besser.

Foto: Marko Mestrovic

Welcher dieser beiden Aspekte ist für deine Arbeit wichtiger? Inspiration und Kunst oder Werbung und Technik?

Beides ist für mich ziemlich gleichwertig. Je kommerzieller ein Foto-Shooting angelegt ist, umso wichtiger wird die Technik – aber gleichzeitig sind kommerzielle Werbungen auch stärker inszeniert, wofür man sich wieder mehr überlegen muss. Technik ist im professionellen Umfeld sicher nicht mehr wegzudenken, aber wenn die Idee dahinter nicht gut ist, hilft das alles nichts. Mit besserem Equipment wird das Ergebnis vielleicht handwerklich besser, aber ohne gute Idee wird damit immer noch kein gutes Foto draus. Das, woran ich am meisten arbeite, ist, dass man beim Betrachten der Fotos etwas spürt – dass der Charakter des Shootings rüberkommt.

Was die technische Seite angeht, hat Microsoft dir ja ein Dell XPS 12 geschenkt, um dich bei der Arbeit zu unterstützen. Wie geht es dir so damit?

Sehr gut! Ich benutze den Dell vor allem beim Fotografieren am Set, weil er extrem leicht und handlich ist. Für Recherche und Moods ist er wirklich das perfekte Gerät, wenn man auswärts shootet.

Was ist für dich das beste Feature oder wofür verwendest du das Device am meisten?

Anzeige

Die Mischung aus Tablet und PC beziehungsweise das Hin-und-her-Switchen zwischen beidem ist für mich auch richtig praktisch, weil ich es mobil brauchen kann und privat doch gern am Tisch aufstelle. Wenn ich es zuhause nutze, dann am liebsten zum Filmschauen und Internetsurfen.

Gibt es für dich eigentlich einen Unterschied zwischen dem, wie du privat Fotos machst und worauf du professionell bei Bildern achtest?

Ich habe das Gefühl, dass Fotografen privat am Liebsten auf alten, analogen Kameras arbeiten, weil das eine gewisse Erleichterung ist, wenn man sich zur Abwechslung nicht alles bis ins kleinste Detail überlegen muss.

Dasselbe haben mir vor kurzem Lena und Ida von MESHIT erzählt: Beruflich machen sie Mode, privat legen sie keinen Wert darauf, wie sie sich anziehen.

Genau. Ich find's einfach angenehm, privat analog zu fotografieren, ohne großartig darüber nachdenken zu müssen und mich teilweise vom Ergebnis überraschen zu lassen. Das motiviert und inspiriert mich dann auch immer wieder für andere Projekte. Ich bin jedes Mal wieder aufgeregt, wenn ich einen Film abhole, von dem ich längst vergessen habe, was genau drauf ist.

Als wir dich bei deinem Shooting begleitet und uns über Preise für Foto-Equipment unterhalten haben, meintest du, dass man sich das meiste Profi-Equipment nur ausborgen kann. Schränkt dich das bei deiner Arbeit ein? Oder macht es einen fokussierter, weil man weniger verschwenderisch arbeitet?

Anzeige

Natürlich hätte ich gerne das Geld, um mir das ganze Arbeitszubehör einfach so leisten zu können. Aber das Gute am Fotografieren ist sicher, dass man auch sehr gute Fotos um wenig Geld machen kann. Schwierig wird es, sobald es um professionelle Fotografie – besonders Mode und andere Werbung – geht. Da kosten die Kameras schon mal 20.000 Euro aufwärts. Ich selber habe ein Grund-Equipment für alle kleineren Werbe- und Magazin-Jobs. Für Jobs, wo diese technische Ausstattung nicht reicht, borge ich mir was aus. Das hat aber auch Vorteile, weil man somit alles einmal durchprobieren kann.

Hält das die Arbeit frisch?

Ich glaube schon, ja. Aber am Fotografieren hält mich alles frisch. Ich finde es ja perfekt, dass ich an verregneten Tagen zuhause Fotos retuschieren und durchschauen kann, aber an schönen Tagen auch rauskomme und die interessantesten Leute kennenlerne. Das ist ein ziemliches Privileg. Und das lässt einen auch gerne die Jobs aushalten, bei denen man stundenlang bei Minusgraden, Wind und Regen draußen steht und warten muss, bis das Licht endlich für das EINE Foto pass.

Fotografierst du mehr draußen als drinnen?

Ich versuch’s jedenfalls. Das Wetter in Wien macht mir das nicht immer leicht.

Foto: Marko Mestrovic

Du hast vor kurzem auch erzählt, dass du jedes Jahr in Kalifornien bist. Hat das damit zu tun?

Der Hauptgrund ist vermutlich wirklich das Wetter hier in Österreich. Meine absolute Traumstadt ist einfach L.A., da die Stadt unglaublich fotogen ist, die Leute alle cool aussehen und jedes Eck direkt aus einem Fotomagazin stammen könnte. Es ist ein Fotografenparadies. Außerdem sind alle dort so nett und nennt dich jeder "Sweetie" und "Honey". Wenn man ansonsten Wien gewohnt ist, ist das eine ziemlich tolle Abwechslung.

Anzeige

Könntest du dir auch vorstellen, dort zu bleiben?

Für immer sicher nicht. Irgendwie mag ich es doch auch, nach Wien heim zu kommen.

Ist es dir bei deinen Fotos wichtig, die Wirklichkeit abzubilden? Oder erschaffst du mit deinen Bildern eher neue Welten?

Das kann man so nicht verallgemeinern. Bei tollen Locations versuche ich das einzufangen, was da ist und es möglichst originalgetreu abzubilden. Bei schlechteren Sets inszeniere ich es soweit, dass es interessant wird. Es kommt aufs Sujet an.

Was würdest du sagen ist deine "Aufgabe" als Fotografin?

Meine Aufgabe als Fotografin besteht meiner Meinung nach darin, einen eigenen Stil zu erschaffen und durchzuziehen. So muss man sich passend zu den vorhandenen Gegebenheiten überlegen, wie man einzelne Ideen am besten umsetzt. Manchmal hat man Glück und es passt alles, manchmal muss man mehr inszenieren. Ich versuche, Alltägliches ein bisschen spannender wirken zu lassen, aber es ist mir auch wichtig, dass es nicht zu künstlich wird.

Ein visuelles Thema, das sich durch deine Arbeit – und durch dein Gewand – zieht, ist alles, was mit Goth, Metal und Lederjacken-Rock zu tun hat. Eine schöne Serie von dir befasst sich zum Beispiel nur mit Iron Maiden-Fans.

Ja, dieser Stil gefällt mir einfach auch privat sehr gut. Andererseits stehe ich auch auf Einhörner, Katzenbabys und Regenbögen. Das ist oft schwierig zu vereinbaren.

Was interessiert dich an den beiden Stilen?

Anzeige

Gute Frage eigentlich. Zum einen kommt das von der Musik, die ich gern höre. Meine Playlists sind auch sehr gefürchtet, da kommt gleich nach Iron Maiden der Song von "Das letzte Einhorn". Und zum anderen bin ich halt einfach ein Mädchen der Achtziger. Eine bessere Erklärung fällt mir jetzt nicht ein. Außer, dass mir Extreme und Absurditäten gefallen. Und außerdem, wer liebt keine Katzenbabys?

Wenn du dich nicht mit Metal und Einhörnern beschäftigst, fotografierst du ja hauptsächlich Frauen. Warum eigentlich?

Ich will mich zwar nicht drauf reduzieren, aber ich finde halt Mädchen schon toll. Es macht mir einfach mehr Spaß, als Männer zu fotografieren – mir gefällt die Vielseitigkeit, das Make-up, die Kleidung, der Ausdruck. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich nur einen Typ Mann gut finde und ganz viele Typen von Frauen. Ich finde starke, coole und unabhängige Mädchen gut, die im Idealfall auch noch echt heiß sind. Und ich mag's nicht, wenn Mädchen so zerbrechlich und schüchtern dargestellt werden. Mein Alptraum wäre sowas wie ein Elfen-Shooting.

Obwohl das zu dem Einhorn-Motiv passen würde.

Ich weiß nicht. Eigentlich nicht. Einhörner sind ziemlich badass, die sehen nur so lieb aus.

Foto: Marko Mestrovic

Tagged:FotosPhoto