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Astronom verrät Entdeckung von möglicher „zweiter Erde“ in unserer Nachbarschft

Der namenslose Trabant um Proxima Centauri ist uns so nah wie kein anderer Exoplanet —und sogar Wasser könnte auf ihm vorkommen.
Das Teleskop der ESO auf La Silla, Chile. Bild: ESO | CC BY 2.0

Der europäischen Südsternwarte ESO könnte in Chile eine Sensation geglückt sein, die derart aufsehenserregend ist, dass sie ein Insider nicht für sich behalten konnte: Ein erdähnlicher Planet wurde entdeckt, der in unserem kosmischen Hinterhof seine Runden zieht.

Das berichtet der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe unter Berufung auf einen Astronomen-Informanten, der an dem Projekt zur Jagd eines Erdzwillings beteiligt gewesen sein soll. Noch nie haben Forscher einen erdähnlichen Planeten gefunden, der uns so nah ist.

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Die Entdeckung machte ein Spiegelteleskop auf dem Berg La Silla in der Atacamawüste im Norden Chiles. Dort gibt es den dunkelsten Himmel der Welt—perfekte Bedingungen für die Suche nach Exoplaneten. Weit entfernt von störender Lichtverschmutzung leisten zwei Teleskope auf der ältesten der ESO-Sternwarten 600 km von Santiago de Chile entfernt seit 1960 ihren Dienst als Planeten-Detektive.

Anfang des Jahres wurde ein Teleskop auf Proxima Centauri ausgerichtet. Proxima Centauri ist ein breites 1915 entdeckter Roter Zwerg, der mit gerade mal 4,24 Lichtjahren einen kosmischen Katzensprung von uns entfernt liegt. Dort beobachteten die Astronomen ein seltsames Schlingern des Roten Zwerges. An Proxima Centauri, da sind sich die Forscher laut Spiegel mittlerweile sicher, muss etwas zerren: ein noch namensloser Begleiter aus Stein in unmittelbarer Nähe, den die Online-Ausgabe des Magazins in ihrer Überschrift als „zweite Erde" bezeichnet.

Das Projekt Pale Red Dot will erdähnliche Exoplanten aufspüren und konzentriert sich auf Proxima Centauri im Dreier-Sternsystem Alpha Centauri | Bild: ESO | CC BY 2.0

Was die Forschergemeinschaft besonders aufhorchen lässt, ist der geringe Abstand, in dem der namenlose Planet um den Roten Zwerg eiert: Durch dessen Nähe ist es möglich, dass flüssiges Wasser auf seiner Oberfläche vorkommen kann. Nun wollen die Forscher das Licht des Planeten auffangen und analysieren, um herauszufinden, aus welchen chemischen Bausteinen sich der Planet zusammensetzt—und hoffen, dass die energiereichen Emissionen von Proxima Centauri nicht jedes Leben auf dem Trabanten bereits verdampfen haben lassen.

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Erst vor einigen Tagen schloss eine am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics erstellte Studie von Avi Loeb und Kollegen, dass die Chance auf die Entwicklung von Leben sich auf Planeten vervielfache, die nicht um sonnenähnliche Fixsterne kreisen, sondern um die viel kleineren und langlebigeren Roten Zwerge—was aber auch bedeutet, dass diese schwächer leuchtenden Planten ihren Trabanten viel weniger Licht schenken als die Sonne es tut.

Gäbe es Pflanzen, wären sie wohl pechschwarz.

Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die dortige Photosynthese anders ablaufen muss als auf der Erde: Mögliche Pflanzen oder Bäume wären daher wohl pechschwarz oder sehr dunkel, weil sie nur so das viel schwächere schwache Sternenlicht für ihren Stoff-Austausch nutzen könnten.

Es war ein Astronom, der an dem Projekt Pale Red Dot mitarbeitet und dem Spiegel die Neuigkeit über die spektakuläre Entdeckung zuspielte. Der wohl erste intergalaktische Whistleblower möchte aber nicht genannt werden. Bei der ESO, die solche Entdeckungen wie für internationale wissenschaftliche Organisationen üblich in länger angekündigten Pressekonferenzen verkündet,gibt man sich noch schmallippig und mag zunächst keinen Kommentar von Seiten der Europäischen Südsternwarte abgeben. Laut Spiegel-Informationen plant die Sternwarte, die Meldung Ende August zu veröffentlichen.

Die Europäische Südsternwarte auf La Silla, Chile. Bild: ESO | CC BY-SA 2.0

Dass es eine ganze Menge dieser erdähnlichen Planeten gibt, wissen wir schon länger: Über 3000 Planeten haben Astronomen bereits gefunden. Nur sind die meisten leider viel zu weit entfernt, um sie überhaupt noch weiter zu erforschen. Ein trauriges Beispiel dafür ist der im vergangenen Jahr von der NASA enthüllte „Erd-Zwilling" Kepler 452b: Der vielversprechende Planet ist rund 60 Prozent größer als die Erde und könnte neben aktiven Vulkanen und Meeren auch mit Sonnenschein und sogar einem ähnlichen Jahresrhythmus wie die Erde (dort hat das Jahr 385 Tage) aufwarten. Doch weil er 1.400 Lichtjahre entfernt liegt, sind die Chancen auf einen Wochenendtrip von der Erde aus doch leider verschwindend gering.

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Proxima Centauri dagegen liegt in einer Entfernung, die Astro-Enthusiasten längst einen Besuch planen lässt. Der rote Zwerg ist Teil des Sternensystems Alpha Centauri, welche unter anderem der russische Milliardär Yuri Milner und Stephen Hawking mit ihrem Project „Breakthrough Starshot" näher erforschen wollen. Ihr millionenschwerer Plan zur intergalaktischen Erkundungstour mit einer ganzen Flotte Nano-Raumschiffen sieht vor, winzige, solarbetriebene Sonden in das Sternsystem zu schicken. Mit diesen nur briefmarkengroßen „StarChips" mit Sonnensegel möchte das Duo und Berater Mark Zuckerberg auch dem Problem der geringen Reichweite chemiebetriebenen Raketen beikommen—ein Vorhaben, das andere Experten als zumindest fragwürdig in der Umsetzung bezeichnen.

Alpha Centauri

ist eine Konstellation in der

Lokalen Flocke

, die man von der Südhalbkugel der Erde mit bloßem Auge sehen kann. Proxima Centauri ist einer der nur drei Sterne dieses Systems und wird nur mit einem Teleskop sichtbar. Zwar klingen 4,24 Lichtjahre im Vergleich zu Kepler 425b nicht weit, aber tatsächlich ist die Erreichbarkeit des potentiellen Nachbars noch ein kleines Problem: Er ist immer noch 271.000 mal weiter entfernt als die Sonne. Der Weg einer Raumsonde würde gute 80.000 Jahre dauern.

Ungefähr so lange existiert die Menschheit.