Was wurde eigentlich aus Tara?

Screenshot via YouTube

"Ich weiß schon, dass ich mich anziehe wie eine Hure, aber ich zeig mich halt einfach gern. Ich find, die Leute sollten viel lockerer werden", sagte die junge Tara, die in Hollabrunn aufwuchs und mit 14 nach Wien kam, drei Jahre nach ihrem Umzug in der ATV-Sendung Saturday Night Fever. Später würde sie oe24 erzählen, dass sie sich für diesen Satz im Nachhinein zwar geschämt, aber beschlossen habe, einfach das Beste daraus zu machen.

Seitdem Tara neben Molti, Spotzl, Eigi und Pichler wohl der wichtigste Teil der Sendung war, hat sie sich selbst zur Kunstfigur gemacht, wurde im Empire von einem Typen angekotzt und hat in einem besonderen Glanzmoment einen Rasensprenger als Regenbogenmaschine bezeichnet. Die meisten von uns erinnern sich noch an diese Stücke österreichischer Fernsehgeschichte—Taras Outfits, ihre Sprache, ihren Lebensplan, der kurz zusammengefasst daraus bestand, reich zu heiraten—und so gelangte sie zu wahrscheinlich landesweiter Bekanntheit. Eigene SNF-Spin Offs wie St. Tropez Oida! oder Tara und Moni in Kitz und Moritz und unzählige öffentliche Auftritte waren die Folge.

Ja, Tara machte sich zur Kunstfigur, ernstgenommen wurde sie wahrscheinlich nur von wenigen—auch nicht von den Medien. Sieht man sich die Berichterstattung aus der Zeit an, in der Tara SNF, wie sie plötzlich hieß, aktuell und hin und wieder Tagesthema war, fallen nicht selten die Begriffe "TV-Luder", "Göre" und "Party-Luder". In einem Artikel, in dem es um ihre kurze aber intensive Liebe für Heinz-Christan Strache ging, der diese leider nicht erwiderte, aber dennoch auf ihre Brust gestarrt haben soll, wird sie als "leidige Frauensperson" bezeichnet. Auch auf YouTube findet man Diss-Videos; eines heißt zum Beispiel "ATV-Hure". Hinterfragt oder ernsthaft mit Tara gesprochen wurde kaum.

Taras Erfolgsrezept war nicht allzu kompliziert: Sie gab sich naiv aber tough, indem sie leicht dümmlich auftrat, sich aber dennoch holte, was sie wollte und sich ihren Spaß machte, egal, was die anderen sagten. Sie gab sich extrem oberflächlich und machte keinen Hehl aus ihrer Golddigger-Attitüde, die sie vor allem in den Spin Offs noch offener zeigte, als sie und ihre Freundin Moni gezielt auf Millionärssuche gingen. Sie geizte nicht mit ihren Reizen und trug knappe Kleider, betrank sich und war derb.

So derb, dass man lachen musste. Sie war die Karikatur einer Praterdome-Gängerin aus Wien, mit der man im echten Leben nichts zu tun haben wollte und auch nur geheim lustig finden durfte. Wir sahen uns SNF an, um uns besser zu fühlen, um uns einzureden, dass wir ja immerhin viel weniger peinlich sind, wenn wir besoffen sind und überhaupt nicht primitiv—obwohl wir es alle ziemlich wahrscheinlich besser wussten. Tara hingegen tat gar nicht erst so, als wäre sie anders. Sie war besoffen und wild und Österreich sah zu. Und wie sie später noch betonen würde, machte sie all das freiwillig und nannte den Versuch von Spotzl, seinen Ruf wiederherzustellen und zu behaupten, die Alkoholexzesse wären nur gespielt gewesen, lächerlich.

Frauen, die trinken, sich sexy kleiden und öfter den Partner wechseln, werden von der Gesellschaft gerne als billig und niveaulos abgestempelt. Sieht man sich hingegen an, wie über Molti, Pichler, Spotzl und Eigi berichtet wurde, die sich wohl kaum auf minder tiefem Niveau befanden, wenn sie völlig dicht Frauen ansprachen und sich vor laufender Kamera ihre letzten Gehirnzellen wegsoffen, findet man im Vergleich auffallend wenige respektlose, lächerlich machende Begriffe. Die Burschen werden oft als "Partytruppe" oder "Party Animals" bezeichnet. Das alles soll nicht immer leicht für Tara gewesen sein, wie sie in diesem Interview erzählt. Früher habe sie ignoriert, wenn Männer ihr hinterhergerufen haben, sie solle ihre Brüste herzeigen—aber heute nicht mehr. "Meine Lieblingsszene bei SNF: als ich dem Robert eine rein gehaut habe. Ich lass mich nicht mehr verarschen", sagt sie.

Nachdem sich Tara erst einmal als Starlet etabliert hatte, wurde sie nicht müde, immer wieder für Skandale zu sorgen. Sie ließ sich bei Nacktshootings begleiten und sprach über ihre Brüste als "Babys", spielte für ihre Fans Domina und ließ sich zum Schönheitschirurgen begleiten, der inzwischen einiges an ihr verändert hat. Laut einem Bericht aus 2016 soll Tara bisher etwa 16.000 Euro in ihren Körper investiert haben—in Form von Botox, einer Nasenkorrektur, mehrmaligem Aufspritzen der Lippen und einer Brustvergrößerung. Heute beschreibt sie sich auf ihrer Facebook-Page als Reality-TV-Star und It-Girl und hat wahrscheinlich Recht. Sie hat in Cannes Party mit dem DJ Afrojack gemacht, mit Lukas Plöchl angebandelt, einen Ex einer der Kardashian-Schwestern gedatet und pendelt heute zwischen Wien, London und L.A.

Klickt man sich durch ihre Seite auf Facebook mit immerhin fast 60.000 Fans, wird schnell klar, dass sich Tara seit ihrer Zeit bei SNF ziemlich verändert hat. Sie sieht aufgrund ihrer Eingriffe nicht nur ein wenig anders aus als früher, sondern gibt sich auch anders: immer noch sexy und freizügig, aber keinesfalls mehr naiv. Auf ihren zahlreichen Selfies und anderen Fotos zeigt sich Tara erwachsen und irgendwie stilvoller als früher. Es scheint, als wäre ihr in Hinblick auf ihr heutiges Auftreten wichtig, nicht mehr als das dumme, leicht prollige Mädchen gesehen zu werden, für das sie von vielen gehalten wurde. Das bemerken auch ihre Fans: "War generell immer Tara-Fan, aber die Wandlung von der 'Regenbogenmaschinen-Tara' ist beeindruckend und man hat ja immer gewusst, dass mehr in dir steckt! Schön, dass du das jetzt auch zeigst", schreibt eine Userin. Ein anderer User schreibt: "Stark entwickelt und richtig erwachsen geworden. Respekt!"

Tara arbeitet derzeit als Model, promotet auf ihrer Page verschiedene Unternehmen, zum Beispiel ein Kosmetikstudio oder einen Hersteller von Extensions, und entwirft seit kurzem ihre eigene Modekollektion. Ihre Kollektion hat sie nach langem Überlegen gestartet, wie sie gegenüber der Krone erzählt. Sie habe schon früher Bikinis entworfen und für sich und ihre Freundinnen Kleider geschneidert, jetzt designt sie Kleider für alle. "Ich will ja auch nicht ewig das ATV-Gesicht sein. Ich will ja auch was machen. Grad auf Instagram sieht man so viele Businessfrauen, die alle ihr eigenes Ding machen und erfolgreich sind. Das kann ich ja natürlich auch", sagt sie im Interview.

Man kann von Tara halten, was man will. Aber so Unrecht hat sie mit dieser Aussage nicht. Für viele wird sie vielleicht immer das kleine Mädchen bleiben, das sich besäuft, durchdreht, weil ihr jemand in den Ausschnitt gekotzt hat und mit ihrem übersteigerten Selbstbewusstsein peinlich fordernd auftritt. Man muss jedoch zugeben, dass Tara Saturday Night Fever geschickt als Sprungbrett genutzt hat. Auf Basis ihrer Bekanntheit hat sie sich etwas aufgebaut.

Vielleicht ist Tara irgendwann wirklich eine dieser Instagram-Businessfrauen nach Kardashian-Vorbild: Auf den ersten Blick nichts als eine schöne Hülle, aber bei genauerem Hinsehen ziemlich gut darin, sich zu vermarkten, den Medien Stoff zu geben und so einen guten Lebensunterhalt zu verdienen. In einem Interview sagte Tara einmal, dass negative Werbung die beste Werbung sei und zumindest für ihren Fall behält sie Recht. Auch im Vergleich zu ihren SNF-Kollegen schneidet Tara mehr als gut ab: Spotzl, Pichler und Eigi sind in der Versenkung verschwunden, Molti hält als Werbe-Superheld für ein Diskont-Möbelhaus her.

Verena auf Twitter: @verenabgnr

Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.