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Vice Blog

Die Wahrheit über Fleisch

Die dystopischen Untergangsprophezeiungen, die wir so oft in den Filmen der Siebziger und Achtziger gesehen haben, werden zur Wirklichkeit

Die dystopischen Untergangsprophezeiungen, die wir so oft in den Filmen der Siebziger und Achtziger gesehen haben, werden zur Wirklichkeit. Vielleicht bin ich paranoid, aber heute schlurfen doch schon Zombies durch die Einkaufspassagen. und C-Prominente mähen aus Spaß Leute mit dem Auto nieder, während man sich Medikamente reinknallen muss, um irgendwie sein Arbeitspensum zu erfüllen. Und nun das, synthetisches Fleisch, das in riesigen Bottichen gezüchtet wird. In den nächsten vierzig Jahre ist es der einzige Weg, die Menschheit zu ernähren.

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Die offizielle Fachbezeichnung für das synthetisch hergestellte Fleisch aus der Petrischale ist „In-Vitro-Fleisch". Im Prinzip sind es laborgezüchtete Muskelfasern, die genau so schmecken und riechen wie echtes Fleisch. Der einige Unterschied besteht darin, dass dieses Fleisch nicht von einem lebendigen Tier stammt. Die Stammzellen werden künstlich kultiviert, die Muskelfasern mit Chemikalien vollgepumpt, und erreichen so zum Schluss die Konsistenz eines echten Steaks. Ziemlich die gleiche Tragikomik also, die sich jeden Tag in Fitness-Studios abspielt.

Das alles klingt nach Soylent Green, einem Horrorfilm aus den 70ern mit Charlton Heston. Nur mit der Ausnahme, dass wir hier keine wilden randalierenden Horden haben, die Gerechtigkeit fordern, weil sie menschliche Exkremente zum Fraß vorgeworfen bekommen. Sowas würden wir niemals tun.

Zugegeben, pulsierende Stücke hirnloser Fleischmasse sind nicht sonderlich reizvoll. Aber eigentlich können sie für uns nicht viel schlechter sein, als echtes Fleisch, oder das was wir für echtes Fleisch halten.

Wenn wir uns in einem Grillschuppen für 99 Cent eine Box Mini-Hähnchenkeulen bestellen, kaufen wir uns keine wirkliche Nahrung, wir wollen gar nichts essen, eigentlich bestellen wir uns willentlich den Tod. Nicht zu vergessen, dass die kleinen Hähnchen, jede einzige Sekunde ihres jämmerlichen kurzen Lebens gelitten haben, um anschließend in unserem Magen zu landen, um uns dann von dort aus irgendwann zu vergiften.

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So schließen diese Mast-Hähnchen den dystopischen Kreis. In Logan´s Run werden Menschen ermutigt sich selbst umzubringen, sobald sie 30 werden. Also sitzen all diese jungen Leute strahlend in einem riesigen verspiegelten Karussell, schwenken glücklich Kristallzauberstäbe über ihren Köpfen, bis die Lichter ausgehen und eine unsichtbare Kraft sie alle verdampft. So ähnlich könnte es beim Fast-Food-Restaurant um die Ecke ablaufen, nur mit dem Unterschied, dass all diese Menschen anstatt der Zauberstäbe Hähnchenknochen in der Hand halten.

Es muss toll gewesen sein, in den Siebzigern als Jugendlicher ins Kino zu gehen und dystopische Filme wie Der Omega Mann und THX1138 anzuschauen. Die Prophezeiungen waren dunkel, aber auch äußerst glaubhaft, doch gleichzeitig waren sie ebenfalls immer noch weit, weit in der Zukunft. Daher ist es schon tragisch, dass genaus diese Menschen von damals nun genau an der Verwirklichung dieser Visionen arbeiten und und obwohl sie es besser wissen müßten, haben sie keine Ahnung, wie sie es besser machen könnten.

Macht ja nichts. Der Letzte lacht bekanntlich am längsten und das werden wir sein, besonders wenn wir ihnen im Altersheim Häppchen dieses Frankenfleisches servieren. Zwischen den Mahlzeiten können sie dann auf die Toilette schleichen, um sich in einen Schlauch zu entleeren, der direkt in die Lebensmittelfabrik nebenan führt.

„Oh, schön dass du mir mit dem Abendessen hilfst, lieber Sohn.“

„Iss auf, Vater, sonst wird dein Hähnchen kalt.“