Wir waren bei einer ‚Die glorreichen Sieben'-Party und es war unglaublich
Es wird scharf geschossen in London

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Wir waren bei einer ‚Die glorreichen Sieben'-Party und es war unglaublich

Sieben DJs, sieben Remixe, eine Mission.

Wenn Berlin für seine Unberechenbarkeit und Exzentrik bekannt ist, Madrid für seine unzähligen schlaflosen Nächte und Sydney für seine bombastischen Beach-Partys, dann ist London die Stadt, die alle diese Eigenschaften vereint. London ist eine Stadt, die—egal ob Kunst, Essen, Kleidung, Gestus—die Philosophien unterschiedlichster Kulturen miteinander vereint und zelebriert. Und in ihrer Eigenschaft als Schmelztiegel der Identitäten ist London natürlich auch der Ort, an dem Künstler, Kreative und vor allem Musiker zusammenkommen.

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Während sich allerdings das traditionelle Bandformat geradezu für Kollaborationen anbietet, ist der seit den 90ern am stärksten wachsende Zweig der Musikindustrie nicht gerade für seine Künstlerkollektive bekannt. Einsame Helden haben sich hier elegant alleine durchgeschlagen und ihren Schatten von den DJ-Kanzeln auf die Tanzflächen dieser Welt geworfen. Bis jetzt. Kurz vor der Veröffentlichung von Antoine Fuquas Neuverfilmung von Die glorreichen Sieben hat Spotify sieben der bekanntesten DJs der Welt in die Londoner Shoreditch Studios eingeladen, damit diese dort für eine Nacht ihre Differenzen beiseite zu legen. Nach Einzelauftritten werden sie alle zusammen auf die Bühne kommen, um einen gemeinsam konzipierten Remix der Filmmusik zu spielen.

Aber wer sind die sieben Haudegen? Und welchem ikonischen Charakter des Films entsprechen sie? Aus Madrid haben wir Techno-Künstler Christian Varela: der, um Einmal im Filmvokabular zu bleiben, „Krieger". Berlins House-Wunderkind Wankelmut ist: „der Scharfschütze". Hook N Sling aus Sydney: „Der Fährtenleser". David Squillance aus Italien ist natürlich Denzel Washingtons Charakter, „der Kopfgeldjäger". Uto Karem, ebenfalls Italien, ist: „der Autftragskiller"; Wehbba „der Gesetzlose" aus Sao Paolo. Und der Londoner DJ S.K.T verkörpert „den Spieler". Warum? „Ich lasse mich von meinen Instinkten leiten. Das bringt mich manchmal in Probleme, aber hat auch schon meine besten Momente inspiriert", so S.K.T.

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DJ S.K.T ist der „Spieler"

Aber was wird uns neben den BBQ-Style Burgern, dem Büffelmozzarella und den würzigen Hotdogs heute Nacht von den DJs aufgetischt? Uto Karem meint: „Obwohl ich zu schätzen weiß, dass das Auflegen normalerweise eine sehr einsame Angelegenheit ist, bin ich auch mit Kollaborationen recht erfahren—und tief in meinem Herzen liebe ich sie." Wankelmut hebt „Anpassungsfähigkeit und Präzision" hervor. Varela wiederum kommt auf seine „lange Beziehung zum Filmgeschäft" zu sprechen: „Ich habe an vielen Soundtracks mitgearbeitet." Außerdem verfügt er über eine „musikalische Expertise", die während seines Sets auch ganz klar auszumachen ist. Varela, der vor allem für seine Errungenschaften als Techno-DJ bekannt ist, ist recht eindeutig ein Künstler, der intelligent musikalische Themen miteinander verwebet—und das in einem beeindruckenden Fluss und voller Spontanität; immer mit einem breiten Lächeln im Gesicht.

Aber es gibt noch mehr als Musik und leckeres Essen, was die Besucher hier unter den unverkennbaren Backsteinbögen der Shoreditch Studios genießen können. Der Club hat sich in einen Wilden Westen aus Spielzeugpistolen, Stetsons, beeindruckenden Kartentricks und Whisky Sours verwandelt. Und obwohl hier etwa so viele unterschiedliche Fangruppen wie Künstler aufeinandertreffen, gibt es hier nicht so viele Saloonschlägereien, wie man vermuten würde.

Hier macht es überhaupt nichts aus, ob du EDM-Muskelpaket, Acidhouse-Nerd oder Trance-Aficionado bist—eine gemeinsame Liebe zu Beat und Booze bringt fast alle zusammen. Was sieht ein DJ mit einem anderen Hintergrund denn heute Nacht für besondere Eigenarten im typischen Londoner Partypublikum?

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„Tja, wie du sehen kannst, feiern die Leute hier in London hart", stellt Wankelmut fest. „Die gehen lieber früher aus und legen dann richtig los. Aber abgesehen von einer leichten Tendenz in Richtung UK House sind sie verdammt offen für verschiedene Dinge und Ideen. Das finde ich super." Aber es gibt auch eine Eigenheit, die besonders charakteristisch für gerade diesen Abend ist. Jedes Mal, wenn ein neuer Künstler die Bühne betritt, rastet die Menge total aus. Ein DJ des Abends ist hier dann allerdings doch mehr zu Hause als die anderen—und das merkt man. DJ S.K.T erntet mit dem Track „Livewire" begeisterten Jubel. Aber kein Wunder. Immerhin läuft der Song gerade bei BBC Radio 1 rauf und runter.

Aber das ist nicht der wichtigste Track heute Nacht. Nein, bei Weitem nicht. Und nach einem ganzen Abend voll beeindruckender Fingerfertigkeiten und Solomixes betreten unsere sieben Revolverhelden gemeinsam die Bühne. Wir haben jetzt schon ihre individuellen Interpretationen des geschmeidig-gitarrenlastigen Filmthemas gehört, aber jetzt ist es Zeit für den krönenden Abschluss.

Sie beginnen nah am Original, bevor sie ein niederfrequentiges Soundbombardement abfeuern, das das Publikum in Schockstarre versetzt. Es hat die gleiche brodelnde Intensität, die du von Hochleistungs-Electronica erwartest, aber mit der texturierten Schärfe des House und abgeschmeckt mit etwas Techno. Von DJ zu DJ übergehend hat es durchaus seine Ecken und Kanten, was dem Ganzen aber nicht schadet—ganz im Gegenteil. Es ist nicht nur eine Würdigung der unterschiedlichen zur Schau gestellten Philosophien und Musik-Kulturen, sondern würdigt auch die Themen des Films selbst—sowohl wörtlich mit den sieben Silhouetten hinter den Decks, als auch in seinem Prinzip der Zusammenarbeit unwahrscheinlicher Verbündeter.

Als die letzten Töne ausklingen, winken wir auf Wiedersehen zu diesen glorreichen Sieben und ihrem grandiosen Triumph. Jetzt ist es Zeit, sich gegenseitig kennenzulernen.

Die Glorreichen Sieben läuft ab heute, dem 22. September, in deutschen Kinos.

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