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Video Games Killed the Radio Star

Ich finde die Zukunft jetzt schon beschissen. Ich glaube, das wird sich auch nicht ändern, oder besser werden

DEUS EX: HUMAN REVOLUTION
Plattform: Xbox 360, PC, PlayStation 3,
Publisher: Square Enix Ich finde die Zukunft jetzt schon beschissen. Ich glaube, das wird sich auch nicht ändern, oder besser werden. Die Welt der Games ist ja nicht arm an Dystopien und Untergangsszenarien. Wenn ich allein hochrechne, wie oft und wie vielfältig die Menschheit bereits in diesem Jahr in Spielen unterjocht, verstümmelt oder gleich ganz und gar ausgelöscht wurde, muss ich mich ernsthaft fragen, weshalb ich noch nicht an schweren depressiven Verstimmungen leide, die Grünen wähle und mich restlos dem Pazifismus verschrieben habe. Aber dann denke ich mir immer mal wieder auch, na ja, was solls und schmeiße die Konsole wieder an. Die Zukunft ist also kein besonders erstrebenswerter Ort in unserem Raum-Zeit-Gefüge, besonders nicht, wenn es nach Deus Ex Human Revolution geht. Anstatt einer trostlosen, zerbombten und entstellten Mondlandschaft findet man sich im Deus-Ex-Universum mit einer durch Genmanipulation und Technik konstant geupgradeten Menschheit konfrontiert, die sich in Abhängigkeit großer Technologiekonzerne befindet. Eine Entwicklung, die nicht einmal so weit hergeholt ist—und ich schwöre bei Gott, dass ich mir, sobald es medizinisch realisierbar ist, meinen Körper auf Teufel komm raus pimpen lasse. Aber es geht ja gerade mal nicht um mich, sondern um den Protagonisten Adam Jensen, der als Agent für das Unternehmen Sarif Industries tätig ist und an dessem Körper weniger echt ist als an dem von Jenna Jamesson. Anders als bei der guten Jenna erfolgte diese Transformation für Jensen nicht aus freier Entscheidung. Bereits in der ersten Mission wird er zu Püree verarbeitet und nur der massive Einsatz von technologischem Schnickschnack gibt ihm eine zweite Chance, die ihm aber auch enorme Vorteile gegenüber seinen Mitmenschen verleiht. Und hier setzt die Handlung von Deus Ex Human Revolution auch an. Wie in den Vörgängerspielen der Serie entwickelt sich aus dieser Konstellation recht bald ein beinahe undurchschaubarer Cyber-Thriller, der einen ordentlich auf die Probe stellt. Nicht nur ist taktisches Denken gefragt, um überhaupt voranzukommen, sondern auch, nun, „zwischenmenschliches“ Gespür, denn über weite Strecken ist es dem Spieler vollkommen unklar, wer denn nun Freund oder Feind ist. Hier wird auch deutlich, dass es keinen stringenten Lösungsansatz für das Spiel gibt. Viele RPG-Elemente lassen dem Spieler freie Hand bei seinen Entscheidungen, obwohl es immer ersichtlich bleibt, was als Nächstes zu tun ist. Doch durch Multiple-Choice-Dialoge und die Wahl der Herangehensweise an verschiedene Missionsziele kann der Spieler immer erheblichen Einfluss auf den Verlauf der Story nehmen. Ähnlich frei wie bei der Story ist auch die Spielwelt frei begehbar und stellt zukünftige Versionen von Städten wie Detroit und Montreal dar. Hierbei ist es dann aber auch wieder dem Spieler überlassen, wie er das Spiel begehen will. Sinnloses Voranstürmen bringt meistens nicht viel, aber ist ebenso möglich wie gezielte Attacken oder einfach durch die Welt zu schleichen und den Gegnern aus dem Weg zu gehen. Es ist wahrscheinlich sogar möglich, das Spiel zu beenden, ohne einen einzigen Gegner zu töten, aber dann muss man sich fragen, wozu man dann all diesen futuris­tischen Klimbim überhaupt hat?