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50+1-regel

Wann entlässt Hasan Ismaik 1860 München aus seiner Geiselhaft?

Der Milliardär plant eine 52.000-Zuschauer-Arena nebst einem Löwenzoo mit Tieren, die die Namen von Löwen-Legenden tragen. Dabei ist der Verein auf dem Weg in die dritte Liga. Bei den Fans kippt die Stimmung bedrohlich.
Foto: Imago

Die Nachricht schlug ein wie zwei Maßkrüge auf der Wiesn: Hasan Ismaik, seit 2011 undurchschaubarer Investor bei 1860 München, versprach am Freitag bei einem Treffen mit ausgewählten Löwen-Fans ein neues Stadion für 52.000 Zuschauer. Neben dem Stadion will er einen Zoo für Löwen (ja richtig gehört: für echte Löwen) bauen. Die Tiere sollen die Namen von verdienten 1860-Profis tragen.

Dass er obendrauf noch die Entlassung der Geschäftsführer Markus Rejek und Noor Basha, der sein eigens installierter Cousin ist, forderte, war fast noch eine Randnotiz. 1860 München befindet sich in einer Dauerkrise aus finanziellen Problemen, Negativschlagzeilen von Vereinsvertretern und einer stetigen sportlichen Talfahrt. Ismaik hat das jahrelange Trauerspiel der himmelblauen Münchner nur noch mit unbekannter Taktik und plötzlicher Offensivpower perfektioniert.

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Beim mauen 1:1 gegen den VfL Bochum am Wochenende ließen die eingefleischten Löwen-Fans den ausnahmsweise mal anwesenden Ismaik daher auch sofort wissen, wo er bei ihnen steht: Sie präsentierten ein Banner mit dem Spruch „Nach Affenzirkus nun Löwenzoo" und nebst hunderter kleiner Plakate mit dem durchgestrichenen Konterfei von Ismaik stand die schlichte Botschaft: „Hasan verpiss dich!!!" Die „Hasan raus"-Rufe gab es umsonst noch obendrauf. Der Verein nahm am Montag zu den Protesten der Fans Stellung: Kritik ja, Beleidigungen nein.

Aber was kann man mit Ismaiks Vorstößen bezwecken? Ein Stadionneubau ist trotz seiner Versprechungen eher undenkbar. Die Stadt München scheint den Plänen aufgeschlossen zu sein, aber will nicht dafür zahlen. Der 39-jährige Milliardär hat aber bisher weder Genehmigungen erhalten, noch einen Finanzierungsplan vorgelegt. Der klamme Verein müsste sich zudem aus den bestehenden Verträgen mit dem FC Bayern, der Arena-Cateringfirma und den Logenbesitzern herauskaufen. Ismaik aber investierte in der Vergangenheit keinen Euro mehr. Er gab dem Verein weder einen Kredit für die Lizenz, noch wandelte er Darlehen in Genussscheine um und ließ den Verein so eine 750.000-Euro-Strafe vom DFB kassieren.

Sein unseriöses Verhalten aus plakativen Forderungen und dubiosen Versprechungen wirft derweil viele Fragen auf. Was will Ismaik überhaupt noch bei 1860 München? Insider berichten davon, dass er die Stadionpläne und die Zusagen zahlreicher Genehmigungen nutzen will, um seine 60 Prozent Vereinsanteile (wovon aber nur 49 Prozent stimmberechtigt sind) loszuwerden. Der launenhafte Jordanier, der 2011 bei den Löwen eingestiegen war, flirtete immer mal mit dem Kauf eines Vereins aus England, wo er sich nicht mit der 50+1-Regel herumschlagen muss. Anschließend folgten aber immer wieder Treuebekenntnisse—etwa über seine Facebook-Seite. Seitdem die Löwen nur noch im Keller der zweiten Liga herumdümpeln, scheint er aber völlig das Interesse verloren zu haben und versucht sich nun wohl (finanziell) so gut wie möglich aus der Affäre zu ziehen.

Eine Arena für 52.000 Menschen bei einem Zuschauerschnitt von 22.827 Fans und neun Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz in der zweiten Liga ist ziemlich aberwitzig. Zwar wollen sowohl Verein als auch Fans unbedingt aus der ungeliebten Arena des Stadtrivalen raus, doch ist der eigentliche Sehnsuchtsort, das wesentlich kleinere, aber auch modernisierungsbedürftige Grünwalder Stadion, auch keine Option für einen schnellen Umzug—zumindest in der ersten oder zweiten Liga.

Die vielgescholtenen Löwen-Fans können nur auf zwei Szenarien hoffen: Entweder investiert Imsaik in den Verein oder er verkauft seine Anteile. Ismaik forderte für diese scheinbar über 38 Millionen Euro—eine viel zu hohe Summe, die er momentan von keinem Käufer bekommen wird. Wie lang er mit einem Verkauf noch wartet, ist unklar. Seine unrealistischen Stadionpläne und die immer noch feindlichen und kritischen Stimmen der Löwen-Fans lassen eher darauf schließen, dass er wohl nur noch versucht möglichst viel Geld für seine Anteile zu bekommen.

Aber jeder Tag ist wohl ein verlorener für Mannschaft und Verein. Das elendige und taktische Herumgeplänkel von Ismaik hat die ehemals so stolzen Löwen schon so nah an den Abgrund gedrängt, dass die Entscheidung des Milliardärs eigentlich schon zu spät ist. Aber: Die meisten 1860-Fans wären wohl schon froh über den Schritt eines Neuanfangs—auch wenn das in der dritten Liga sein müsste.