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Der Algen-Virus ATCV-1 kann Menschen nachweislich dümmer machen

Virologen haben einen Mikroorganismus entdeckt, der die kognitiven Fähigkeiten von Menschen mindert. Bemerkenswert ist jedoch weniger seine Gefährlichkeit als die Fähigkeit zur Algen-Mensch-Mutation.
Süßwasseralge, Chlorella conglomerata. Bild: WikimediaPublic Domain

Schlechte Nachrichten für die Menschheit: Wissenschaftler der John Hopkins Medical School an der Universität Nebraska haben einen Virus entdeckt, der uns dümmer macht. Der Algen-Virus ATCV-1 beeinträchtigt kognitive Leistungen wie visuelle Prozesse und die räumliche Wahrnehmung.

Der zuvor noch nie beim Menschen beobachtete Virus wurde im Rachen von eigentlich gesunden Personen aufgespürt. Die Wissenschaftler stolperten während einer Studie über Halsmikroben geradezu über die Mikroorganismen und konnten sie bei 40 der insgesamt 90 Probanden nachweisen. Die Ergebnisse der Studie erschienen nun in  Proceedings of the National Academy of Sciences.

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Dr. Robert Yolken, Virologe und Leiter der Studie, sagt in einem Statement über die Erkenntnisse: „Das ist ein verblüffendes Beispiel dafür, wie 'ungefährliche' Mikroorganismen unser Verhalten und unser Befinden beeinflussen können." In den Tests schnitten die „befallenen" Personen bei Aufgaben der visuellen Verfolgung von Objekten und der Fähigkeit, generelle Aufmerksamkeit aufzubringen, schlechter ab und ließen sich auch eher ablenken. Die Unterschiede waren zwar gering und weit unterhalb der Schwelle zur Demenz, aber dennoch signifikant.

Dr. Robert Yolken bei der Arbeit. Bild: John Hopkins Medicine

Unsere Intelligenz wird uns grundsätzlich durch unsere Gene mitgegeben, sie kann jedoch im Laufe des Lebens durch verschiedene Einflüsse, wie eben Mikroorganismen, beeinflusst werden. In den aktuellen Untersuchungen stellten die Forscher nun fest, dass einige der DNA-Proben der gesunden Personen, mit der DNA eines Virus übereinstimmen, der normalerweise nur grüne Algen infiziert.

„Viele physiologische Unterschiede zwischen Person A und Person B sind durch die Gene vorgegeben", so Yolken. „Wir bekommen die grundsätzlichen genetischen Voraussetzungen von unseren Eltern mit, doch einige der Unterschiede werden auch durch den Einfluss von Mikroorganismen, die wir in unseren Körpern beherbergen, hervorgerufen und dadurch, wie diese mit unseren Genen interagieren."

Der menschliche Körper beherbergt Billionen von Bakterien, Viren und Pilzen von denen die meisten harmlos sind und auch in anderen Spezies nachgewiesen werden. Meistens sind die Wirte der Erreger jedoch verwandt. Das zeigt auch das Beispiel von Ebola, das neben dem Menschen auch Affen und andere Säugetiere infizierte. „Grippeviren werden bei Schweinen und Geflügel gefunden. Dass aber ein Virus den Sprung von einer Süßwasseralge zum Menschen schafft, ist ungewöhnlich.", schreibt das  Ärzteblatt.

Da bei den Personen, welche den Virus in sich trugen generell keine anderen Anzeichen irgendeines Unwohlseins oder einer Krankheit zu erkennen waren, könnte im Prinzip jeder von uns befallen sein. Das Beruhigende ist jedoch, dass Dummheit weniger schnell von den Betroffenen erkannt wird als andere offensichtliche Leiden. Wir erkennen unsere abnehmende Klugheit also vielleicht erst dann, wenn wir zu dumm sind, das Problem zu verstehen.