Schottlands Schatten

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Schottlands Schatten

Aus irgendeinem Grund findet der Fotograf Joseph Fox die Grausamkeit Schottlands faszinierend.

Kinlochleven, ein Dorf in den Highlands, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut, als die NBAC (Northern British Aluminium Company) das Blackwater Reservoire-Wasserkraftwerk und eine Aluminiumschmelze baute. Die Aluminiumfabrik wurde Kinlochlevens Haupteinnahmequelle. Die schnell wachsende Ortschaft in den Mamore Mountains wurde somit zu einem blühenden Zentrum ländlicher Industrialisierung.

Die Fabrik wurde aber im Jahr 2000 endgültig geschlossen, der Aluminiumpreis war durch zunehmende billige Importe aus dem Ausland eingebrochen. Für die Bewohner hatte das fatale wirtschaftliche Konsequenzen. Während die umliegenden Dörfer und Highland Siedlungen sich vor Tweed-Jacken tragenden Touristen kaum retten können, hat Kinlochleven nur ein Hotel, ein Pub und einen kleinen Laden aufzuweisen. Der Sommertourismus und das übriggebliebene Wasserkraftwerk (das nur vier Angestellte hat) sind alles, was das Dorf am Leben halten. Und als ob das noch nicht deprimierend genug wäre, steigt die Sonne in den Wintermonaten niemals hoch genug, um über die Gipfel der Mamore Mountains hinauszuragen. Das Dorf ist im Winter konstant in einen dunklen Schatten gehüllt.
Aus irgendeinem Grund findet der Fotograf Joseph Fox diese Grausamkeit faszinierend. Sogar so faszinierend, dass er immer mal wieder von London (wo er lebt und arbeitet) nach Kinlochleven fährt, um ein bisschen zu frieren und die düstere Landschaft und ihre Bewohner zu fotografieren. Er sagt, er nutze „die Schatten als eine Metapher für die sich zuspitzende wirtschaftliche Bedrücktheit.“ Ich hoffe, er vergisst nie sich einen warmen Pullover einzupacken.

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