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Russische Prankster trollen Trumps Energieminister 20 epische Minuten am Telefon

Der US-Minister hat offensichtlich keinen Schimmer, wen er wirklich am anderen Ende der Leitung hat. So liefert das gerade geleakte Gespräch echtes Internet-Gold, das ihr hier anhören könnt.
Foto: links die beiden Prankster, rechts Rick Perry. Screenshot 

"Der Ukraine dank unserer Technologie mehr Optionen zu geben, ist wohl im größten Interesse aller - außer den Russen, aber das ist ok." US-Energieminister Rick Perry machte am Telefon keinen Hehl daraus, dass die Trump-Regierung auch weiterhin einen scharfen Anti-Russland-Kurs fährt und vor weiteren Sanktionen nicht zurückschrecken wird.

Allerdings wähnte Perry in dem Telefonat, das die russische News-Seite vesti.ru gestern veröffentlichte, auch den ukrainischen Ministerpräsidenten Wolodymyr Hrojsman am anderen Ende der Leitung. Tatsächlich am Hörer hatte Trumps Energieminister in dem über 20 Minuten langen Gespräch, welches bereits am 19. Juli stattfand, dagegen "Lexus" und "Vovan" - zwei russische Prankster, die sich als Hrojsman ausgegeben hatten.

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"Minister Perry wurde zum Ziel zweier russischer Prankster", bestätigte eine Sprecherin des US-Energieministeriums gegenüber mehrerer US-Medien, darunter die Washington Post. "Diese Personen sind dafür bekannt, hochrangige Beamte und berühmte Personen zu pranken." Tatsächlich zählte in der Vergangenheit sogar der türkische Ministerpräsident Erdogan zu den Opfern des russischen Duos.

Wie es "Lexus" und "Vovan" geschafft hatten, Perry überhaupt an den Hörer zu bekommen, ist nicht bekannt. Doch der clever gewählte Zeitpunkt des Anruf kam den beiden Prankstern wohl zugute: Erst drei Wochen zuvor hatte Perry eine ukrainische Delegation um Hrojsman im Energieministerium empfangen, im August wird er selbst in die Ukraine reisen, um sich mit Staatschef Petro Poroschenko zu treffen.

"Kohle, Öl, Gas und Kernenergie, das Meeting im August kann sehr produktiv für die USA und die Ukraine sein", verspricht Perry dann auch den Prankstern, die dessen anstehenden Ukraine-Trip natürlich ansprechen. Im Verlauf des Gesprächs, bei dem Perry die Fragen der Prankster wohl von einem Dolmetscher übersetzt bekam, erklärt der Energieminister, die "Trump-Administration stehe zu diesem Zeitpunkt breit hinter den Sanktionen gegen Russland" – eine Aussage, die sich gestern angesichts einer klaren Abstimmung im US-Repräsentantenhaus zum Beschluss neuer Sanktionen als ziemlich treffend entpuppt.

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Auch in der Diskussion um die zum Politikum gewordene Gas-Pipeline Nord Stream 2, welche russisches Erdgas unter der Ostsee direkt nach Deutschland transportieren soll, bezieht Perry klar Stellung gegen russische Interessen. "Unsere Haltung zu Nord Stream 2 ist sehr beständig: Wir sind dagegen", so der Minister über die Pipeline, deren Bau aktuell auch in der EU für Streit sorgt, da vor allem Polen und die baltischen Staaten dagegen sind, Deutschland sich aber dafür ausspricht.

Auch was die Herkunft von Cyberattacken gegen US-amerikanische Stromnetzte angeht, bohren "Nexus" und "Vovan" nach, doch Perry will sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen: "Ich denke, es gibt viele Gruppen, die versucht haben, uns anzugreifen, sowohl staatlich geförderte als auch private", antwortet er nüchtern.

Schließlich geben die beiden Prankster Perry dann doch noch die Gelegenheit, die wahre Natur ihres Fake-Anrufs zu erkennen. Zumindest erzählen sie - laut einer Übersetzung des Gesprächs durch die Website pravdareport.com - von einem neuen Biokraftstoff aus selbst gebrauten Alkohol und Schweinedünger, den der ukrainische Präsident Proshenko höchstpersönlich angerührt haben soll.

Ob Perry an dieser Stelle ahnte, dass hier etwas nicht stimmt, wissen wir nicht. Doch seine Antwort gefällt uns: Perry fragte prompt nach weiteren Informationen hinsichtlich der "wissenschaftlichen Entwicklung" des Kraftstoffs.