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Popkultur

Die besten Kifferfilme, die gar keine sind

Nach diesen Filmen seid ihr genauso weichgekocht, als hättet ihr eine fette Knolle vom guten Orange Bud durch die Bong verheizt. Und das, obwohl in ihnen kein bisschen Gras vorkommt.

Die Debatte rund ums Kiffen und dessen Verbot geht weiter und weiter. Gleichzeitig entwickelt sich weltweit eine Tendenz zur schrittweisen Akzeptanz von Cannabis. Der Zukunftstrend am Wochenende sieht daher wahrscheinlich so aus: zuerst ein Shoppingtrip zur Grasboutique und anschließend zur Videothek oder daheim einen Streamingdienst oder Torrent-Download starten.

Ideal für den verregneten Sonntag oder das samstägliche Hangover-Nursing sind seit jeher Stoner Movies geeignet, also jene leichte Muse des Komödienfachs, die sich ausschließlich rund um den ausschweifenden Konsum von Cannabis drehen. Legendär ist hier natürlich die Filmreihe von Cheech & Chong, die Harold & Kumar Trilogie oder vollkommen hysterisch dämliche Kifferfilme à la Pineapple Express oder Half Baked. Weiters: The Big Lebowski oder Napoleon Dynamite.

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Einige aufmerksame Tütendreher werden jetzt vielleicht anmerken, dass Napoleon Dynamite doch gar kein Stoner Movie ist. Das stimmt auf gewisse Weise. Der Schnelldurchlauf beweist, dass während des ganzen Films nicht ein Ofen rumgereicht wird. Trotzdem wirkt vieles darin zwingend so, als würden in den endlosen Weiten Idahos in erster Linie Kulturpflanzen namens Jack Herer oder Amnesia Haze wachsen und auch gleich verarbeitet werden. Seht euch nur mal Pedro an—der kann doch unmöglich so naturlangsam sein.

Gleichzeitig ist dieser Film aber absolut jugendfrei und eignet sich sogar, um ihn sich mit der kleinen Schwester anzusehen. Oder mit den Kindern. Und das, obwohl man den Verdacht nicht loswird, dass die Macher des Films mächtig breit gewesen sein müssen (ich nenne es den Spongebob-Effekt). Das ist insofern erstaunlich, weil sogar in zuckersüßen Teenie-Komödien wie Clueless oder Kritikerfavoriten wie Clerks die gelegentliche Tüte so selbstverständlich ist wie ein Cheeseburger.

Warum also in einem Film mit so viel Kifferhumor komplett darauf verzichten? Meine These ist: Weil es das für Kiffer noch viel lustiger macht. Denkt mal drüber nach. Als 14-Jähriger findet man die reine Erwähnung von „Marihuana" so lustig wie als 12-Jähriger das Wort „Sex"—aber wenn man dann die Kifferkultur ein bisschen in sich aufgesogen hat, ist es mit spätestens 16 auch schon wieder fad. Der Schock- und Spaßeffekt von Drogen hat sich schnell abgenutzt. Wenn man aber so kifft wie andere atmen und plötzlich beiläufig über einen Film im Kinder- oder Vorabendprogramm stolpert, der sich perfekt für ein Contact High eignet? Genau.

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Bei genauerer Recherche im Filmarchiv tauchen noch ein paar mehr Filme auf, die auf den ersten Blick wie klassische Stoner-Movies wirken, aber nicht die geringste Spur von THC enthalten. Das hier sind meine Favoriten.

Bill & Ted's Excellent Adventure / Bill & Ted's Bogus Journey

Zwei Klassiker aus den MTV-Heydays der späten 80er, frühen 90er. Die Story um zwei fröhliche Metalheads aus Kalifornien ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Nicht nur, weil Keanu Reeves hier ganz am Anfang seiner Karriere – noch vor Point Break – erstmals einem breiteren (pun intended) Publikum bekannt wurde, sondern auch, weil sich aus einer Filmszene das allseits bekannte „Conspiracy Keanu"-Meme ableitet. Aber das nur am Rande.

Die beiden Titelhelden wirken praktisch immer so, als hätten sie gerade einen fetten Dreiblatt durchgezogen – speziell der leere Gesichtsausdruck von Keanu wurde in vielen seiner späteren Filme gerne übernommen – und schaffen trotz aller Planlosigkeit am Ende doch ein Happy End. Zahlreiche Popkultur-Referenzen, wirklich dümmliche Dialoge, Gastauftritte bekannter Musiker sowie teilweise extrem schräge Montagen und herzhafter Slapstick sind klassische Elemente eines Stoner Movies – dennoch bleiben beide Teile konsequent rauchfrei. Whoa!

Wayne's World I & II

„Party Time, excellent!" Unmittelbar nach den beiden Bill & Ted Filmen gelang Mike Myers mit den von ihm bereits Jahre zuvor bei der Comedian-Kaderschmiede Saturday Night Live erschaffenen Figuren Wayne und Garth ein popkultureller Meilenstein. (Und so nebenbei ebneten die beiden Filme auch den Weg für die Austin Powers-Trilogie. Die Struktur ist ähnlich den Bill & Ted-Filmen und im Prinzip ein klassischer Buddy-Film beziehungsweise ein Guy-Gets-Girl-Happy-End-Komödchen. Inklusive 4th-Wall-Interaktion, Zeitreisen und das ganze wirre Erzählklavier rauf und runter.

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Was den Film aber auszeichnet, sind nicht nur die vielen Gaststars, zeitlose Mucke und die platten, aber wirkungsvollen Gags, sondern die grundsätzliche Begriffsstutzigkeit der beiden Protagonisten, die sich rational nur durch laufenden Weed-Konsum erklären lässt. Während der ansteckend fröhliche und topmotivierte Wayne offensichtlich permanent an einer Sativa-dominierten Sorte zieht, ist sein neurotischer Freund Garth anscheinend auf dem Indica-Trip – zurückgezogen, langsam, sensibel. Und doch: während des ganzen Films nicht eine klebrige Blüte, nicht ein langes Paper, keine Bong in Sicht. Schwing!

Napoleon Dynamite

Wie schon eingangs erwähnt, gehen Napoleon und Pedro in einer unfassbar lethargischen Art und Weise 95 Minuten lang mit extrem ätzenden Situationen erstaunlich würdevoll um, was den Verdacht nährt, dass beide bis unter die Schädeldecke fast schon in Special K-Dimensionen zugedröhnt sind. Afghan Kush oder so.

Ich meine, stell dir nur mal vor, du lebst als Teenager in einem 5.000 Seelen-Nest im Dreistaateneck von Idaho, Wyoming und Utah. Als durchschnittlich verzweifelter Jugendlicher muss man da eigentlich permanent saufen oder kiffen. Oder beides. Aber nix da. Und das, obwohl Pedro Austauschschüler aus Ciudad Juárez ist. Geht's noch doppelbödiger?

Beavis and Butt-Head Do America

OK, es gibt im Film diese eine Szene (Spoiler!) wo die beiden Metalheads nach dem verzweifelten (ohne Rauschabsicht) Konsum eines Peyote-Kaktus eine Zeitlang wirklich in Hunter S. Thompson-Dimensionen drauf sind, drum passt dieser Film nicht ganz astrein in die Aufstellung. Betrachtet man nicht nur die Kinoversion, sondern auch das Gesamtwerk der über 200 Fernseh-Episoden auf MTV, ist die Lage sonnenklar: Die beiden hocken Ewigkeiten in ihrer versifften Bude auf der Couch und sehen fern, kichern vor sich hin und futtern hauptsächlich Nachos. Schule wird meist verpennt.

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In den wenigen dynamischen Augenblicken erfinden sie Aktivitäten wie Frog Baseball oder Couch Fishing. Die beiden sind mindestens so stoned wie Floyd in True Romance. Aber wieder Fehlanzeige. Auch wenn die beiden Volldeppen ab und zu durch eine Verkettung unglücklicher Umstände durch Pillen, Dämpfe oder eben Meskalin voll abdrehen – sie machen sich nicht absichtlich und vor allem nie mit Weed zu.

Steinzeit Junior

Dieses Frühneunziger-Filmchen spielt natürlich nicht annähernd in der Liga wie die vorigen Filme, ist aber durchaus mal die Investition von 90 Minuten wert. Zumal Encino Man, wie er im Original heißt, die erst in den letzten Jahren etwas an Momentum verlierende Karriere von Brendan Fraser begründete. Die Handlung? Zwei kalifornische Dudes finden einen eingefrorenen Steinzeitmenschen, tauen ihn lebendig auf und nennen ihn Linkovic (passenderweise Link im englischen Original).

Der Rest folgt den üblichen High School-Film-Strickmuster. Was den Film aber für diese Liste qualifiziert ist das vollkommen offensichtliche dauerbreite Gehabe von Stoney(!), gespielt von Pauly Shore, der in späteren Filmen von dieser Darstellung kaum abwich. Praktisch alles, vom Look über elaboriertes Gelaber bis hin zu Essvorlieben, ist wie die Blaupause eines Vollzeitkiffers. Trotzdem bleiben alle im Film schön sauber, Bud-dy.

Für alle unter euch, die also nicht kiffen wollen, dürfen oder können: Besorgt euch diese Filme, deckt euch mit unendlichen Mengen an Süßigkeiten, Junkfood und Getränken ein, verbringt ein Wochenende auf der Couch und arbeitet die Liste von Anfang bis Ende ab. Spätestens nach dem dritten Film seid ihr genauso weichgekocht, als hättet ihr eine fette Knolle vom guten Orange Bud durch die Bong verheizt. Dann kommen euch auch „echte" Stoner Movies nicht mehr ganz so dämlich vor.

Alle Fotos: Screenshots von VICE Media


Titelbild: Cannabis Culture | flickr | cc by 2.0