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Reisen

Botswanas Cowboy-Metalheads

Du kannst es lieben oder hassen - aber wenn die Leute an Metal denken, denken sie meistens an weiße Typen, weshalb war ich froh und überrascht war, etwas über eine kleine aber leidenschaftliche Gruppe von Typen zu erfahren, die im überwiegend schwarzen...

Du kannst es lieben oder hassen - aber wenn die Leute an Metal denken, denken sie meistens an weiße Typen. Auch wenn Metal aus Blues entstanden ist, und Szenen selbst an Orten wie Indonesien oder Peru existieren, waren die Gründungsväter des Metal - Priest, Sabbath, Maiden - und die meisten anderen, die danach kamen, zweifelsohne hellhäutig.Deshalb war ich froh und überrascht, etwas über eine kleine aber leidenschaftliche Gruppe von Typen zu erfahren, die im überwiegend schwarzen Zentralafrika wie Doomsday-Cowboys rumlaufen und dazu Motörhead hören.

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Cannibal

Verschont von Bürgerkrieg und korrupten Diktaturen, die ja den größten Teil Afrikas ruiniert haben, ist die Botswana auf seine eigene Art eine afrikanische Erfolgsgeschichte. 2008 begleitete der südafrikanische Fotograf Frank Marshall eine südafrikanische Metalband auf einer One-Gig-Tour nach Gaborone, die Hauptstadt Botswanas.

Dead Demon Rider

Coffinfeeder

"Als wir in dem kleinen Nachtclub ankamen, in dem sie spielen sollten, wurde ich von botswanischen Metalheads in Lederklamotten begrüßt", erinnert sich Frank. Die besagten Metaler hatten sich Namen gegeben wie "Dead Demon Rider", "Coffinfeeder" und "Ishmael Phantom Lord". "Weil die Metalszene in Südafrika überwiegend weiß ist, war ich sofort fasziniert und begeistert von der kleinen, eng verbundenen Subkultur, die in dem Land entstanden ist."

Shoot You In The Back

Marshall kam ein Jahr später zurück um die Metalheads in Botswana zum Thema seiner Dissertation in Fotografie zu machen. Wahrscheinlich wird Marshall sein Projekt Visions of Renegades nennen. Eine Ausstellung mit seinen Bildern wird in Johannesburgs anspruchsvoller,  avantgardistischer Brooke Gallery zu sehen sein.

Steel Panther

Dethguard

Die Fotos zeigen eine Welt, die für jeden Metaler fremd und gleichzeitig sehr vertraut scheint. Ja, es ist etwas völlig neues, einen afrikanischen Typen in einem Angel-Witch-Shirt zu sehen, in Mitten der Savanne - aber da sind noch einige andere Sachen, die nicht ins Bild passen, wie die Cowboyhüte und Lederklamotten, die eher der Biker-Mode entnommen sind. In den Kostümen steckt denoch sehr viel Liebe zum Detail. Die botswanischen Metalheads zeigen sich groß, stolz und unnahbar und aas alles ist wunderbar homoerotisch.

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Maximum

"Die Outfits sind wie ein Rüstungswettbewerb unter den Szenemitgliedern", sagt Marshall. "Da läuft ein Contest, wer am brutalsten aussieht. Als ich in Botswana war, hab ich ich ein paar meiner früheren Metal-Porträts mitgebracht. Die Einheimischen bewunderten die Typen darin. Aber sie fühlten sich dadurch auch herausgefordert, ihre eigenen Klamotten weiter aufzurüsten."

Skinflint

Giuseppe Sbrana ist der Gitarrist und Sänger der Band Skinflint. Er ist auch einer der wenigen weißen Metaler in Botswana und meint, der Dresscode der Szene sei sehr 'old school'.

"Ein gutes Beispiel dafür, wo wir unseren Style her haben, ist Motörheads Ace of Spades Cover", sagt er. "Außerdem sind viele Metaler in Botswana Cowboys und arbeiten auf Farmen, also mixen sie das Cowboy-Image mit einem Biker-Metal-Look. Viele tragen außerdem Jagdmesser und Teile toter Tiere und wir trinken aus ausgehöhlten Kuhhörnern."

Venerated Villian (Kenosi)

Tshomarelo "Vulture" Mosaka

Tshomarelo Mosaka - aka 'Volture' spielt in der Band Overthrust. Ihre Facebook-Seite sagt, er sei verantwortlich für "Bass and Donner".

Bound By The Moon

"Metal genießt extrem viel Respekt und Ansehen in Botswana", erklärt Mosaka. "Ein Metal-Konzert ist hier wie ein religiöses Ritual. Die freuen sich wahnsinnig  oder drehen total durch wenn irgendwo ein Konzert ansteht. Sie verbringen Wochen damit, ihre Lederhosen, Boots und den Rest ihres Outfits aufzumotzen - es ist fast, als würden sie sich auf einen Krieg vorbereiten!"

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Bonemachine (Deeplow)

"Wenn der Tag des Konzerts gekommen ist, bilden sie eine gerade Reihe, bewegen sich im selben Tempo und im selben Rhythmus - und marschieren ruhig und entspannt zum Konzert. Es ist, als wären sie Roboter und ihre Geister würden von Maschinen beherrscht."

Medicine Man

Die Wurzeln der Szene liegen in der Arbeit von Botswanas Pionieren der Classic-Rock Band Nosey Road, die in den 70ern entstand. Heute teilt sie sich hauptsächlich zwischen Gabarone und Botswanas Touristenzentrum Maun (unter Mitgliedern bekannt als 'Maun Rock City'). Obwohl sie ziemlich klein ist (ca. 1.500 Fans), wird ihr Defizit in Quantität durch Solidarität untereinander kompensiert, wie Thuto Motladiile von der Band Skeletal Saints betont.

"Der Grund, weshalb wir hier eine überwiegend schwarze Szene haben, hat nichts mit Rassismus zutun - jeder kann kommen - Weiße und Schwarze, vorausgesetzt, das Konzert findet an einem sicheren Ort statt. Ich denke aber, dass mehr Schwarze aufkreuzen werden, weil wir uns gegenseitig unterstützen wollen."

White Devil

Botswanas Metalbands haben kürzlich angefangen, auch außerhalb ihres Landes in Südafrika und Namibia zu spielen. Die bekannteste Band der Szene, Wrust, ist bei Durbans Witchdoctor Records unter Vertrag, andere, wie Skinflint, bringen ihre Aufnahmen selbst raus.

Morgue Boss

Hardcore Hellrider

Vielleicht werden ein paar Metaler aus Botswana Sepultura-mäßig abgehen und den weißen amerikanisch-europäischen Kollegen in der weltweiten Metalszene Konkurrenz machen. Bis dahin liefern Frank Marshalls Fotos einen kleinen Einblick  in eine Ecke der Welt, in der Metal Wurzeln geschlagen hat, obwohl seine Anänger dazu verdammt sind, den ganzen Tag in der glühenden Sonne zu sitzen und sich  in ihren Lederhosen die Eier zu kochen .