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Was bis zur Lieferung der Amazon-Drohnen noch passieren muss

Das Amazon Prime Air Konzept mag revolutionär klingen, aber bis zur Einführung von Drohnen als die besseren Lieferanten, gibt es noch einige Hürden außerhalb von technischem Erfindergeist zu überwinden.

Amazon Gründer und Chef Jeff Bazos verkauft uns seine Drohnenvision simplen Evolutionsschritt. Und vermutlich hat er recht. Von allen potentiellen kommerziellen Drohnen-Anwendungen haben Transportlösungen sicher mit die glänzendsten Aussichten. Aber wie es mit den meisten vielversprechenden Ideen ist, so gilt es auch für die unbemannten Postboten-Flugobjekte noch einige Hürden zu nehmen.

Dank Jeff Bezos' algorithmischer Optimierung sollen seine liefernden Lasteseln von Truckern zu Drohnen mit einer Auslieferzeit von 30 Minuten oder weniger werden. Inwiefern dieses Update auch die miesen Arbeitsbedingungen bei dienstleistenden Lieferanten oder die in den deutschen Amazon-Zentren immer wieder auftredenden Streiks überwinden wird, ist wohl eine andere Frage. Es scheint als würde Amazon mit seiner neuesten Vision nebenbei noch eine weitere Runde in dem ungleichen Kampf Androide vs. Arbeiter eröffnen—, oder bietet es die technische Lösung auch all dieser menschlich Probleme.

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Amazon Prime Air, ist nun wahrhaft nicht der erste Drohnen-Lieferdienst, der am Internethimmel auftaucht. Von dem Tacocopter, über den automatisierten Pizza-Service, oder ehrenvollere Drohnen-Anwendungen wie dem Schutz vor Wilderern durch versprühte ElefantensteuerstoffeAbwerfen medizinischer Güter über sich entwickelnden Gegenden—unbemannte Flugobjekte haben einfach eine große Anziehungskraft für Last- und Lieferleistungen.

Bild via Flickr

Aber was Bezos Erfindung an Neuheitswert fehlt, macht er durch seinen beispiellosen Ruf als Antreiber von unvergleichlicher Größe wieder wett: "Eines Tages wird Prime Air so normal sein, wie es heute Lastwagen auf unseren Straßen sind." Auch dem Segway hat er im großen Stil zum Durchbruch verholfen, und beim Zeitungskauf besorgte sich der Mann gleich die gesamte Washington Post. Sollten kommerzielle Drohnen in einer nahen Zukunft den Himmel bevölkern, dann werden ganz bestimmt massenweise Prime Modelle dabei sein.

Aber Bezos und Kollegen haben ihren Alarm auf den 30. September 2015 gestellt, wenn die Federal Aviation Administration ihre Pläne für die vollständige Integration von Drohnen in den heimischen Luftraum vorstellen wird. Aber so sehr die FAA auch damit beschäftigt ist Regierungsdrohnen aller Größen zu lizensieren, so wenig hat sich die Behörde bisher bemüht kommerzielle Versionen zu fördern. Bis die FAA also eine regulatorischen Rahmen und die Zustimmung zu technologischen Standards bekannt gibt, kann Amazon noch so viele spektakuläre Ansagen und Promotion-Videos zur Aktionärs-Aufmischung produzieren wie sie wollen: Den Tag an dem Drohnen die Notwendigkeit das Haus zu verlassen, um Seife zu kaufen, eliminiert haben, wird Amazon nicht schneller heraufbeschwören können.

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Die aktuelle Position der FAA ist sowieso sonnenklar: "Es gibt keine Möglichkeit zur Autorisierung kommerzieller Drohnenoperationen." Die Behörden hat sogar schon einige Unterlassungsaufforderungen an Unternehmen und Individuen bei vermutetem Drohneneinsatz für kommerzielle Zwecke verschickt—von fotografierenden Grundstücksmaklern über Filmemacher bis zu Journalisten. Die FAA verfolgt sogar einen Fotografen der rücksichtslos dieses Werbevideo für die University of Virginia gefilmt haben soll:

Der Fotograf, Raphael Parker, geht jedoch selbst zum Angriff über und klagt gegen das Bußgeld. Seine Anwälte werfen der FAA Haarspalterei vor. Denn während Modellflugzeugen frei von rechtlichen Einschränkungen sind, werden unbemannte Flugsystemen strikt reguliert, wobei die Differenzierungskriterien zwischen beiden äußerst diffus sind.

Dennoch muss die FAA Grenzen ziehen. Auch wenn ihre Regeln manchmal willkürlich sein mögen, so gibt es gute Gründe, dass die FAA sich Zeit lässt die Drohnen aus der Kiste zu lassen. Die Logistik von fliegenden Schwärmen unbemannter Objekte sollte unbedingt ausgiebiger untersucht werden— die reale Gefahr vom Himmel fallender Drohnen oder auch luxuriösere Fragen, wie die Effizienz und Ertrag der Flugobjekte, sind nach wie vor ungeklärt.

Der angemessen gemächliche Ansatz der Behörde räumt schließlich auch Bürgerrechtlern Zeit ein, um zu überdenken, wie soviel fliegende Sensoren und Kameras geschützt werden können, vor Eindringlingen in die Privatsphäre und durch den kommerziellen Sektor, durch individuelle Spione oder übermotivierte Strafverfolgungsbehörden.

Unabhängig davon, dass die Verkündung des Prime Air Projekts auch eine gute PR-Aktion war, erkennt Jeff Bezog an, dass Drohnen die Zukunft von Kommunikation, Transport und Wissenschaft prägen werden. Schätzungen sagen der us-amerikanischen heimischen Drohnenindustrie ein Wachstum zu einem 60-65 Millionen Euro Markt im nächsten Jahrzehnt voraus.

Das Amazon Team für Öffentlichkeitsarbeit hat sich bereits mit der FAA in Verbindung gesetzt, um mit ihrem Wissen und Ressourcen bei der breiteren Einführung von Drohnen zu helfen. Vielleicht steckt in dem Angebot durchaus auch ein wenig Altruismus—aber mit Sicherheit auch eine gute Prise handfester Eigeninteressen. So wie Autohersteller schon immer die Regelungen der Straßenverkehrsordnung im Sinne ihrer eigenen wirtschaftlichen Ziele und des revolutionären Potentials des Autos zu beeinflussen versuchten, so mangelt es heute sicher nicht an kommerzieller Motivation die Integration von Drohnen in unseren Alltag zu steuern.

Sicherlich kann die US-Regierung jede Hilfe gut gebrauchen. Aber im Angesicht von Profitinteressen und der Konflikte um unsere Privatsphären, darf es keinen Prozess im Geheimen geben. Egal ob es um die Lizenzierung kommerzieller Drohnen oder um die Zustimmung staatlicher Anwendungen geht, der Öffentlichkeit muss in dieser Diskussion eine aktive Stimme und ein Zugang zu den relevanten Informationen gegeben werden.

Während die staatlichen Stellen wie die FAA langsam in Richtung 2015 schleichen, wird unserer kürzlich angelaufenes Projekt Motherboard MuckRock Drohnen Zensus aggressiv für Transparenz bei der unvermeidbaren Integration von unbemannten Systemen in unseren Alltag kämpfen.