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Ethiker warnen: „Habt keinen Sex mit Robotern.“

Wird unsere Gesellschaft eine schlechtere, wenn wir Sex mit Maschinen haben?

Nicht nur die Automatisierung von Jobs durch Maschinen oder sogar Künstliche Intelligenzen schreitet in den letzten Jahren unaufhaltsam voran und verunsichert den Menschen durch seine perfektionierte Ersetzbarkeit. Auch in unser Sexleben schleichen sich langsam aber sicher immer lebensechtere Menschmaschinen ein.

Doch was von technikaffinen, verklemmten oder auch rein künstlerisch interessierten Personen erfreut herbeigesehnt wird, gerät gleichzeitig mit sicherer Regelmäßigkeit ins Kreuzfeuer von Ethikern und sogar Robotikexperten. Letzte Woche wurde auf der Ethicomp 2015—einer Konferenz die sich mit Themen aus dem Bereich Ethik und Computer auseinandersetzt—eine Kampagne vorgestellt, die sich ebenfalls diesem Thema widmet und vor dem Eintritt von allzeit bereiten Robotern, in die Schlafzimmer warnt.

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Das ist allerdings nur der drängenste Punkt des Papers. Grundsätzlich geht es der Campaign Against Sex Robots vor allem darum, allgemeine ethische Regeln für das Voranschreiten der Roboterintelligenzen aufzustellen. Eine Maßnahme, die aufgrund der sich enorm schnell entwickelnden Technik nur allzu logisch erscheint.

Ebenso logisch klingen einige der Begründungen für eine Regulierung der Sexroboter, andere regen sicherlich zu heißen Diskussionen an:

  • Kinder und Frauen werden objektiviert.
  • Die noch immer vorherrschenden Ängste und Machtstrukturen, welche Frauen und Kinder in einer untergebenen Rolle als Sexobjekte positionieren (Prostitution), werden weiterhin gestärkt und legitimiert.
  • Sexroboter wirken der Entwicklung menschlichen Mitgefühls entgegen, welches ausschließlich in einer wechselseitigen Partnerschaft entstehen kann.
  • Es wird in Frage gestellt, dass Sexroboter in Frauen- und Kindergestalt weniger einen Nutzen für die Gesellschaft haben als Ungleichheit und Gewalt zu bestärken.
  • Die parallele Existenz von Technologie und Sexarbeit zeigt bereits, dass Roboter kein Mittel gegen die Gewalt gegen Prostituierte darstellen und einem Bedarf an menschlichen Körpern entgegenwirken könnte.

Die Initiatoren der Campaign Against Sex Robots sind Dr. Kathleen Richardson, Anthropologin und Wissenschaftlerin für Robotertechnik am Centre for Computing and Social Responsibility der De Montfort University im britischen Leicester, und der Informatiker Dr. Erik Billing, Forscher in Robotik und kognitiver Wissenschaft an der schwedischen University of Skövde.

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Die beiden Robotikexperten wollen zur Diskussion und einer neuen Herangehensweise an das Thema anregen. Gleichzeitig sollten Alternativen zu robotisiertem Sex gefunden werden, welche Prostitution in nachhaltiger Weise angehen und nicht ineffizient an willenlose, künstliche Körper auslagern. Weiterhin sollten sich Entwickler dagegen aussprechen Hardware, Ideen oder Code für Sexroboter bereit zu stellen.

Andere Robotik-Experten meinen: Die Prostitution wird den Aufstieg der Sexbots überleben

Dabei lassen sich Richardson und Billing nicht einmal als technikscheue Panikmacher beschimpfen, da sie eben genau das Gegenteil darstellen und aus einer professionellen Warte das Problem analysieren und benennen. (Ähnlich wie hochrangige Wissenschaftler à la Hawking, welche vor Künstlichen Intelligenzen als größtem Fehler der Menschheit warnen.) Doch neben all den Errungenschaften, die Roboter für unser Leben und unsere Kultur mit sich bringen, sei ihrer Meinung nach eine ethische Diskussion des Themas unabdingbar.

Ob die Wissenschaftler mit ihrer Aktion gegen Sexroboter wirklich Prostituierten zu einem besseren Leben verhelfen und die Gewalt in unserer Gesellschaft verringern sei dahin gestellt. Klar ist jedoch, dass Roboter unser generelles Ansinnen zu einer gleichberechtigten, freien Gesellschaft im besten Fall bestärken und voranbringen sollten. Was würde es uns denn auch bringen, die Diskriminierung der 1950er Jahre mit ausgefeiltem technischem Know How in der Zukunft noch einmal wieder zu beleben?