Am Tag vor der Operation
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Mein Herz rast. Ich bekomme zum ersten Mal Zweifel. Will ich diese Operation überhaupt? Dieser Teil meines Körpers entscheidet ja nicht über mein Geschlecht. Ich bin schon eine Frau. Der Penis definiert mich nicht – und macht mich nicht weniger weiblich. Es gibt viele Transfrauen, die nie eine geschlechtsangleichende Operation machen.Ist eine Operation die richtige Entscheidung?
Ich ziehe mich aus, stellte mich nackt vor einen Spiegel und mustere mich. Mein Blick wandert von meinem Gesicht, über meine Brust, zu meinem Intimbereich. Ich zucke. Ich will mich nicht anschauen. Schnell drehe ich mich vom Spiegel weg und ziehe mich wieder an. Mein Spiegelbild passt nicht zu dem Bild, das ich von mir im Kopf habe. Ich verstecke meinen Penis, und weiß:Ja, diese OP ist die richtige Entscheidung.Ich habe immer versucht, diesen Bereich meines Körpers zu ignorieren. Ich mochte Sex nie, und ich mochte meinen Penis nie, weil immer erwartet wurde, dass ich etwas mit ihm mache. Aber das wollte ich nicht. Ich hatte immer nur passiven Analsex, weil ich die Dynamik dabei mochte. Alles andere war für mich ein Tabu. Nur einmal war ich aktiv beim Sex – und habe dabei geweint.Ich habe mir beim Sex immer eine Phantomvagina vorgestellt. Die Vorstellung, vaginal penetriert zu werden, war immer das schönste Gefühl für mich. So bekam ich die besten Orgasmen. Morgen wird meine Phantomvagina Realität. Dann kann ich den Sex haben, den ich immer wollte.
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Mein Leben vor der Operation
Seit meinem neunten Lebensjahr bin ich immer, wenn ich alleine zu Hause war, in den großen, begehbaren Kleiderschrank meiner Mutter gegangen. Darin roch es wie in einem Vintagekleidergeschäft. Der Schrank war mein Rückzugsort, mein Refugium. Dort habe ich die BHs, Kleider und Schuhe meiner Mutter angezogen. Vor ihr hielt ich das lieber geheim.Ich wurde 16, und mein Körper veränderte sich immer mehr: Meine Schultern wurden breiter, meine Stimme tiefer, in meinem Gesicht und auf meiner Brust wuchsen plötzlich Haare. Ich konnte nicht damit umgehen. Ich habe die Badezimmertür zugesperrt und habe mich heimlich rasiert. Ich hatte das Gefühl, mich verstecken zu müssen. Ich habe mich geschämt. Oft habe ich sogar geweint. Ich wollte nicht, dass mein Körper sich verändert. Ich habe es gehasst. Irgendetwas war mit mir los, das spürte ich. Aber was?
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Mit 17 Jahren entwickelte ich eine Essstörung. Dadurch hatte ich das Gefühl, die Kontrolle über meinen Körper zu gewinnen. Ich hungerte mich auf 47 Kilo runter, wurde immer dünner und schwächer und kollabierte regelmäßig. Meine Familie schickte mich zu einem Psychotherapeuten, aber da wollte ich nicht hin. Ich wusste, dass dort etwas herauskommen würde, das ich lieber geheim halten wollte. Dass ich dort über etwas reden müsste, wozu ich noch nicht bereit war.Ich schaffte es, wieder zuzunehmen. Aber mir ging es immer schlechter. Ich zog nach Wien, und fing an, mit Männern zu schlafen, mit vielen, um mein Selbstwertgefühl zu verbessern. Aber es hat mich nur noch depressiver gemacht. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich über Suizid nachgedacht. Ich konnte einfach nicht mehr weitermachen wie bisher, und eine Rolle spielen. Ich wollte endlich leben, nicht mehr nur überleben.Ich begann eine Therapie und schluckte Antidepressiva.Dass ich trans bin, weiß ich, seitdem ich 22 Jahre alt bin. Zufällig habe ich auf YouTube Videos von einer Transfrau gefunden, die über ihre Transition spricht. Sie war mein erster Kontakt mit einer Transperson. Ich wurde euphorisch, konnte mich sofort mit ihr identifizieren und wusste: Ich bin wie sie. In der Psychotherapie fing ich an, offen über diese Gedanken zu sprechen.Obwohl ich Angst vor einem Outing hatte, fasste ich nach wenigen Monaten den Mut, es meiner Mutter zu sagen. "Mama, ich bin eine Frau," sagte ich am Telefon.
Sie reagierte verständnisvoll. Meine Angst war unbegründet gewesen.
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Ich besorgte innerhalb kürzester Zeit die nötigen Papiere, nahm Hormone und ließ meinen Vornamen ändern. Schließlich entschied ich mich dazu, meine Hoden entfernen zu lassen, um die Testosteronproduktion zu stoppen und einen Vorgeschmack auf eine größere Operation zu bekommen. Der Hodensack wurde nicht entfernt, um daraus später meine Schamlippen bilden zu können.Und nun bin ich hier.Ich bin seit drei Uhr morgens wach und warte in einem weißen Kittel auf den Chirurgen. Gestern war ich noch aufgeregt, heute bin ich erstaunlich ruhig. Meine Gedanken sind geordnet, ich fühle mich sicher. Ich denke daran, dass ich bald endlich schwimmen gehen und mich mit einem guten Gefühl vor einen Spiegel stellen kann. Dass ich mich anschauen kann, ohne den Anblick zu hassen.Hoffentlich werde ich schon bald auf diesen Moment zurückblicken und denken: So schlimm war es gar nicht. Jeder einzelne Schritt bis hierher war schwierig: mich zu outen, das erste Mal mit Make-up aus dem Haus zu gehen, meinen Namen ändern zu lassen. All diese Schritte wirken rückblickend viel kleiner, als sie in diesem Moment waren. Ich weiß zwar, dass die Operation hart wird, aber ich kenne das Ziel: Ich bekomme eine Vagina – und darauf freue ich mich.
Seit einem Jahr arbeite ich auf diesen Tag hin.
Ich habe Menschen, die mich unterstützen.
Ich weiß, dass ich es schaffe.
Ich bin bereit für diese Operation.
Kurz vor der Operation
Seit einem Jahr arbeite ich auf diesen Tag hin.
Ich habe Menschen, die mich unterstützen.
Ich weiß, dass ich es schaffe.
Ich bin bereit für diese Operation.
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Kurz nach der Operation
Meine Mutter ist zu Besuch. Sie versucht, mich aufzuheitern.
Ich will einfach nur, dass dieser Tag vorbei ist.
Einen Tag nach der Operation
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