Das stolze Ausgrabungsteam kurz nach dem Fund der Zeitkapsel. Foto: www.zlocieniec.pl
Schon seit Jahrzehnten sollen Archäologen von der Existenz einer alten Nazi-Zeitkapsel im polnischen Złocieniec gewusst haben. Tief unter der Erde, eingemauert im Betonfundament der einstigen NS-Ordensburg Krössinsee, versteckte sich die Kupfertrommel, die bereits am 6. September von einem polnischen Forscherteam nach zehntägigen Ausgrabungsarbeiten geborgen wurde, wie erst jetzt bekannt wurde.
Nachdem das Ausgrabungsteam durch Grundwasser gewatet war und alte deutsche Minen umschifft und geborgen hatte, bohrte man sich den Weg durch die Betonwände, um schließlich die Zeitkapsel aus ihrem Versteck zu befreien, wo sie vermutlich seit Grundsteinlegung der Burg am 22. April 1934 gelegen hatte.
Nach der brachialen Öffnung der Kapsel mit einer Motorsäge fanden die Forscher keinen—wie zuvor vermutet—1933 gedrehten Dokumentarfilm über die 600-jährige Stadtgeschichte von Złocieniec, das bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Falkenburg hieß. Stattdessen enthielt die Kapsel ein Buch über die Stadtgeschichte, zwei Ausgaben von Hitlers „Mein Kampf", diverse Fotoporträts des Diktators, einige alte Zeitungen, darunter das NS-Propagandablatt „Völkischer Beobachter" sowie ein paar Reichsmarkmünzen in einem Briefumschlag. Alle Gegenstände befänden sich „in gutem Zustand", erklärte Dr. Marcin Peterleitner, Leiter der Expedition.Sie befinden sich derzeit im Nationalmuseum in Stettin, wo sie schon bald öffentlich ausgestellt werden sollen.
Wenige Tage nach ihrer Entdeckung hat die mysteriöse Zeitkapsel von Złocieniec, die nach ihrer Öffnung gar nicht mehr so mysteriös zu sein scheint, dann auch schon ihre eigene Facebook-Seite. Es findet sich hier unter anderem eine Kurzdoku über die Bergung des seltenen Fundes, auf den die Złocieniec mächtig stolz zu sein scheint, wenn man sich die Website und Facebook-Seite der Stadt so ansieht.
Die Burganlage Krössinsee wird heute von der polnischen Armee genutzt. Zwischen 1936 und 1939 diente sie der Ausbildung von Nachwuchsführern der NSDAP, bevor sie nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zum Lazarett umfunktioniert wurde. Sie ist eine von nur drei ehemaligen Nazi-Schulungsburgen dieser Art, die eigens zum Zweck der nationalsozialistischen Indoktrinierung des 25-30 Jährigen Parteinachwuchses errichtet worden war.
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