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Die Welt will mit dem US-Internet Schluss machen

Die erbarmungslose Überwachung der NSA bringt andere Länder dazu, sich vom amerikanischen Internet trennen zu wollen. Aber geht das?

Diese Karte zeigt die durchschnittliche Nutzung des Internets von einem Beobachtungspunkt über den Zeitraum von 24 Stunden. Hier mehr zum Thema

Dank der diesjährigen NSA Enthüllungen will die Welt mit dem amerikanischen Internet Schluss machen. Das einzige Problem? Sie weißt nicht so recht wie.

Letzte Woche haben sich globale Internet Organisationen in Uruguay getroffen und versprachen, sich aus den Fängen des amerikanischen Einflusses zu entziehen. Auch wenn sie nicht deutlich waren und den Namen Snowden und seine Enthüllungen über das Überwachungsprogramm der NSA nicht direkt ansprachen,drückten sie in einer öffentlichen Stellungnahme „ihre große Sorge darüber aus, dass das Vertrauen aller Internetnutzer aufgrund der Enthüllungen der tiefgreifenden Überwachung untergraben wurde.“

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Natürlich bezieht sich das auf Snowdens NSA Enthüllungen. Mittlerweile übernimmt der Gedanke der Privatsphäre eine führende Rolle in der Art und Weise wie das Internet funktioniert. Die USA waren traditionell in führenden Positionen der Internet Infrastruktur, teilweise weil die USA das Zentrum der Innovation war und teilweise, weil dort die Gesetze der Redefreiheit die wahrscheinlich unangreifbarsten sind.

Es stellte sich bereits heraus, dass trotz des Schutzes der Redefreiheit in den USA das Internet stark kontrolliert überwacht wird. Im Landesinneren zeigt dies bereits die ersten Auswirkungen. Mindestens drei sichere Email Anbieter wurden geschlossen.

Jetzt verbreitet sich der gruslige Effekt der weitläufigen NSA Spionageaktionen auch international. Vorsitzende alle großen Internet Organisationen waren bei der Sitzung in Uruguay: Internet Corporation die Assigned Names and Numbers (ICANN), die Internet Engineering Task Force, das Internet Architecture Board, das World Wide Web Consortium (W3C), und die Internet Society. Ein anderer Teil der Stellungnahme forderte die schnellere „Globalisierung der ICANN und IANA Funkionen, damit alle Interessengruppen, und das heißt auch alle Regierungen, auf einer Augenhöhe sind.“

„Auf einer Augenhöhe sein“ bedeutet nicht, dass die USA aus dem Web geschmissen werden, welches ziemlich unmöglich wäre. ICANN und IANA sind zwei amerikanische Organisationen, die ursprünglich gegründet wurden, um Internet Aufgaben der Regierung zu übernehmen, sowie das Erstellen und Ausgeben von IP Adressen. Die USA haben das Internet geschaffen, es gehört ihnen mehr oder weniger, und hat kein Interesse zeigt, die Kontrolle abzugeben. Der einzige Weg mit dem US-Internet Schluss zu machen, momentan, ist sich ganz vom Internet zu trennen - und das will keiner.

Aber laut der Internet Governance haben sich ICANN Präsident und CEO Fadi Chehadi einen Tag nach der Sitzung mit Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff getroffen, um sie zu fragen, ob sie ihre Führung auf eine neue Ebene bringen wird, damit wir uns alle auf ein neues Modell von Governance, mit Gleichberechtigung für alle, konzentrieren können. Man beachte, dass Chehadi von der US-Regierung eingesetzt war und keinen Ton dazu gesagt hat.

Es ist kein Zufall, dass der nächste Internet Governance Gipfel in Brasilien stattfinden wird; Präsidentin Rousseff hat die Überwachungsprogramme der USA schon öfter laut kritisiert und Interesse an einem eigenen Internet gezeigt.

Kann das überhaupt funktionieren? Ein Internet ohne die USA zu bauen, würde sehr viel Zeit und Ressourcen in Anspruch nehmen und wie Motherboards Meghan Neal schon gezeigt hat, dass Internetnutzer keine Seiten die in Assoziation mit Google (das heißt auch YouTube), Apple und Facebook stehen, nutzen dürfen. Das heißt nicht, dass es kein Land versucht; Deutschland will allen Internet Traffic auf deutschen Servern haben, damit sie nicht von der NSA spioniert werden können. Aber das ist auch kein „Deutsches Internet“ ohne die USA.

Ohne eine plausible Alternative ist die öffentliche Aussage der Kerninstitutionen nur eine Absichtserklärung, ein Protest Song einer schmutzigen Trennung, die noch Jahre anhalten kann.