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Popkultur

Der 70er-Sexfilm 'Ach jodel mir noch einen' ist wie ein Nachmittag mit ORF 2

Die erste Erotikkomödie meines Lebens stellte sich als absolute Zeitverschwendung heraus—obwohl mir sie mir auch zum Teil die Augen geöffnet hat.
Alle Screenshots von der Autorin

Eigentlich war dieser Film für mich die reinste . Eigentlich war ich auf der Suche nach des österreichischen Filmemachers Georg Tressler. Das ist die Schmach des Internets: Wenn du etwas ganz Bestimmtes suchst, kannst du das normalerweise gleich vergessen. Stattdessen bin ich in das klassische gekippt, bei dem man von seinem anfänglichen Ziel, sich mit einem interessanten oder witzigen Video zu unterhalten, abkommt und im Endeffekt die dämlichsten Dinge in Endlosschleife schaut.

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In diesem Fall war das Ach jodel mir noch einen, der mittlerweile wegen blanken Busen und der Sexdarstellungen von YouTube auch wieder gekickt wurde. Auf anderen zwielichtigen Streaming-Seiten gibt es ihn sicher noch zu entdecken, falls ihr euch selber ein Bild über diesen stilistisch wie inhaltlich recht bescheidenen Film machen wollt, der fast schon mit Santa Claus Conquers the Martians mithalten kann.

Es ist prinzipiell schon interessant, dass solche Soft-Sexler eine relativ lange Lebenszeit auf der jugendfreien YouTube-Plattform genießen. Vielleicht tragen die deutschen Titel und die niedrigen Klick-Zahlen dazu bei, dass sie von der großen jeden Content prüfenden Google-Zensurmaschinerie erst spät entdeckt werden—einfach mal „Lederhosen" in das YouTube-Suchfeld eingeben. Aber zurück zum Thema, die furchtbare erste 70er-Erotikkomödie meines Lebens, Ach jodel mir doch einen, übrigens auch von Georg Tressler.

Dieser österreichische Film—auch unter mit dem Zweittitel Stoßtrupp Venus bläst zum Angriff zu finden—, wurde in Bayern gedreht, unter Aufsicht des Produzenten Günther Köpf, der schon früh für Erotikfilme bekannt war, und lief mit einer sauschlechten Synchro auch in den amerikanischen Trash- und Autokinos. In den Staaten hieß der Film 2069: A Sex Odyssey und wurde später ins Late-Night-Programm der Fernsehlandschaft verbannt.

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Schauplatz des Films ist ein kleiner Ort in Bayern, wo die Bewohner nichts zu tun haben, außer zu vögeln. Und weil das mit den eigenen Frauen irgendwann mal langweilig wird, freuen sich Mannsbilder sich umso mehr, als plötzlich fremde Frauen bei ihnen im Dorf auftauchen.

Die männlichen Dorfbewohner wissen nicht, dass es sich bei den als schifahrende Französinnen getarnten Mädels eigentlich um Bewohnerinnen der Venus handelt. Woher auch. Ihre Mission ist es, mit ihrem „Bumsomaten" den Urlaubern, Bergsteigern und Hotelchefs die Spermien abzusaugen, damit sie sich auf der Venus dann weiterhin, ohne Männer, fortpflanzen können.

Weil Softsex-Streifen aber irgendwie derselben Logik gehorchen, wie Sci-fi-Epen und überhaupt alles aus Hollywood, läuft der Plan von Kommandantin 666 und ihrer Alien-Crew mehr oder minder schief. Alle diese Möchtegern-Barbarellas werden entjungfert und am Ende des Films darf eine zünftige Massenorgie à la Das Parfum natürlich keinesfalls fehlen.

Im Allgemeinen wirkt der Film, als hätte man aus einer sehr frühen Folge Doctor Who eine Soft Sex-Version gemacht. Es ist einfach trashiger Sci-fi, bei dem man sich nicht sicher ist, ob dahinter lediglich wenig Budget steckt oder aber es so beabsichtigt war.

Der Film ist teilweise natürlich so dermaßen blöd, dass er auch wieder lustig ist. Das konstante „Was zur Hölle schaue ich mir da eigentlich gerade an?" hypnotisiert und lässt einen durchhalten. Mich erinnerte meine Reaktion an ein ähnliches Erlebnis vor ungefähr zwei Jahren, als ich bei einem dieser ORF2-Altweiberfilme hängengeblieben bin. Ein Film, bei denen normale Menschen weiterschalten und man sich fragt, ob es eigentlich irgendeine Person gibt, die sich sowas ansieht. Tja, an diesem Tag war diese Person wohl ich.

Zugegeben—im Hinblick auf Nacktheit unterscheidet sich das ORF-Nachmittagsprogramm ziemlich von 70er-Jahre-Sexfilmen und ich würde mir Ach jodel mir noch einen nicht gemütlich mit meiner Mutter ansehen können, aber die Gehirnbeanspruchung und das Production Design waren erschreckend ähnlich wie bei der Barbara Karlich Show und vermutlich ziemlich genauso gering. Heimatfilme sind am Ende doch auch nichts anderes als Seniorenpornos. Die Action geht bei den ORF 2-Omis zwischen den Zeilen und im Kopf ab. Ich werde mir in naher Zukunft jedenfalls sicher keine der beiden Permutationen ansehen.


Alle Bilder sind Screenshots aus dem Film ,Ach jodel mir noch einen'