Ob Tottenham weiß, dass Heung-Min Son noch zwei Jahre zum Wehrdienst muss?

Heung-Min Son ist gerade erst bei den Tottenham Hotspurs angekommen und schon gibt es in diversen Internetforen wilde Spekulationen um den 23-Jährigen. Der Südkoreaner wechselte laut mehreren Medienangaben für fast 30 Millionen Euro. Trotz des neuen TV-Vertrages in England ist das immer noch viel Geld für den Europa-League-Kandidaten aus London. Geld, dass der Verein vielleicht falsch investiert hat.

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— Tottenham Hotspur (@SpursOfficial) 28. August 2015

Über Sons fußballerische Qualitäten lässt sich nicht streiten: Der schnelle Offensivspieler ist dribbelstark und torgefährlich. Zudem ist der ruhige Südkoreaner sehr anpassungsfähig und stellt sich immer in den Dienst der Mannschaft. Aber vielleicht muss er bald einen ganz anderen Dienst antreten. Junge Männer in Südkorea müssen bis zu ihrem 30. Geburtstag einen zweijährigen Wehrdienst antreten. Aufgrund des anhaltenden Konflikts mit dem Grenznachbarn Nordkorea gibt es auch für Profisportler nur wenige Möglichkeiten, um den Wehrdienst zu umgehen. Der Gewinn einer Medaille bei Olympischen Spielen oder einer Goldmedaille bei den Asienspielen kann einen Wehrdienst verhindern.

Ja-Cheol Koo vom FSV Mainz 05 muss den Wehrdienst beispielsweise nicht antreten, weil er mit Südkorea 2012 in London Bronze geholt hatte. Das gilt auch für den Augsburger Dong-Won Ji. Der Mainzer Joo Ho Park und Jin-Su Kim von der TSG Hoffenheim holten die Goldmedaille bei den Asienspielen Ende 2014. Son bekam keine Freigabe. Prominente Wehrdienstler gibt es viele: Asiens Jahrhundertkicker Bum Kun Cha (60; 98 Tore für Frankfurt und Leverkusen) machte 1978/79 nur ein Spiel bei seiner ersten Deutschland-Station Darmstadt 98—dann wurde er einberufen. Profigolfer Sang-moon Bae musste erst Ende Juli die PGA-Tour verlassen.

Weitere Möglichekeiten den Wehrdienst zu umgehen: Der südkoreanische Sportminister muss eine Petition vorlegen, über die das Kabinett dann entscheidet oder Son ist Besitzer eines großen Tattoos. Aber, wer sich das Tattoo nur deswegen stechen lässt, um sich vor dem Wehrdienst zu drücken, und dabei erwischt wird, kann bis zu drei Jahren Gefängnis verurteilt werden. Gleichzeitig gilt aber in vielen Sphären der koreanischen Kultur: Nur wer Wehrdienst geleistet hat, gilt als richtiger Mann.

Bei den Spurs hat Son einen 5-Jahresvertrag bis 2020 unterzeichnet. Bis dahin könnte er bestimmt die ein oder andere Medaille gewinnen—und 2020 wäre er erst 28 Jahre als und könnte den Wehrdienst immer noch antreten. Das haben sich die Verantwortlichen von Tottenham bestimmt auch gedacht, sonst hätten sie keine 30 Millionen für Son bezahlt.