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Dark-Wallet-Programmierer Amir Taki will mit Bitcoin die Demokratie stärken

Das Bitcoin-System soll Startup-Regierungen ermöglichen und den globalen Markt für alle öffnen.
Bild: Shutterstock

Amir Taaki ist ein viel beschäftigter Mann. Neben seiner Arbeit an neuen Bitcoin-Anwendungen findet der britisch-iranische Programmierer auch noch Zeit, um Projekte rauszuhauen die den weltweiten Handel, die Kommunikation, Innere Sicherheit, Transparenz und alles mögliche andere verwandeln könnten. Zumindest provoziert er ziemlich kontroverse Debatten zu diesen Themen.

Taaki sieht diese Projekte nicht isoliert, sondern als Teil eines größeren Ganzen. „In der Zukunft, auf die wir zusteuern, werden wir diese Anwendungen brauchen—schlicht um leben zu können.", erzählte er mir.

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PayPub ist eine App, die auf Bitcoin basiert und Menschen finanzielle Anreize für den Leak von Dokumente bietet, egal ob Regierungsgeheimnisse oder Unternehmensdaten. DarkMarket ist der Prototyp eines Online-Marktes, ähnlich Silk Road, der wegen seiner dezentralisierten Architektur nicht abschaltbar ist. Die Software ruht auf der DarkWallet-Plattform, einem Browser-Plugin, das anonyme und sichere Bitcoin-Transaktionen für jedermann zur Wirklichkeit werden lässt.

Derzeit versuchen Taaki und sein DarkWallet Team—zu dem auch der Liebhaber 3D-gedruckter Waffen und Bitcoin-Prediger Cody Wilson gehört—eine Plattform zu bauen, die es jedem Menschen weltweit ganz einfach ermöglicht, Bitcoin zu nutzen. Doch seine große Hoffnung ist, dass die Menschen die Technologie einmal nutzen werden, um selbstregulierende Gemeinden zu bilden.

Man muss ein paar Tage einplanen, um an Taaki heranzukommen. Zwar wohnt er offiziell in London, aber seine Kollaborationen und der eine oder andere Programmierwettbewerb führen in über alle Kontinente. Als ich ihn in Paris erreiche begleitet er gerade Mozilla dabei, sein DarkWallet mit einem 20-Euro-Handy kompatibel zu machen, an dem die Programmierer gerade bauen. „Das ist großartig, denn jetzt kannst du Bitcoin anonym von einem Billig-Handy aus nutzen.", sagte er. „Das gibt den Nutzern Zugang zum globalen Markt."

"Gerade bereiten wir die Grundlagen vor, so dass wir später all das bauen können, was wir wirklich erschaffen wollen."

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Taaki begann als Teenager mit dem Hacken. Er fand kleine Schwachstellen in klassischen Videospielen wie Final Fantasy und Abe's Odyssee. Bald schon entwickelte er seine eigenen Spiele und begann die virtuellen Welten darin zu manipulieren. Diese Mentalität Fehler zu finden, Lösungen zu kreieren und etwas Neues zu schaffen treibt Taaki auch heute noch an.

Amir Taaki bei Hackaton in diesem Frühjahr. Bild: Flickr/DECENTRAL

Der jetzt 26jährige arbeitet an Projekten von denen er hofft, dass sie die materielle Welt verbessern werden. „Gerade bereiten wir die Grundlagen vor, so dass wir später all das bauen können was wir wirklich erschaffen wollen.", sagte er.

Er hat große Visionen davon, wie die Gesellschaft von Tools wie DarkWallet profitieren könnte. Als Beispiel nennt er die Cooperativa Integral Catalana (CIC), die er als „Startup Regierung" bezeichnet. Diese bietet der Bevölkerung ein paar grunsätzliche Services und nutzt lokale Ressourcen effizienter und demokratischer.

Die CIC unterstützt das DarkWallet-Projekt. Und Taaki denkt, dass solche Gemeinden mit den richtigen Tools autonomer werden können. Er hofft, dass seine und die Technologie anderer „es Menschen ermöglicht, im großen Rahmen zusammenarbeiten zu können, ohne dafür Gerichte, Richter, Polizei, Bürokraten, Politiker und riesige Gebäude zu brauchen. Wir können das besser; vom Volk für das Volk."

Die entscheidende Technologie um so zu regieren, sagt Taaki, sei Blockchain, ein Teil von Bitcoin, das bisher nicht vollständig verwertet wird. Mit Blockchain kann man Ereignisse sicher und transparent protokollieren (ähnlich wie Git). So könnte es bei Wahlen helfen, Korruption mindern und das Vetrauen zwischen Verhandlungspartnern stärken.

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"Für mich ist Technologie ein Werkzeug, das die Menschen wirklich zu etwas nutzen können, nicht einfach ein Spielzeug."

Taakis Abneigung gegen traditionelle Regierungen und Verwaltungen wurde besonders deutlich als ich ihn fragte, was er über Menschen denkt, die seine Arbeit für gefährlich halten. „Ich nenne sie Faschisten", sagte er postwendend.

Er bekundete, dass seine politischen Ansichten denen seines Dark-Wallet-Kollegen Cody Wilson sehr ähnlich sein. „Cody Wilson denkt mehr über Dramen nach." Sie teilen die Prinzipien des Open Source: Software selbst zu entwickeln und kostenlos allen verfügbar machen die darauf aufbauen wollen. In Taakis Welt ginge es ihm immer darum „nicht über schnelle Profite nachzudenken, sondern über Langzeit-Ziele."

„Für mich ist Technologie ein Werkzeug, das die Menschen wirklich zu etwas nutzen können, nicht einfach ein Spielzeug." sagte er. „Es gibt eine Menge Hacker die als Söldner ihr Geld verdienen, zum Beispiel beim Militär. Andere verschwenden ihr Talent an den Bau von Spielzeug. Wenn du mit ihnen drüber redest, sagen sie: 'die Leute kaufen meine App, deshalb ist es nützlich.' Verarsch dich nicht selbst; du baust nur Spielzeuge fürs iPad!"

Obwohl er es auf die 30 unter 30 Liste des Forbes-Magazins geschafft hat, plant Taaki nicht, sich an seinen Programmier-Skills zu bereichern. Er ist es gewohnt in besetzten Häusern mit anderen Programmierern zu wohnen und will nun „ein Open Source Forschungs- und Entwicklungszentrum" schaffen, um an seinen Tools zu arbeiten.

Als ich ihn fragte, was er sich von seinen verschiedenen Projekten verspreche, antwortete er: „Ich will die Leute ermächtigen die Probleme zu lösen, die sie lösen müssen, um zu leben."