Boom-Bap geht es gut im Jahre 2013

Der Begriff Boom-Bap wurde von KRS-One geprägt und umschreibt lautmalerisch die rhythmischen Anschläge der Drums im HipHop. Wir begeben uns jetzt auf eine Weltreise in die Wohnzimmer von idealistischen Musikern, die, nachdem sie sich einmal in den HipHop-Sound der goldenen Ära verliebt hatten, nicht mehr davon loskamen und seitdem Samples diggen und flippen und so den Boom-Bap-Sound von legendären Wegbereitern wie Gangstarr fortsetzen und bereichern. Das ist ein Brauch, der weltweit—ob Hype oder nicht Hype—durchgezogen wird und den wir hier mit einem Artikel unterstützen wollen.

Propo'88 & Blabbermouf (Lemberg, Holland)

Die beiden Holländer aus der Provinz Limburg produzieren noch ganz klassisch mit der MPC 2000 und erinnern mich mit ihren im Vergleich sehr schnellen Funk-HipHop-Beats an die energiegeladenen Songs von The Artifacts. Sie haben Ende letzten Jahres ihr Album From the Top of the Stack releast und jetzt haben sie nichts anderes im Sinn, als aus deiner langweiligen Party eine unordentliche HipHop-Party zu machen.

Eloquent - Jazz auf Gleich (Wiesbaden, Deutschland)

Wir machen Halt in Wiesbaden. Eloquent ist mit Sicherheit nicht das nächste Popsternchen. Er ist „der abnormale Gegenentwurf, nicht der Held der Staffel, sondern die asoziale Nebenfigur". Spätestens seine Jazz auf Gleich-LP mit WunTwo, der ihm simple aber schöne Instrumentale unterlegt, hat in Deutschland viele dankbare Hörer gefunden.

Haan & Melanin 9 (London, UK)

Ihre EP The Format wurde auf sehr vielen Blogs in den höchsten Tönen gelobt. Sie entführen uns in eine düstere Welt atmosphärischer Klänge, gepaart mit dumpfen Boom-Bap-Rhythmen. Unter anderen wurde auch Roc Marciano aus New York gefeatured, der letztes Jahr sein Solo-Debüt Reloaded releaste. „Has Freedom got a Shotgun? Then better go get it, if you ain't got one."

Modenine (Abuja, Nigeria)

Der nigerianische Rapper Modenine hat ein ganzes Mixtape auf Beats von DJ Premier aufgenommen. „Mode over Premo" ist 19 Tracks stark und verspricht mit dem ersten Video, das recht plakativ „Boom-Bap" heisst, sehr roh und battlelastig zu sein. Er ist Teil der African-HipHop-Community, die eine friedliche Gemeinschaft auf dem Kontinent bildet und den afrikanischen HipHop unterstützt. Etwas schade ist es, dass die afrikanischen Rapper zunehmend in Englisch rappen, um auf dem europäischen und dem amerikanischen Markt Anklang zu finden.

Y-Crew (Kairo, Ägypten)

Wir sehen im Video Anspielungen auf Gewalt und Drogengeschäfte, doch es wird auch viel geskatet. Y-Crew sind wahrscheinlich die ägyptischen Vertreter des Gangsta-Rap, musikalisch allerdings noch nicht ganz ausgereift.

Brous Uno (Santiago de Chile)

Brous Uno ist der liebevolle Vertreter einer sehr entspannten und verträumten Variante des Boom-Bap-Sounds. Er hat im April das Album „Mote con Huesillos" mit Retrogott releast und bringt jetzt eine Instrumental-LP „Cinta de Ritmos" über Melting Pot Music raus. Hier seht ihr Jonas Sanche mit einen cremigen Beat von ihm.

Aceyalone (Los Angeles, USA)

Seine neue Platte ist richtig schön funky. „Leanin' on Slick" kommt so belebend wie lässig daher und Aceyalone bleibt mit seinem Flavour damals wie heute ein Exot mit einfachsten Mitteln. 1995 hat er seine erste Platte „All Balls Don't Bounce" releast und es sollten noch einige folgen, ob allein oder als Teil legendärer HipHop-Crews wie Freestyle Fellowship. Er hat zwar fast zur selben Zeit wie Jay-Z angefangen, ist aber immer noch dope.

MA Doom (New York, USA)

Für das gemeinsame Album hat sich Masta Ace an der Schatztruhe der Special Herbs von MF Doom bedienen dürfen. Masta Ace erzählt gerne aus seinem Leben und das am liebsten auf sample-basierte HipHop-Beats. Er ist gerade erst wieder zurück von seiner Europatour, ganz ohne die zukunftsweisende Pop-Trap-HipHop-Mixtur wie Kanye West und Konsorten, sondern mit der Sorte HipHop, in die er sich damals verliebt hat.

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