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„Du merkst leichter, wenn du verarscht wirst“—Tom Thaler & Basil im Interview

Die Beiden brauchen keinen Crashkurs in Sachen Musik-Business.

Foto: Warner Music Group

Zugegeben, es klingt wie der Beginn eines Kalauers von Fips Asmussen: Treffen sich ein Hamburger Rapper und ein Stuttgarter DJ in der Mannheimer Popakademie… doch was dann folgt, lässt dich nicht peinlich berührt auf deinen Schenkel klatschen, sondern lächelnd mit dem Kopf nicken. Der originelle Mix aus Rap und Deep House sicherte Tom Thaler & Basil einen Deal mit Warner Music, machte sie zu Finalisten des New Music Awards und pflasterte ihnen den Weg zum ungarischen Sziget-Festival. Ich habe die beiden Jungs angerufen und vor allem mit Rapper Tom darüber gesprochen, wie ihre deutschsprachige Musik in Ungarn funktioniert hat, wie schwer es ist, auf Deep House-Beats zu rappen und welche Vorzüge ein Musik-Business-Studium bei der eigenen Karriere mit sich bringt.

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Noisey: Ihr habt auf dem Sziget-Festival in Budapest gespielt. Wie war es vor nicht deutschsprachigem Publikum zu spielen?
Tom: Es war super und hat unfassbar Spaß gemacht. Unser erster Gedanke war aber tatsächlich, wie unsere deutschsprachige Mucke auf einem internationalen Festival funktioniert. Wir sind vor dem Gig rumgelaufen und haben alle Leute angesprochen, dass sie zur Show kommen sollen, weil da uns ja keiner kennt. Es hat dann aber erstaunlich gut funktioniert. Die Leute hatten Spaß und mit jedem Song kamen mehr. Danach meinten Leute aus Italien und so, dass es Bock gemacht hatte und einer wollte uns gleich nach Dubai einladen.

Stimmt, das hatte ich auch auf eurer Facebook-Seite gelesen.
Ja genau, das war echt witzig. Megageil zu sehen, dass du ankommst, auch wenn die Leute kein Deutsch verstehen. Das eben etwas vermittelt wird, dass nicht nur damit etwas zu tun hat, dass du den Text verstehst.

Wenn eben die Musik für sich auch funktioniert.
Ja, wenn die Atmosphäre gut ist und wir uns live gut präsentieren können. Das war schön zu sehen. Es waren ja auch viele Deutsche vor der Bühne, deswegen habe ich die Ansagen immer in einem Mischmasch aus deutsch und englisch gemacht. War auf jeden Fall witzig. Ich hätte jetzt echt Bock, auch in anderen Ländern aufzutreten. Das hat mir die Angst genommen, so etwas zu machen. Direkt danach haben wir Casper gesehen. Der war auch sehr gut und das hat auch mega funktioniert. Er hat auch genau das Gleiche gesagt, dass er eben nicht wusste, wie das hier in Ungarn funktioniert. Das war schon witzig, dass er das gleiche Gefühl hatte wie wir.

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Wie ist das eigentlich bei euch auf Konzerten, tanzen die Leute wie im Club oder wippen sie HipHop-typisch mit dem Arm?
Ist ein Mischmasch. Wir haben eben four-the-floor-Beats, zu denen ich dann auch immer versuche zu tanzen… ja gut, weiß jetzt nicht, ob du das tanzen nennen kannst (lacht). Wir haben zwei, drei Bounce-Tracks, aber auch mal was zum Rumstehen und Kopfnicken.
Basil: Für jeden was dabei.

Wie war es für dich, auf Rap-untypische Deep House-Beats zu rappen?

Das ist tatsächlich schwierig für mich gewesen. Merkst du auch daran, dass ich bei den Aufnahmen immer einen ganz kleinen Tick zu langsam rappe. Bei HipHop-Beats kannst du übelst laid-back rappen. Da kannst du dir deine Lücken legen und ganz spät in den Takt einsteigen. Bei den schnelleren Beats merkst du Fehler sofort. Wenn du da auch nur ein Stück hinterherhinkst, klingt es nicht mehr tight. Da kannst du dir keine Zeit lassen. Das ist etwas, was sich auf jeden Fall für mich verändert hat. Dann machen wir das eben immer nochmal oder schieben das Ganze ein Stück nach vorne (

lacht

). Live merkst du das nicht, aber bei der Aufnahme musste ich mich von ein paar erlernten Sachen aus dem HipHop-Bereich verabschieden. Es ist eben offener gestaltet, wie du den Flow anlegst.

Deine Stimme erinnert mich ein bisschen an Cro. Hörst du das oft?
Klar kommt das vor. Jetzt nicht böse gemeint, aber gerade für Leute, die sich nicht so viel mit Musik beschäftigen ist das natürlich ein bisschen eine Schublade: Deutschrap auf softe Beats mit Gesangsmelodien. Finde ich auch gar nicht schlimm. Dadurch können ja auch viele Cro-Fans kommen, ist also vollkommen in Ordnung.

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Ihr wurdet relativ schnell von Warner gesignt, obwohl ihr nur ein paar Songs fertig hattet. Wie kam das?
Wir haben eben die Demo-Songs ein, zwei Kontakten und eben Freunden gezeigt. Manche fanden das einfach cool. Dann haben wir ein Showcase gespielt und waren letztes Jahr auf dem Reeperbahn-Festival. Das kam bei der Musikindustrie scheinbar ganz gut an, die Leute waren interessiert. Wir haben uns mit ihnen unterhalten und dann ging es tatsächlich schnell.

Die Idee ist ja auch relativ frisch.
Ja, hätten wir auch nicht gedacht, war nicht der Plan. Wir wollten nicht Mucke machen, um dann durchzustarten. Wir waren Freunde und hatten einfach Bock. Jetzt kommt der Release und dann werden wir checken, ob die Leute das wirklich gut finden oder ob das alles ein Luftschloss ist, was wir hier bauen.

Ihr habt also nicht den Plan, jetzt die EP zu releasen und dann ein Album folgen zu lassen?
Doch, am Album schreiben wir jetzt gerade schon. Wir sind sogar schon im nächsten Arbeitsprozess eingestiegen.

Ihr studiert beide Musik-Business an der Pop-Akademie in Mannheim. Hilft euch das dort erlernte Wissen?
Ich glaube, du merkst leichter, wenn du verarscht wirst (lacht) und weniger, wie es richtig geht. Wir wissen eben, was Label, Verlag und Booking machen. Du bekommst einen Einblick in rechtliche Sachen und Finanzen. Das hilft auf jeden Fall. Es ist aber wichtiger, wen du kennenlernst. Wir haben Leute kennengelernt, die uns auf verschiedene Art und Weise geholfen haben. Das war der wichtigere Teil an der ganzen Geschichte.

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Wäre vielleicht aber wirklich praktisch, wenn junge Künstler einen Crashkurs bekommen würden.
Voll, dann gehen Sachen einfach schneller.

Die Hier mit Dir erscheint am 10.10. Du kannst die EP bei Amazon bestellen und bei iTunes kaufen.

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