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Noisey Blog

Ich habe mir Beyoncés Doku angesehen

Und ich glaube noch immer, dass sie ein Fem-Bot ist.
Ryan Bassil
London, GB

Als HBO verkündet hat, dass sie eine eigenproduzierte Dokumentation über Beyoncé senden würden, die intime Einblicke in das Leben eines Superstars gibt, der sein Privatleben sonst eher für sich behält, erwartete ich Antworten auf einige Fragen: Wer ist Beyoncé? Ist sie ein Mensch? Ist sie menschlich? Seilt Beyoncé jemals ordentlich einen ab? Würgt sie die Überreste ihrer Buchstabensuppe nach einer durchzechten Nacht wieder hervor? Checkt sie ihre Facebook-Freunde oder wie viele Leute ihr bei Twitter folgen und holt sich darauf einen runter? Holt sie manchmal kleine Fusselkügelchen aus ihrem Bauchnabel und schleudert diese heiter von sich? ODER: Ist sie der jungfräulich freche Engel, den uns die Medien präsentieren? Ein Engel, der obwohl er seinen Arsch umherschwingt und in den knappsten Outfits aufreizend tanzt, zugleich die unschuldige Verkörperung des perfekten weiblichen Vorbildes im 21. Jahrhunderts ist? Da HBO den nicht-amerikanischen Rest der Welt missachtet, musste ich mir das Video in einer 360-Pixel-Qualität auf YouTube anschauen. Das Pixelmuster erinnerte mich an bessere Tage, als ich noch Videos von Jugendlichen, die sich gegenseitig schlugen, auf meinem Sony Ericsson angeschaut habe. Ich war also in Hochstimmung. Während das YouTube-Video bufferte, machte ich mich bereit, mit meinem Finger zu wackeln, als ob ich wollte, dass meine fremdgehende Ex-Freundin, einen Ring an meinen Finger steckt. Um mich völlig auf mein Beyoncé-Erlebnis vorzubereiten, kochte ich mir ein richtig gesundes Abendessen.

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Das Essen der Sieger. Ich frage mich, ob Beyoncé auf Tour jemals derartigen Schrott isst? Ob sie wohl völlig verkatert, an einem Sonntagmorgen je die Wärme eines doppelten Cheeseburgers aus dem Drive-In eines Autohofes gespürt hat? Ich war ganz aufgeregt, endlich die Antworten auf diese Fragen zu erhalten. Perez Hilton hat die Dokumentation als „nachdenklich, kraftvoll und RUHMREICH!“ beschrieben. Aber wiederum ist Perez Hiltion ein Schwanz. Also war ich skeptisch. Es stellte sich heraus, dass ich zu Recht skeptisch war. Der Film beginnt mit einem Auftritt von Beys „Crazy In Love“. Okay, großartig, dachte ich. Das Mädchen kann singen, ja, sie ist und bleibt ein Weltstar. Also lasst sie ihr Zeug fünf Minuten lang abspulen und DANN sehen wir den Teil, wo Jay Z ihr die Haare beim Kotzen aus dem Gesicht hält. Aber an diesen Punkt kommen wir nie…

Tatsächlich erhalten wir kaum einen Blick auf eine Beyoncé fernab des Scheinwerferlichts.

Stattdessen sehen wir viel von Beyoncé beim Singen.

Beyoncé auf der Bühne.

Beyoncé beim Tanzen.

Beyoncé, wie sie ein wenig in eine Webcam spricht.

Noch mehr Singen.

Noch etwas Tanz.

„Oh, hey. Ich hab dich gar nicht gesehen. Seh ich nicht wunderschön aus?“ Und so weiter und so fort bis zum Ende. Sicher, es gibt den einen oder anderen Moment, der etwas ans Herz geht. Sie erzählt von der Beziehung zu ihrem Vater. Wenn sie davon spricht, wie schwer es ist, eine erfolgreiche Frau zu sein, ein Baby auszutragen und mit dem Rampenlicht klarzukommen, gibt es Momente in denen sie etwas weinerlich wirkt. Dennoch bleibt Beyoncé an der Oberfläche, entweder aus Angst oder dem Unwillen uns reinzulassen. Der einzige Moment, an dem wir wirklich einen tieferen Einblick erhalten, ist, als sie über ihre Fehlgeburt spricht. Ich werde hier nicht so tun als verstehe ich, wie sich das anfühlt, aber für einen kurzen Augenblick ist Beyoncé in diesem Film echt. Der Rest ist jedoch eine gut kalkulierte Lehrstunde in Eitelkeit und Selbstvermarktung. Wir bekommen keine ungehemmte Beyoncé mitten in der Nacht zu sehen. Was, wenn du die Kontrolle darüber hast, schon in Ordnung ist. Der Film, der als intimer Blick auf Beyoncés nackte Seele angekündigt wurde, lässt mich jedoch mit dem Gefühl des verarscht-worden-seins zurück. Es gibt noch ein paar Leckerbissen: Darunter Jigga und B, wie sie a cappella zu Coldplays „Yellow“ singen und ein Webcamvideo von Beyoncé, Solange und Kelly Rowland, wie sie zu den Cardigans singen. Der Rest jedoch fällt als Selbstvermarktung von Dingen durch, die wir eh schon wissen. Wir WISSEN, dass Beyoncé singen kann. Wir WISSEN, dass sie tanzen kann. Wir WISSEN, dass sie schön ist. Wir wissen nicht, wie sie sich verhält, wenn sie betrunken ist (als ob ihr Presseagent uns das je sehen lassen würde), was sie macht, wenn sie auf Tour ist oder wie sie am Wochenende abschaltet.

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Im Film sagt Beyoncé, dass die Leute Promis sehen und denken, ihre Leben seien toll und perfekt. Aber wir können sie weder sehen noch anfassen, was die Vorstellung der Perfektion aufrecht erhält. Sie sagt, die Realität könne nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein. Warum zeigst du sie uns dann nicht B? Warum fragt man Jay Z nicht, was für eine Nervensäge du sein kannst? Warum gibt es kein Material davon, wie deine Mutter peinliche Geschichten aus deiner Schulzeit erzählt? Du hast doch sicherlich Freunde? Haben die keine lustigen Geschichten zu erzählen? Ich habe es kapiert. Du willst für dich bleiben. In der großen vereinten Welt des Web 2.0 bist du der Anti-Popstar, der alle ehrlichen Gedanken beiseite geräumt hat. Das ist OK. Du bist gut darin. Wenn du aber eine Dokumentation ankündigst, die einen Einblick in das Innere von Beyoncés Bienenstock verspricht und uns stattdessen ein Promovideo deines Bienenzuchtheiligtums präsentierst, dann ist das enttäuschend. Das Show Business hat noch nie so langweilig ausgesehen.

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