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Shlohmo DIDIT

Shlohmo erklärt uns seine Crew BZW. sein Label WEDIDIT.

Wir leben in einer komplizierten Zeit für die Independent-Musik. Obwohl es hunderte Psuedo-Indie-Labels gibt, scheint es wie ein seltsamer musikalischer Aktienmarkt, auf dem man Künstler nach ihrem subkulturellen Wert kauft und wieder verkauft. Das WEDIDIT-Kollektiv könnte es schaffen, eine Antwort auf dieses System zu sein. WEDIDIT ist eine Gruppe aus Freunden aus L.A., von Noisey-Liebling Shlomo angeführt, und ihre elektronische Musik gehört zu den besten momentan in den United States erscheinenden. Ich habe mich mit diesem Mann höchstpersönlich unterhalten, um herauszufinden wie WEDIDIT entstanden ist.

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Noisey: Für alle, die es noch nicht kennen, erklär doch kurz, was WEDIDIT ist?
Shlomo: Im Moment werden wir zu einem richtigen Label. Wir sind zwar noch ganz am Anfang, aber langsam entstehen sogar physische Produkte. Wir versuchen dabei aber weiterhin sehr DIY zu bleiben und auch komische Musik zu veröffentlichen. Alles fing mit einer Gruppe von Freunden in der High School an, die immer zusammen abhing und Musik machte. Das waren die Leute, mit denen ich in die High School ging und noch ein paar andere Kumpels aus anderen Schulen; wir nannten uns die Crew, die Musik und Kunst machte. Als wir dann auf die Kunstschule oder ins College gingen, lernten wir noch mehr Leute kennen. Wir wollten eine Plattform kreieren, auf der die Leute unser Zeug sehen konnten und auf der wir auch anderes Zeug von jüngeren Künstlern präsentieren können. Zu der Zeit war MySpace-Musik gerade voll im Kommen und es gab so viele junge Leute, die richtig coole Sachen machten, also war es damals keine Meisterleistung, eine Gemeinschaft zu bilden.

Seitdem entwickelt sich das ganz natürlich. Ich habe das ganze Design und so ein Zeug gemacht, was, glaube ich, ein großer Teil der Ästhetik geworden ist „professionell unprofessionell“. Wir kriegen richtig viel fertig, aber es sieht alles scheiße aus. Allerdings finde ich, das passt viel besser in den DIY-Aspekt rein. Zum Beispiel wollten wir etwas physisches herausbringen, also machten wir die Flicken. Ich wurde letztens wieder auf die Flicken angesprochen, dass sie eher zur Punk- oder Hardcore-Szene passen würden. Aber ich finde das lustig, weil wir alle in der Punk und Skating-Szene aufgewachsen sind und das ein großer Teil unseres Einflusses ist. Wir wollen DIY-Zeug machen, nicht so wie ein elitäres Technolabel oder so.

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Die Musik, die ihr macht und veröffentlicht, hängt ästhetisch zusammen, aber es ist fast so, als ob sie in einen musikalischen Bereich gehört, der noch nicht wirklich definiert wurde?
Ja, absolut. Ich denke, das ist etwas, zu dem wir alle hingezogen werden. Es ist moderner Elektro und Rap-Musik, aber es passt nicht unbedingt in den Underground- oder Pop-Bereich oder wie auch immer ihr das nennen wollt. Ich denke, im Prinzip sind die Sachen, die wir suchen und die wir herausbringen wollen—bzw. die Leute, die es kreieren—im Großen und Ganzen sehr ähnlich. Wir alle sehen das Internet gleich und springen auf die gleichen Dinge an. Es fühlt sich an, als würde jeder, den wir ansprechen und suchen, irgendwie die gleichen seltsamen ästhetischen Aspekte teilen.

Wohnt ihr alle in LA oder verteilt sich das langsam?
Am Anfang waren wir alle in L.A., aber als wir mit der Schule fertig waren, fing es an, sich zu verteilen. Wir waren alle an verschiedenen Orten und haben verschiedene Leute getroffen—zum Beispiel kommt Hemsworth aus der Umgebung Torontos. Jetzt, da ich die Schule abgebrochen habe und auch Groundislava aufgehört hat, kommen wir alle langsam wieder zurück nach L.A.. Es ist schon krass, weil wir alle wieder einen gemeinsamen Standort haben.

Eine Sache, die euch einzigartig macht, ist, dass ihr euch sehr nahe zu stehen scheint; ihr arbeitet zusammen an euren Tracks und macht dann Werbung für die Arbeit der anderen. Habt ihr vor diese Nähe beizubehalten, wenn ihr euch mehr in Richtung eines funktionalen Labels bewegt?
Auf jeden Fall. Ich glaube, es ist ein wichtiger Teil von uns, die L.A.-Gemeinschaft zu bleiben und darin zu wachsen. Wir sind eine kleine Crew und das wird sich auch nicht verändern. Im Moment haben wir eine Tribüne, auf die die Leute blicken, deswegen werden wir das jetzt ernster nehmen. Wir befinden uns gerade in der Situation, in der die Leute uns nach Sachen fragen, also werden wir sie auch machen und ihnen geben.

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Wie unterscheidet sich WEDIDIT vom herkömmlichen Label-Modell?
Ich denke, wir scheißen mehr auf alles als andere und wir haben eine sehr spezielle Ästhetik, was viel ausmacht. Je mehr ich in der Musikindustrie involviert bin, desto mehr möchte ich bei etwas bleiben, das nicht wie jedes andere Label ist, mit dem gleichen politischen System, das Musik für jeden ruiniert. Ich möchte es einfach richtig „bodenständig“ halten, aber das klingt so scheiße. Wir möchten etwas machen, für Leute von Leuten, und nicht irgendein hochnäsiger Unternehmensdreck. Wir versuchen nicht, den Leuten irgendeine Scheiße zu verkaufen—es geht nicht ums Geld. Wir machen von jedem Produkt hundert Stück und wir wollen, dass die Leute sie wollen. Wir haben eine richtig coole Fanbase, solche Leute, die gerne sammeln. Also wollen wir, dass es ihnen Spaß macht. Das will ich, es ist so eine „es gibt einhundert Flicken und wir haben eintausend Facebook-Fans, also beeilt euch“-Sache. Ich wollte nicht so unpersönlich sein, wie ein größeres Label, aber ich glaube, das alles merke ich jetzt erst rückwirkend. Wir haben das alles einfach so erschaffen, indem wir ins Internet gingen und mit allen Leuten kommunizierten.

Ihr hattet viele Shows in und um L.A.. Spürt ihr jetzt, wo eure Fanbase größer wird, dass die Fans mit gewissen Erwartungen zu den Shows kommen, dann aber mit ganz anderen Eindrücken wieder gehen?

Ich glaube, das ist das lustigste und coolste, an den Leuten, die zu unseren Shows kommen. Sie sind nicht so, dass sie einen bestimmten Song der Band hören wollen. Unsere Ästhetik ist für die meisten so verdammt bizarr. Wenn du dich darauf einlässt, dann lässt du dich richtig darauf ein. Alle Leute, die auf die Show kommen sind zufrieden—es ist so, als ob sie alles erwarten, wenn sie kommen, die seltsamste Scheiße. Ich denke, das hat sehr geholfen und ist ziemlich krass. Ich glaube aber nicht, dass jemand enttäuscht ist.

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Ich habe das Gefühl, dass eure Boilerroom Session wirklich gezeigt hat, worum es bei euch geht. Was braucht es, um ein so ein Set vorzubereiten?
Naja, beim Boilerrom war es etwas anders. Ich war früher auch DJ, also mache ich das ja auch—Serato Zeug. Wenn ich live spiele, benutze ich Ableton, ganz ähnlich wie Groundislava. In der Nacht hab ich aber Serato benutzt, ich war an einem neuen Computer und alle meine Dateien waren fehlerhaft. Aber das wusste ich nicht, bis ich dort ankam. Deswegen bin ich auch die ganze Zeit über meinen Computer gebeugt, weil ich meine Festplatte durchsuchen und die ganzen Songs dann in Serato schieben musste. Es war so beschissen.

Es scheint, als würdet ihr immer die Tracks der anderen Co-produzieren und remixen. Ist das ein wichtiger Teil von WEDIDIT?
Auf jeden Fall. Wir sind alle die besten Freunde und ich denke, wenn wir nicht sowieso miteinander abhängen würden, würden wir auch nicht die Arbeit des Anderen anfassen. Jeder macht etwas anderes, aber unter dem gleichen ästhetischen Aspekt. Deswegen war es wirklich schön, alles untereinander zu behandeln. Wir gehen mit den Sachen genauso um, wie wir auch mit unseren Freunden umgehen—zum Beispiel „Der Song ist echt cool, lass mich mal an den ran.“

Ist es so einfacher, wenn du es für einen Freund machst, anstatt einige Kanäle zu checken, um erst mit einem Remix anfangen zu können?
Ja, genau das meine ich. Wir würden das sowieso machen. Ich wäre zuhause bei Groundislava oder so, er würde etwas spielen und ich würde ihn fragen, ob ich das remixen kann; so einfach ist es. Das Gleiche gilt für alle anderen Remixe für die Alben; es sind einfach unsere Freunde und Freunde von wem auch immer, die wir veröffentlichen. Wir wollen nicht etwas rausbringen, das cool ist oder so—es ist für unsere Freunde und Leute, mit denen wir zu tun haben. Wir kennen sie vielleicht noch nicht, aber wir hören etwas, das auf unserer Wellenlänge ist und das cool ist, und wir wollen es herausbringen.

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Lief das so auch bei Ryan Hemsworth ab?
Ja, ganz genau. Wir haben mit Ryan online Kontakt gehabt und ihn eine Zeit lang beobachtet. Nick Melons, der hilft, das Label am Laufen zu halten, fing irgendwann an mit ihm über einen Release zu sprechen, also schickte er uns diese EP, an der er gerade arbeitete und sie war unglaublich. Wir fragten ihn einfach, ob wir sie veröffentlichen können und er war sofort dabei. So war das. Ich machte das Cover, holte die Remixe von seinem Homies und stellte es auf Bandcamp. Dieser Release war in den letzten zwei Monaten erfolgreicher, als alles, was wir uns je hätten vorstellen können. Man hat mehr davon es DIY zu machen, als es bei iTunes zu veröffentlichen und den ganzen Scheiß. Deswegen war es ein sehr schöner Prozess.

Wer wäre euer Traum-Mitglied für WEDIDIT?
Ich versuche gerade einen Typen namens Isadar zu kontaktieren. Er ist schon länger dabei und seine Musik ist der Wahnsinn.

WEDIDIT sind Shlohmo, Juj, Joseph, Groundislava, NonEpic, Elan, Zeroh, Jonwayne, D33J, Melonious Drunk, Dr. Blount, RL Grime, and 2KWTVR.

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