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Kendrick Lamars neuer Track zeigt, wie sich der HipHop verändert

Einigen Leute werden mit dem neuen Track von Kendrick nichts anfangen können—aber wie alles was er released hat, wird er die Zukunft des HipHip formen.
Ryan Bassil
London, GB

Gestern hat Kendrick Lamar den ersten neuen Track seines neuen Albums—dem Nachfolger von good kid, m.A.A.d city—herausgebracht. Wir alle haben „Control" und den Haufen an Features (wie dieses, dieses und dieses) mitbekommen, die in der Zwischenzeit released wurden und deshalb sind zwei Dinge ganz klar: Jeder, der den Track noch nicht gehört hat, wird durchdrehen und kann damit rechnen, dass sein Twitter Feed für die nächsten 24 Stunden schlimm missbraucht wird.

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Jeder Release von Kendrick ist quasi monumental—nachdem ein paar Stunden hat er über 1 Mio Views. Innerhalb von wenigen Minuten wirde er überall erwähnt, gepostet und gefeiert—von The Independent bis zum Rolling Stone. Der Typ von HipHopHeads hat sich frei genommen. Wir haben den Track gestern die ganze Nacht gefeiert.

Der Track ist auffallend anders, als alles auf good kid m.A.A.d city—passt besser neben seine Gastfeatures wie bei „Love Game" und deshalb werden einige Leute ziemlich aufgebracht sein—oder zumindest ein bisschen unbeeindruckt. Aber ehrlich, was habt ihr erwartet? Kendrick ist ein Künstler, ja—das ist zumindest das, was die Jahresendlisten gesagt haben, also kannst du nicht rumheulen wenn er sich—wie Künstler es eben so tun— weiterentwickelt. good kid, m.A.A.d city entwickelte sich ja auch aus Section 80. Beim kommenden Album wird es nicht anders sein

Dabei ist die Thematik bei „i" das beeindruckendste. Jedes Kendrick Lamar Album hat seinen eigenen Vibe. Das Konzept von Section 80 dreht sich um Menschen der 80er und ihre Probleme: die Crack Epidemie, Rassismus und das persönliche Elend zweier Mädchen mit den Namen Tammy und Keisha. good kid, m.A.A.d city fokusiert sich auf den Einfluss den Compton auf Kendricks Entwicklung hatte. Beiden Alben ging jeweils eine Single voraus, die das Thema des Albums schon erahnen ließ: In „HiiiPoWeR" (Section 80) ging es um Rassismus und Armut (PoWeR steht für Poor We Are) und „The Recipe"(GKMC) dreht sich um die kalifornische „Ich will der Beste sein"-Attitüde. Wenn man seine letzten Heransgehensweisen ansieht, sieht man, dass „i" verrät, was man vom kommenden Album erwarten kann—nicht nur was den Sound, sondern auch was das Konzept betrifft.

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Das von einem Pfarrer gelesene Intro bezieht sich auf „Real", den Track, der die Narration auf good kid, m.A.A.d city mit der Frage „what´s love got to do with it, when you don´t love yourself" beendet. Der Text von „i" wiederholt den Satz „I love myself"—allerdings bezieht er sich daneben auch auf Waffen, Polizei-Mobs und darauf, Krieg auf den Straßen zu führen—ganz so, als ob die Geschichte von good kid, m.A.A.d city ganz mit einem fröhlichen Twist weiter geht. Der Refrain sagt dir mit „[the city] can do what it wants but I don´t mind", dass du mit der Welt um dich in Frieden sein kannst, wenn du es mit dir selbst bist. Das ist schon sehr progressiv. Generell geht es im West Coast HipHop ziemlich viel um positive Gefühle, die allerdings meistens von äußeren Einflüssen kommen: Geld, Frauen, Drogen, Macht. Kendricks Track konzentriert sich allerdings ausschließlich auf Selbstglaube—dass du dich in einer Stadt, in der du mit Drogen, Polizei und Krieg konfrontiert bist, wohl fühlen kannst und es die wichtigste Sache ist, dass du auf dich selbst aufpasst. Die religiöse Anlehnung des Intros und die Erwähnung von „walking barefoot", geben einem das Gefühl, das Kendrick eine Zeremonie hält. Er sagt, dass die Zeit reif ist, dass die Leute mehr an sich selbst glauben und etwas positives aus der Situation machen. Er sagt seinen Fans, dass sie keine Selbstzweifel haben sollen, da es das erste Mal seit langem ist, dass die Stadt nicht mehr anonym ist.

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Das—und der Fakt, dass einer der größten HipHop-Künstler einen Track released hat, der problemlos in eine NBA Werbung passen würde—zeigt eine Veränderung im HipHop. Er zeigt auf, dass Künstler heutzutage machen können was sie wollen, dass sie nicht auf Klischees, einen speziellen Sound und konkrete Stereotypen reduziert werden sollten. Das wird besonders durch die Einleitung des Pfarrers klar gemacht, wenn er Kendrick als einen „writer, an author" und nicht als „rapper" vorstellt. In einem Interview für XXL, dass Kendrick in der Zeit zwischen Section 80 und GKMC gegeben hat, hat er folgendes gesagt: „Ich kann nicht sagen, welche Art von Sound oder wo ich, was Musik betrifft, in fünf Jahren stehen werde. Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem nächsten und dem letzten Projekt." Einige Leute werden mit dem neuen Track von Kendrick nichts anfangen können, aber eines steht fest: Wie alles, was er bisher veröffentlicht hat, wird das kommende und die folgenden Alben weiterhin die Zukunft des HipHops formen. Das ist vermutlich das beste, was ich die ganze Woche gehört habe. Charlamagne hat Recht.

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