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Noisey Blog

Diese beschissenen Musik-Klischees, Trends und Meinungen müssen 2015 bitte sterben

Löschen wir diese idiotischen Verdorbenheiten ein für alle mal aus, damit sich die Musikkultur endlich weiterentwickeln kann.
Ryan Bassil
London, GB

Der französische Dichter Gerard de Nerval sagte einst: „Der erste Mann, der eine Frau mit einer Rose verglich war ein Poet, der zweite ein Langweiler.“ Ich glaube wir alle haben genug Valentinstagskarten gesehen um zu verstehen, was de Nerval meinte: Klischees sind die Sprache des Banalen. Je öfter man sie benutzt, desto nichtssagender werden sie.

In der Musik funktionieren Klischees grundsätzlich sehr gut—gute Künstler benutzen sie, um Erwartungen zu unterlaufen. Das Problem ist eigentlich eher, dass es zu viele schlechte Künstler gibt. Und so gibt es jederzeit eine Reihe von Trends, die zwölf Monate später dringend zerstört werden müssen.

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Wir haben letztes Jahr einen Artikel geschrieben, in dem wir die Hoffnung geäußert haben, dass ein paar dieser beschissenen Trends und Klischees noch 2014 sterben würden. Aber das reicht nicht. Das letzte Jahr brachte neue Scheiß-Trend und neue Scheiß-Meinungen. Und in unserer nimmerendenden Mission, die Welt jeden Tag ein bisschen besser zu machen, haben wir wieder ein paar Flaggschiffe der Idiotie zusammengetragen, die 2015 verschwinden müssen, damit die Kultur voranschreiten kann.

Saxophone

2013 waren Saxophone eher eine Sache von billig produziertem House, 2014 waren sie dann plötzlich überall. Das ist ein bisschen überraschend, weil sie grundsätzlich eher so klingen, als hätte ein jazzliebender Teenager versucht seine Darmkrankheit zu bekämpfen, indem er sich ein Stück Messing in den Arsch schiebt. Ariana Grande und Iggy Azaleas „Problem“ machte den Anfang, dann folgte Taylor Swifts „Shake it Off”, dann irgendein Track von einem 39-jährigen mit einer Fensterglasbrille. Das Ganze gipfelte dann in einem Buzzfeed-Artikel, der verkündete, der „Saxobeat“ wäre zurück. Lasst uns eines kurz klarstellen: Genau wie Furzen ist das Saxophon vulgär und beleidigend. Blasinstrumente sind nervig, solange du in keine Skaband oder John Coltrane bist.

Bucket Hats

Bucket Hats wurden einst aus praktischen Gründen entwickelt. Kinder sollten damit vor der brennenden Sonne geschützt werden, und ältere Männer wollten der Welt damit zeigen, dass sie nicht mehr an Sex interessiert seien. Irgendwann entdeckte die Fashion Industry das Item, und es tauchte auf den Laufstegen und in der Folge auch auf den Straßen der Welt auf. Kurtis Blow und Reni von den Stone Roses machten den Hut dann in den 80ern populär, ein paar One-Hit-Wonder folgten, dann verschwand der Schlapphut plötzlich wieder. Letztes Jahr brachten dann Young Lean, Schoolboy Q und Instagram den Bucket Hat zurück, und jeder von Bieber bis RiRi wanderte damit wie ein verwirrtes Reptil herum. Ernsthaft: Hat wirklich mal jemand gut in einem Bucket Hat ausgeschaut? Die Antwort ist einfach: Sie ist—außer du bist Cam’Ron, der aus unbekannten Gründen in allem gut ausschaut, sogar in rosa Pelzmänteln—immer nein.

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Trend-Prognosen

Lasst uns einen kurzen Blick auf die Trendvoraussagen Anfang 2014 werfen:

„2014 wird das Jahr der Lady Gaga werden.” — Forbes

„Publikumsliebling Adele veröffentlicht ihr drittes Album, 26, im April. Leider sind es bis zu ihrem Geburtstag noch einige Wochen, und sie ist nach wie vor erst 25 Jahre alt. Das Internet dreht durch.“ —NME

„Ich wette auf eine dritte Welle an Gitarrenbands, als Antwort auf EDM und den 20. Geburtstag von Britpop.“ —Steve Lamacq

Wenn man sich die „Ones to watch“-Listen vom Jänner 2014 anschaut, finden sich darauf etliche Namen, die man heute gar nicht mehr erkennen würde: Powell, Lo-Fang, Holychild, HAERTS, Hot Since 82, La La Brooks, No No No. Wir haben darüber schon einmal geschrieben: Ones To Watch-Listen korrelieren nicht mit Erfolg. Die Zukunft vorauszusagen (wie jemand der seine Date-Konversation schon einmal minuziös vorausgeplant hat wissen wird) ist dumm. De facto hatte nur Fat White Familys Lias Saudi recht, als er sagte, 2014 würde „ein kontinuierlicher, ständiger Abstieg in die totale Schufterei, gefolgt von sadistisch langweiligem, unbeholfenem Songwriting. Trompeten werden geblasen werden, der übliche Mist eben."

Videos, die sich schamlos fremder Kulturen bedienen

Denk an die tausenden Menschen, die diese Musikvideos gemacht und genehmigt haben, und von denen sich nicht einer dachte: „Hey … warte mal eine Sekunde!"

Weibliche DJs dumme Fragen darüber zu stellen wie es ist, eine Frau zu sein

Falls du es noch nicht gelesen hast: Annie Mac hat für unsere Schwesterseite THUMP darüber geschrieben, warum Journalisten endlich aufhören sollen zu fragen, ob es möglich ist in High Heels aufzulegen.

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Autotune existiert

Chers „Believe“ ist dafür bekannt, der Song zu sein, der Autotune bebrüht gemacht hat—und wenn du nicht findest, dass das eines der besten Stücke Popmusik ist, dann fühle dich frei einfach nichts zu sagen. Das alles ist 1998 passiert und seitdem hat Autotune eine Welle von Kritik von Musikern und Fans wahrer Musik über sich ergehen lassen müssen. Einer der größten LOL-Momente aller Zeiten war als Death Cab for Cutie blaue Armschleifen bei den Grammy Awards 2009 trugen, um gegen die Toleranz der Musikindustrie gegenüber Autotune zu protestieren und Jay Z (dummerweise, Shout Out an Drake") den „Death of Autotune“ verkündete. Obwohl sich die „Real Music“ äußerst bemüht hat, ging Auto-Tune nie mehr weg. Klar—es ist lame, wenn es wie Photoshop für die Stimme eingesetzt wird, aber das ist im Musikbusiness eben so und von Snoop Dogg über Britney Spears bis Michael Buble ist jeder schuldig, sich die volle Dröhnung aus der Stimme zu pitchen. Wenn es aber aus künstlerischen Gründen verwendet wird, ist es eine ganz andere Story

Kanye West und Paul McCartney haben den Song am Neujahrstag veröffentlicht, und auf „Only One“ ist eine dicke Ladung Autotune zu hören. Das hat viele Leute verärgert, und diese Leute müssen endlich lernen Fortschritt zu akzeptieren. Siehe auch: Leute, die über die Qualität von Mp3s schimpfen, Leute die denken dass das Internet den Musikjournalismus zerstört, Leute die denken dass neue Musik nur alte Musik abgekupfert, so als wäre alte Musik das ultimativste, was die Schöpfung jemals hervorbringen wird.

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Das Fehlen qualifizierter männlicher Popstars

Ich kapiere schon dass Sam Smith, Ed Sheeran, George Ezra und andere letztes Jahr populär waren, aber alle haben sie das Charisma eines nassen Waschlappens, der in einem Wascheimer vergessen wurde und die ganze Woche einen bemitleidenswerten Blick drauf hat—nicht wirklich das Wahre für einen Popstar. Ganz anders ist das bei vielen weiblichen Popstars—Twigs, Nicki, Ariana, Taylor— und ich werde hier bestimmt nicht das Patriarchat unterstützen und einen deppensicheren Plan aushecken wie man sie von ihrem wohl verdienten Thron stoßen könnte. Ich bitte dich 2015, gib uns ein Äquivalent zu einem Timberlake, einem Bieber oder einem Jackson. Fuck it, sogar George Michael würde schon reichen. Einfach irgendjemand mit dem kleinsten Regung von Sex Appeal und einem natürlichen Hüftschwung. Wir überleben nicht noch ein Jahr in dem Typen, die aussehen als würden sie in einem Mistkübel im Hinterhof von C&A leben, an der Spitze der Charts sind

Die Sorte von Artikeln, die Teenager/Belieber dafür verarscht, dass sie jung und naiv im Internet unterwegs sind

Luke O´Neil hat es Anfang der Woche schonmal in seinem Text „Wie die Medien darauf reingefallen sind, dass Kanye West-Fans Paul McCartney nicht kennen“ auf den Punkt gebracht:

“One of the laziest forms of contemporary content creation, which I'm sure by now you're familiar with, is the blog post round up of a series of embedded tweets. It can come in a few different forms: ‘Look at how outraged people are about XYZ’ is the most common variety, but only slightly less so is ‘Get a load of these dumbass, know-nothing teens.’ The purpose is obvious: to leverage our inherent disdain for the ignorance of youth in order to score on a cheap cycle of traffic. And the best part for the dickhead behind it is that it requires almost no effort besides using the search field on Twitter.”

Jeder, der einen Text darüber schreibt, wie dumm 14-jährige sind, sollte auch seine uneditierten Facebook- oder Skype-Chats von 2003 posten, und dann sehen wir ja wer der verdammte Idiot ist. Folgt Ryan auf Twitter: @RyanBassil