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ARTIST INTERVIEW "HIGHSNOBIETY" PRESENT: THE T-SHIRT ISSUE

Der Markt für Fashion-Basics mag übersättigt sein. Der Markt bei dem Basic Shirts mit einem konzeptionellen Hintergrund entstehen, ist im Gegensatz noch lange nicht ausgeschöpft.

Der Markt für Fashion-Basics mag übersättigt sein. Der Markt bei dem Basic Shirts mit einem konzeptionellen Hintergrund entstehen, ist im Gegensatz noch lange nicht ausgeschöpft.  Das Künstler Kollektiv The T-Shirt Issue und deren innovativen Arbeitsprozesse haben das Potenzial den Blick auf überfüllte Klamottenstapel in großen Textilhandelsgeschäften für immer zu verändern. Aus Frustration über die momentane Situation und Ideenlosigkeit vieler Designer, haben sich drei Freunde zusammengetan und ihre jeweiligen beruflichen Hintergründe miteinander vereint um das Thema Basic T-Shirt nochmal neu aufzurollen. Mit dem Gebrauch von 3D Elementen, die normalerweise nicht für die Herstellung von Kleidung gedacht sind, zeigen die Shirts von The T-Shirt Issue konzeptionelle Formate auf, die sie direkt von ihren herkömmlichen Konkurrenten aus der Branche unterscheiden. Wir haben mit Rozie Rexhepi von The T-Shirt Issue gesprochen um mehr über Design Prozesse, die Arbeit in der Kunst- und Verkäufer-Industrie sowie auch über die bevorstehende Ausstellung in New York zu erfahren.

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1) Rozie, was genau ist The T-Shirt Issue und was hat euch dazu gebracht The T-Shirt Issue zu gründen?

Gegründet wurde The T-Shirt Issue von Murat Kocyigit, Hande Akcayli und Linda Kostowski. Hande und Linda kommen beide aus dem experimentellen Fashion-Design während Murat ein abgeschlossenen Studium in Industriedesign vorweisen kann. Auf einer Geburtstagsparty im Jahr 2008 haben sich die drei zukünftigen Gründer von The T-Shirt Issue kennengelernt nachdem sie sich kollektiv über die herrschende Situation der T-Shirt Industrie (vor allem in Berlin) beschwert und ausgetauscht haben. Im selben Jahr starteten sie mit ersten 3D Experimenten aus denen schnell eine komplette Kollektion entstanden ist. Die fertige Kollektion wurde auf der Create Berlin Goes London ausgestellt und hatte so großen Erfolg, dass kaum mehr davon abzusehen war, sich weiter mit der Sache zu beschäftigen und mehr Arbeit in das Projekt zu investieren. Kurz nach der Ausstellung bin ich ins Team gekommen. Das war auch der Zeitpunkt als wir aus dem Projekt The T-Shirt Issue eine Firma gemacht haben.

2)   Was ist das Konzept von The T-Shirt Issue?

Das eigentliche Konzept ist die Neuinterpretierung des Kleidungs-Herstellungs-Prozesses. Anstatt alles per Hand zu fertigen, handelt es sich bei The T-Shirt Issue vielmehr um ein kollektives Arbeiten in einem ganz eigenen, digitalen Umfeld. Dieses Umfeld ermöglicht es uns, das zu tun worauf wir Lust haben. Von Alltagskleidung bis hin zu ausgefallenen Installationen sind uns keine Grenzen gesetzt. Jedoch bleibt immer erkennbar, dass das Ausgangsprodukt einer Kreation immer ein einfaches Shirt ist. Jersey spielt hierbei eine wichtige Rolle. Durch das neutrale Material ist es so wandelbar, dass man damit fast alles anstellen kann worauf man Lust hat.

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3)    Ihr verfahrt nach einem einzigartigen Arbeitsprozess für eure Designs. Wie   genau sieht dieser Prozess aus?

Wir arbeiten mit 3D Elementen, die eigentlich nicht für die Herstellung von Kleidung gedacht sind. Manchmal eine ziemliche Herausforderung aber gleichzeitig auch sehr inspirierend. Wir arbeiten mit einer Software für Architekten, einem 3D Animationsprogramm und verknüpfen diese mit klassischem Produktdesign. Mit diesen Funktionen können wir geometrische Formen frei skulpturieren, schneiden und bearbeiten um diese dann als Kleidungsstück zu verarbeiten. Da Polygone eine wichtige Position in den Softwareprogrammen übernehmen, haben sie natürlich auch einen fundamentalen Einfluss auf die Ästhetik unserer Arbeit. Die dreidimensionalen Designs werden digital auseinander gefaltet, gedruckt und anschließend als zweidimensionale Form auf Jersey gelegt. Jede einzelne Vorlage wird im Anschluss in akribischer Handarbeit von uns zusammen genäht - wie bei anderen Schneidern eigentlich auch. Der Unterschied bei unseren Modellen ist jener, dass der Stoffsaum so zusammengenäht wird, dass am Ende ein 3D Modell entsteht.

4)   Der Arbeitsprozess ist sehr konzeptionell und doch ist das Ergebnis der Arbeit ein sehr ästhetisches Produkt. Wie helft/hindert ihr euch gegenseitig?

Eigentlich ist dieses ästhetische Endprodukt das direkte Ergebnis der konzeptionellen Arbeit. Wenn man berücksichtigt wie visuell-orientiert die Technik ist die wir nutzen, dann ist es fast schon selbstverständlich, dass sich dieser Faktor durch den ganzen Prozess zieht. Vom digitalen Entwurf bis hin zum fertigen Shirt. Alles, was wir tun ist die Technik zu analysieren und sie in etwas Greifbares umwandeln. Natürlich könnten wir auch viel abstrakter arbeiten, das würde allerdings die Möglichkeiten der verwendeten Technologie untergraben. Was deutlich wird ist, dass es immer mehr 3D orientierte Mode gibt, aber die Fähigkeiten Kleidung aufs kleinste Detail zu formen steckt immer noch in Kinderschuhen. Uns gefällt, dass wir über genau diese Fähigkeiten verfügen.

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5)   Als Kollektiv arbeitet ihr in der Kunstwelt und auch im Einzelhandel. Plant ihr zukünftig euch zunehmend nur auf einen Bereich zu konzentrieren?

Wir haben große Lust vermehrt extreme und experimentelle Stücke zu produzieren. Unser Fokus liegt dennoch auf der Kombination beider Seiten; der Verbindung von tragbaren und raffinierten Teilen. Was zunächst vielleicht gar nicht jedem deutlich wird ist, dass alle unsere Teile miteinander zusammen hängen. Jetzt, wo wir die Extreme festgesetzt haben, können wir anfangen die Möglichkeiten dazwischen zu ertasten und auszuschöpfen.

6)    Kent ihr das Konzept hinter der kürzlich vorgestellten Muybridge Installation erklären?

Die Muybridge Installation ist eine Studie, die zeitliche Veränderungen in 3D erfasst. Genauer gesagt handelt es sich um eine Sequenz eines Vogels, der seine Flügel spreizt. Da die Veränderung der Flügelposition eine zeitliche Funktion darstellt, wurde jede einzelne Feder fortlaufend arrangiert um die Ausbreitungsbewegung zu porträtieren. Die Bewegungen wurden im Anschluss auf drei Shirts übertragen. Die Studie ist angelehnt an Edward Muybridge’s fotografischen Arbeiten aus dem späten 19. Jahrhundert mit denen er Pionierarbeit auf dem Gebiet der Erfassung von Bewegungen geleistet hat.

7)   Was inspiriert und treibt The T-Shirt Issue voran?

Unsere Ideen schöpfen wir gerne aus unterschiedlichsten Disziplinen. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten und manchmal wissen wir gar nicht wir anfangen sollen. Dennoch versuchen wir die tollsten Ideen zu sammeln um dann Etwas zu erschaffen, das auch einen Sinn ergibt. Am spannendsten ist es in unbekannte Gebiete einzudringen und darin herumzuexperimentieren bis man sich total sicher mit einer Sache ist.

8)   Was wird auf der anstehenden Ausstellung in NY passieren?

Im Zuge der Out of Hand exhibition im New Yorker MAD Museum am 16. Oktober (sneak peek am 14. Oktober) zeigen wir unsere neueste Muybride Installation sowie ein paar Stücke aus älteren Kollektionen. Außerdem veranstalten wir ein paar öffentliche Workshops, wo Leute dann auch selber etwas produzieren können.

9)   Wie geht es mit The T-Shirt Issue weiter?

Da der Unterschied zwischen unseren Basic Teilen und den konzeptionellen Arbeiten so groß ist, arbeiten wir gerade an einer “2.5D” Kollektion, die aus tragbaren Shirts besteht, die auch einige 3D Elemente integriert hat. Das funktioniert auf allen Ebenen ziemlich gut. Außerdem denken wir darüber nach unsere Basic Line auch in Farbe und mit Grafiken herauszubringen.