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Flugzeuge im Bauch

Jemand hat dermaßen in ein Flugzeug gefurzt, dass es notlanden musste und die Polizei kam

Echt jetzt.
Foto: Terry Whalebone | Flickr | CC BY 2.0; bearbeitet vom Autoren

Wir schreiben das Jahr 2018 und die ekelhaften Darmwinde eines Menschen haben ein Flugzeug vom Himmel geholt – schon wieder.

Es ist eine Geschichte, die sich quasi ständig wiederholt: 2015 brachte den Original-Flugzeugscheißer hervor, 2016 pinkelte ein Mann während eines Flugs nach Paris einen anderen Passagier an und verursachte an Bord eine Massenschlägerei und im August 2017 musste eine Maschine direkt nach dem Start wieder umdrehen, weil ein mysteriöser Gestank an Bord unerträglich wurde. Und jetzt auch noch das: Ein Flugzeug musste auf dem Weg von Dubai nach Amsterdam einen Zwischenstopp in Wien einlegen, weil einer der Passagiere einfach nicht aufhörte zu furzen.

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Bevor wir den Zwischenfall ganz in Ruhe analysieren, möchte ich die britische Nachrichtenseite The Independent (beziehungsweise ihren Ableger Indy 100) zitieren, die die harten Fakten hat.

Berichten zufolge baten zwei männliche Passagiere, die neben dem älteren Herrn saßen, diesen darum, keine Blähungen mehr abzulassen. Das soll vorher schon eine Zeit lang so gegangen sein.

Ob der Mann medizinische Gründe für seine Flatulenz hatte oder nur sein Umfeld nerven wollte, ist unklar. Die Darmwinde waren aber wohl so schlimm und übelriechend, dass es Berichten zufolge zu einem handfesten Streit kam.

Nach Warnungen vom Bordpersonal und sogar vom Piloten selbst musste die Maschine schließlich notlanden, damit sich die Polizei um die Angelegenheit kümmern konnte.

Österreichische Polizeibeamten rückten an und betraten mit Hunden das Flugzeug, um die Situation zu klären. [Twitter-User] Alfred Dekker teilte Videoaufnahmen des Zwischenfalls in den sozialen Medien.

Neben den beiden erwähnten männlichen Passagieren mussten im Zuge des Fartageddons auch zwei Schwestern aus der gleichen Sitzreihe das Flugzeug verlassen. Die Aussagen, die die beiden gegenüber der niederländischen Tageszeitung De Telegraaf gemacht haben, legen nahe, dass es bei dem ganzen Zwischenfall um mehr ging als "nur" einen aggressiv furzenden Typen, der die Leute um sich herum gegen sich aufbringen wollte:

Total verrückt, dass wir auch von Bord mussten. Wir hatten keine Ahnung, wer diese beiden Typen waren [,die sich wegen des furzenden Manns aufregten]. Wir saßen einfach nur in der gleichen Sitzreihe und haben nichts gemacht.

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Sie haben aber auch nichts gemacht, was das bizarre Verhalten der Transavia-Bordcrew gerechtfertigt hätte.

Glauben die, dass alle Marokkaner Probleme machen? Das lassen wir nicht so einfach auf uns sitzen.

Wir mussten uns selbst um unsere Ersatzflüge nach Hause kümmern.

Die Crew hat auf jeden Fall provokant agiert und die Situation nur noch weiter eskalieren lassen.

Die beiden jungen Marokkanerinnen wollen jetzt gerichtlich gegen die Fluggesellschaft vorgehen.


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Ich habe mir dazu ein paar Gedanken gemacht. Es sind aber nur vier Stück, also keine Angst, das hier dauert nicht lang.

1. Ich habe eine ziemlich gute rektale Selbstbeherrschung. Mein Anus und ich pflegen eine symbiotische Beziehung mit einer soliden Vertrauensbasis. Ich kacke oder furze also sehr selten, ohne das auch zu wollen. Wenn ich mir gar nicht verkneifen kann, vor anderen zu furzen, entschuldige ich mich meist und gehe auf die Toilette. (Manche Menschen würden sogar von mir behaupten, ich sei pathologisch verklemmt, was furzen angeht.) Ich bin der festen Überzeugung, dass man sich einen Furz bis zu einem gewissen Grad absolut verkneifen kann. Du musst im Flugzeug nicht furzen, bis die Polizei kommt. Du musst im Flugzeug überhaupt nicht furzen. Spätestens wenn du schon so häufig gefurzt hast, dass die Menschen in deiner Umgebung sich über das Gefurze beschwert haben, dann hast du definitiv zu viel gefurzt.

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2. Eine kleine Gedankenübung: Du sitzt in einem Flugzeug. Wie häufig muss die Person auf dem mittleren Platz neben dir furzen, damit du auf das Knöpfchen drückst, das eine Flugbegleitung herbeiruft? Bei einem Furz denke ich: Das muss man tolerieren. Shit happens. Zwei bis drei Fürze: Ich denke zunehmend schlechte Dinge über meinen Nebenmann. Dubai nach Amsterdam, das sind 7,5 Flugstunden. Ein durchschnittlicher Mensch furzt 14 Mal am Tag – das sind 1,7 Mal pro Stunde. Die Flugzeit lässt also pro Passagier 12,75 Fürze zu. Wann du dich beschwerst, hängt auch davon ab, was du für ein Mensch bist. Ich zum Beispiel bin Engländer, was bedeutet, dass ich mich zwar unfassbar gern beschweren möchte, aber mein Drang, höflich zu bleiben, in fast allen Lebenslagen die Oberhand behält. Wie viele Fürze würde ich aushalten, bevor die Empörung gewinnt? Furz 6 bis 12 würde ich mit Augenverdrehen quittieren und dazu abschätzig-genervt mit der Zunge schnalzen. Wenn die Zahl 12 übersteigt, würde ich wohl anfangen, mir Gewalttaten auszumalen. Aber würde ich mich jemals beschweren? Und zwar so nachdrücklich, dass der Flug in Österreich notlandet? Ich weiß nicht mal, ob jemand so viele Fürze ablassen kann, dass für mich dieser Punkt erreicht wäre.

3. Wenn jemand mich bitten würde, mit dem Furzen aufzuhören, dann würde ich wahrscheinlich aufhören zu furzen. Stell dir die heißkalt brennende, lodernde Scham vor, die sich in deiner Brust breitmachen würde, wenn dich ein fremder Mensch in der Öffentlichkeit anspricht, weil du zu viel furzt. Wenn der Pilot schon über die Sprechanlage eine Durchsage macht, dass alle aufhören sollen zu furzen, weil er sonst landen muss – ich würde mich nicht nur um den Verstand schämen, ich würde mir das Furzen ab da so hart verkneifen, dass ich implodiere und sterbe. Was für eine Art von Mensch muss man sein, um in dieser Situation völlig unbeeindruckt zu bleiben?

4. Es ist an der Zeit einzugestehen, dass wir, die Menschheit, nicht fürs Fliegen geschaffen sind. Ich meine, schau dir an was passiert, wenn wir über Stunden hinweg in ein Flugzeug eingesperrt sind: Wir scheißen, pissen, furzen und kämpfen, bis die Polizei kommt. Wir dehydrieren und flippen aus. Ich bin vor Kurzem bis an die amerikanische Westküste geflogen und hätte dabei fast den Verstand verloren. Elon Musk hat sich inzwischen zum original Bond-Bösewicht aufgeschwungen und ein Auto ins Weltall geschickt. Am Steuer sitzt eine Puppe, und ich kann mir bei dem Anblick nur denken: Was, wenn das ein Mensch wäre? Würde dieser Mensch sich das Furzen so sehr verkneifen, dass er Gefahr läuft zu explodieren? Würde er da oben sitzen, so flugdement wie ich, und zwei willkürlich ausgewählte Folgen von New Girl gucken? Würde er sich an einem versalzenen Fleischgericht überfressen und sich danach 18 Stunden lang elend fühlen? Wir kommen doch kaum damit klar, ein paar Tausend Meter über dem Erdboden zu fliegen. Als Spezies sind wir fürs Weltall offensichtlich noch nicht bereit. Der Furzer von Dubai-Amsterdam ist eine Warnung an die Menschheit: Reist nicht in das schwarze Unbekannte über unserem Himmel. Ihr scheißt euch da oben um den Verstand.

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