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hw4

Rapper Elvis erklärte uns die Legende des HW4

Cristiano Ronaldo CR7, folgerichtig ist Heiko Westermann HW4. Der Hamburger Rapper Elvis setzte dem Verteidiger mit den hölzernen Grätschen mit dem gemeinsamen Song „HW4" ein Denkmal. Wir sprachen darüber, warum der Fußball mehr Westermänner braucht.
Foto: privat

In den Niederlanden kennt man Heiko Westermann als den 33-jährigen Verteidiger, der mehr auf der Bank sitzt (oder in der zweiten Mannschaft spielt), als mit den Profis von Ajax Eredivisie-Luft schnuppert. Doch Heiko kann eigentlich viel mehr. Und wenn das jemand weiß, dann die Einwohner der schönen Hansestadt Hamburg. Dort hat Westermann noch immer Legendenstatus. Und das trotz der laut Ex-Mitspieler Paul Scharner miserablen Leistungen von Westermann. Denn der erklärte jüngst in einem Interview: „Ich glaube, ich hatte noch nie einen Mitspieler, der so viele Tore verschuldet hat wie er und trotzdem immer gesetzt war. Von den 60 Toren, die wir bekommen haben, hat er gefühlt 30 verschuldet." Boom.

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Aber eigentlich wollen wir heute eh nicht über Westermann, sondern über HW4 sprechen. Denn Westermann, äh sorry HW4, ist nicht nur bekannt für Grätschen, hölzerne Ballannahmen und sein XXL-Kämpferherz. Nein, er hat sich außerdem als Sänger versucht. Und glaubt man „Elvis", der mit HW4 zusammen den Song aufgenommen hat, hat sich Westermann als Hobby-Hip-Hopper gar nicht mal so schlecht angestellt.

Das Lied ist unter HSV-Fans noch heute ein Klassiker. Darum haben wir uns mit Elvis zusammengesetzt und fleißig über HW4 geschnackt. Elvis hat uns erklärt, warum der moderne Fußball wieder mehr von seiner Sorte gebrauchen könnte, warum der HW4-Song eine Hymne an alle Malocher ist und wie der Heiko so privat tickt.

VICE Sports: Hallo Michael, warum wolltest du über Heiko einen Song machen?
Michael Kröger: Heiko gab sein Bestes, machte aber in seinen letzten Jahren beim HSV viele Fehler. Viele Fans waren deswegen sauer. Ich hingegen wollte zeigen, dass Heiko für seinen Verein immer ein loyaler Kämpfer war, auch wenn er von den Medien immer ins Lächerliche gezogen wird.

Wie hast du das in dem Lied umgesetzt?
Im Lied geht es um HW4, einen Mann, der immer bis zur letzten Minute kämpft, auch wenn es mal nicht so gut geht. HW4 ist der Spitzname von Heiko Westermann, so wie Cristiano Ronaldo den Spitznamen CR7 trägt. ‚Gib bei der Arbeit immer alles, auch wenn nicht immer alles klappt', das ist die Bedeutung von HW4. Es begann als Scherz, aber die Menschen konnten die Botschaft hinter dem Refrain fühlen: "Ich bin HW4, du bist HW4, wir sind HW4 – und das bleiben wir!"

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Wie fand Heiko deine Songidee?
Nachdem ich die erste Version des Songs im Kasten hatte, rief ich aus Spaß den HSV-Teammanager an. Ich fragte ihn, ob er Heiko mein Lied vorspielen könnte, vielleicht hätte der ja Lust mitzumachen. Ich habe mir eigentlich keine Reaktion erwartet, und wenn dann nur ein entschiedenes nein. Aber Heiko rief mich tatsächlich zurück und meinte: „Ich bin dabei. Wann soll ich für die Aufnahme rumkommen?"

Das muss für dich als HSV-Fan ja ziemlich aufregend gewesen sein.
Auf jeden Fall, ich hatte damit nicht gerechnet. Ich bin in Hamburg nur ein kleiner, lokaler Künstler, also ging für mich ein Traum in Erfüllung. Heiko kam ins Studio! Ich war mir sicher, dass er seinen Manager oder einen HSV-Verantwortlichen mitbringen würde, aber Heiko kam ganz alleine. Ich fragte ihn, ob das normal ist für Profis, ohne Anhang zu kommen. Heiko lachte, schaute mich an und meinte nur: "Ich bin erwachsen, ich kann das auch allein." Er war höflich und bescheiden, einfach ein lieber Kerl. „Das ist eine Chance, die ich nur ein Mal im Leben kriege. Die muss ich am Schopfe packen", meinte Heiko mit einem Grinsen zu mir.

Kann Heiko eigentlich ein bisschen singen?
Er musste sich anfangs an die Aufgabe gewöhnen, weil Refrains zu Hip-Hop-Songs nicht zu seinem Job gehören. Seine Stimme zitterte ein wenig, aber am Ende klang es fast wie bei einem Profi. Wir haben im Studio viel zusammen gelacht. Ich glaube, dass Heiko nicht gedacht hätte, dass es Menschen gibt, die seinen Spielstil so sehr feiern.

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Wie reagierten die HSV-Fans, als ihr den Song vorgestellt habt?
Als wir den Song ankündigten, war die erste Reaktion: Oh nein, bitte nicht noch mehr Getue um Heiko. Als sie dann aber die Lyrics hörten und begriffen, worum es in dem Song wirklich geht, mochten sie ihn. Viele Fans denken auch, dass Fußballer in einer anderen Welt leben, aber Heiko zeigte den Fans, dass er einer von ihnen ist und dem Klub gegenüber loyal ist.

Und den Song spielst du heute noch?
Ja, ich spiele den Song immer bei Konzerten in Hamburg. Dann flippen die Menschen aus, wie letzten Sommer, als ich bei einem Freundschaftsspiel gegen Fulham auftreten durfte. Da brüllten die Fans beim Refrain richtig mit. Jeder ist mittlerweile HW4, auch wenn er längst nicht mehr in Hamburg spielt.

Es gibt im modernen Fußball nicht mehr genug HW4s, oder?
Genauso sieht's aus. Das ist auch einer der Gründe dafür, dass ich den Song gemacht habe. In der Saison nach Heikos Wechsel zu Real Betis Sevilla lief es mal wieder richtig schlecht für den HSV. Das zeigt, dass die Misere zuvor nichts mit ihm zu tun hatte. Mittlerweile kämpfen wir ständig gegen den Abstieg an. Ich denke, dass es in der Fußballwelt recht viele HW4s gibt. Aber die sind nicht die Studiogäste, die man ständig in den Medien sieht. Die HW4s kämpfen still und leise im Hintergrund für ihren Klub.

Wie ist der Kontakt zwischen dir und Heiko seit seinem Wechsel zu Betis und Ajax?
Wir whatsappen viel und Heiko schickt mir regelmäßig Trikots zu, die wir unter HSV-Fans verlosen oder für einen guten Zweck versteigern. Die Hälfte der Einnahmen aus dem Song ging ebenfalls an einen guten Zweck. Vor anderthalb Wochen fuhr ich mit ein paar Freunden nach Amsterdam und fragte Heiko, ob wir ihn besuchen kommen können. "Klar, kommt ruhig vorbei", meinte er. "Ich gebe euch Karten für das Spiel gegen Twente." Ich finde es natürlich schade, dass er in Amsterdam nicht viel spielt. Aber es war schön, Heiko mal wieder zu sehen.

Ajax muss jetzt in der Europa League gegen Schalke ran, ein weiterer Ex-Klub von Heiko…
Ja, in den sozialen Medien gehen schon wieder eine Menge Memes rum. In vielen wird Schalke als der Dumme dargestellt, weil sie ja gegen HW4 ranmüssen…

Das hat aber auch einen faden Beigeschmack, oder? Denn auch wenn es die meisten gut meinen, ist HW4 doch auch zu einer Art Witzfigur geworden.
Das stimmt. Viele machen Witze über ihn. Aber letztlich wissen die Leute auch, dass er ein fleißiger Spieler und guter Mensch ist. Heiko ist hier in Hamburg eine Legende. Nicht weil er so gut Fußball spielen kann, sondern wegen seiner Persönlichkeit.